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Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise

Titel: Der Hexer - NR41 - Die phantastische Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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den ersten Atemzug zu tun. Und so starben wieder viele von ihnen, als der magische Schrei sie erreichte und hinauszerrte aus der Geborgenheit der Kokons in die kalte, gnadenlose Wirklichkeit.
    Nur wenige waren bereits vollendet, nicht mehr als formloses, aufgedunsenes Fleisch zwar, aber doch stark genug, dem Schock zu widerstehen. Und nur sie überlebten.
    Der Todesschrei des weißen Wurms erreichte seine Brut zu einer Zeit, in der sich die erste boshafte Intelligenz regte: zu früh, um wahres Leben zu erwecken, doch zu spät, um für alle den Tod zu bringen. Er traf ihre erwachenden Hirne mit solcher Wucht, daß die Körper sich von den Kokons lösen mußten, wollten sie ihn ertragen.
    Hinausgeschleudert in ihre neue, zweite Existenz, gehorchte die Brut allein ihrem Instinkt, der auch ihnen angeboren war wie jedweder Kreatur: Sie verließen das Nest, zwängten ihre unbeholfenen, fast noch transparenten Leiber, in denen blutrote Herzen hektisch pumpten, durch die schmalen Gänge des Berges. Wieder starben etliche von ihnen, ohne je das Licht erblickt zu haben, blieben wie Froschlaich in den Krümmungen des Weges liegen und hauchten ihr unheiliges Leben aus.
    Doch acht von ihnen – acht von sechsundvierzig – erreichten den Ausstieg. Sie quollen wie eine einzige, amorphe Masse ins Freie, glitten den steinernen Berghang hinunter und blieben wie tot am Fuße des Vulkanberges liegen.
    Drei von ihnen fehlte der lebenserhaltende Impuls, sich wieder zu erheben und den schwerfälligen Körper weiterzuschleppen, und der Wind fuhr über ihre Leiber und trocknete sie aus.
    Doch fünf der weißen Würmer folgten dem Schrei.
    Fünf Wesen, deren Instinkt das Töten war, fanden die Spur, die den Weg des Muttertieres markierte, und sie folgten ihr, um seinen Tod mannigfach zu rächen.
    Sie allein hatten überlebt, und nun würde nichts mehr sie aufhalten können...

    * * *

    Wir hatten erst knapp die Hälfte der Strecke bis zum rettenden Waldrand zurückgelegt, als das eintraf, was ich insgeheim befürchtet hatte. Ein vielstimmiger, gellender Schrei erscholl hinter uns – ein Laut, den man selbst mit dem besten Willen nicht als freundlich bezeichnen konnte.
    Genausowenig wie die gut fünfzig bewaffneten Krieger, die wir erblickten, als Sill und ich wie von der Tarantel gebissen herumfuhren.
    Es waren Wesen, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte – lang und dürr, von krankhaft weißer Hautfarbe und übermäßig behaart, mit Gesichtern, die den Bildern von Urmenschen ähnelten und doch anders waren; intelligent trotz ihres tumben Ausdrucks. Ich hatte sie nie gesehen – und erkannte sie doch sofort.
    Es war die »Weiße Rasse«. Jene geheimnisumwitterte Spezies, die Professor Lidenbrock in seinem Buch so ausführlich beschrieben hatte. Das fehlende Glied in der Darwinschen Kette. Der Halbmensch zwischen dem Neandertaler und dem homo sapiens der Neuzeit. Lidenbrock hatte jenseits des großen Meeres nur eine Mumie als Vertreter dieses Urvolkes gefunden und die Weiße Rasse seit Jahrtausenden für ausgestorben gehalten.
    Ich hätte viel darum gegeben, hätte er in diesem Punkt recht behalten. Denn ob wissenschaftliche Sensation oder nicht – die Speere, Keulen und primitiven Messer, mit denen sie auf uns zustürmten, waren echt!
    Für Sekunden war ich wie benommen. Ich merkte kaum, daß Sill erschrocken zurückprallte und den Bewußtlosen losließ, den wir zwischen uns getragen hatten. Erst das schmerzerfüllte Stöhnen, mit dem der Mann zu Boden stürzte, riß mich in die Wirklichkeit zurück.
    Er kam wieder zu sich! Mit ihm als Ballast hätten wir es niemals bis zum Waldrand geschafft, doch wenn er selbst laufen konnte, hatten wir zumindest noch eine Chance! Schnell beugte ich mich zu ihm hinab und sah, daß er die Augen geöffnet hatte. Noch war sein Blick trüb, aber die Schleier der Ohnmacht wichen zusehends.
    »Ich bin ein Freund!« klärte ich schnell die Fronten. »Keine Fragen jetzt – wir müssen so rasch wie möglich fort von hier. Die Eingeborenen –«
    Ich unterbrach meinen Redefluß, als mir einfiel, daß er mich wahrscheinlich gar nicht verstehen konnte. Schließlich befanden wir uns hier unter der Arabischen Wüste, noch dazu Meilen im Inneren der Erde. Ein solcher Zufall, ausgerechnet hier auf einen Landsmann zu treffen, konnte wohl nur in schlechten Romanen vorkommen.
    Daß ich mich irrte – und zwar in beiden Punkten! –, erfuhr ich im nächsten Augenblick.
    »Wo... wo bin ich?« stöhnte der Fremde – in

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