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Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt

Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt

Titel: Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Meile hoch, wenn nicht höher. Im schwachen Licht des Tages war nicht genau zu erkennen, wie hoch er wirklich war – aber seine nadelscharf auslaufende Spitze mußte nahezu an die blaue Kuppel über unseren Köpfen stoßen.
    Seine Wände waren von einem Schwarz, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte – es war beinahe keine Farbe mehr, sondern ein lichtschluckendes, entsetzliches Etwas, dessen bloßer Anblick ein Gefühl tiefen Schauderns in mir auslöste. Dieser Turm stellte kein Menschenwerk dar, das wußte ich im gleichen Moment, in dem ich ihn sah. Uralter Dämonenzauber mußte ihn vor Äonen geschaffen haben.
    Vielleicht war es sogar ein Bau der GROSSEN ALTEN selbst. Die Bauwerke, die sich an seinem Fuße drängten – obschon riesige, kubische Klötze, vier, fünf und mehr Stockwerke hoch –, wirkten wie Spielzeugsteine. Ein Schwall fühlbarer, unangenehmer Kälte schlug uns entgegen, als wir den Verteidigungsgürtel durchschritten hatten und sich die Sree, die mich zogen, schnaubend den Hügel hinaufquälten.
    Auf der Spitze des Hügels angekommen, vernahm ich menschliche Stimmen. Doch wer auch immer sprach, er redete so schnell, daß es sich für mich wie unverständliches Vogelgezwitscher anhörte. Schatten, die Menschen und Sree sein konnten, wischten an mir vorbei, ohne daß ich einen von ihnen genauer erkennen konnte. Ich spürte nur, daß man mich immer tiefer in das Innere des Dämonenbaus brachte, bis wir schließlich sein pochendes, schwarzes Herz erreichten. Es mag verrückt klingen – aber ganz genau das war es, was ich empfand. Irgend etwas in oder an diesem Turm schien einen Bereich meiner Seele zu berühren, der bisher verborgen geblieben war. Unsichtbare Spinnenbeine tasteten über meine Gedanken. Ich hatte Angst.
    Ich spürte, wie die Sree den Schlitten abstellten und sich hastig entfernten. Einige Conden-Leute traten auf mich zu und blieben so lange vor mir stehen, daß ich ihre Gestalten nebelhaft erkennen konnte. Sie waren in lange, dunkle Gewänder gekleidet und trugen wie Mereda hellblaue Kristalle auf der Brust. Ich merkte jedoch, daß sie bedeutend weniger magische Macht als Mereda besaßen. Und sie alle kamen mir sehr jung vor; halbe Kinder noch.
    Sie schnallten mich von der Trage und begannen, mich bis auf die Haut auszuziehen. Irgend jemand wusch mir mit einem feuchten Lappen das Gesicht und den Körper. Schließlich wurde ich auf den kalten Steinboden gelegt und von kräftigen Händen festgehalten, während andere Hände mich mit wohlriechenden Salben und Ölen einrieben eine Behandlung, die mir zwar rein körperlich gut tat, mir aber abwechselnd die Scham- wie die Zornesröte ins Gesicht trieb, selbst, als man mich anschließend in eines der lang wallenden Gewänder kleidete, wie es die Magier trugen. Die Sree rafften unterdessen den Schlitten und meine Kleidung an sich und verschwanden rasch durch das Portal. Ich vermeinte die entsetzliche Angst zu spüren, die sie vor diesem Ort empfanden.
    Die Magier behielten nur meinen Stockdegen zurück. Ich sah sie über den Knauf gebeugt diskutieren, bis Mereda eintrat und sie mit einigen knappen Worten an ihre Plätze scheuchte. Zumindest erschien mir das, was sie sagte, knapp zu sein, denn es dauerte für mein Empfinden nicht länger als einen oder zwei Herzschläge. In Wirklichkeit mußte sie recht lange gesprochen haben, denn als sie fertig war, hatten sich die Magier nicht nur zu einem Kreis zusammengestellt, sondern auch in die Mitte dieses Kreises ein verschlungenes Symbol gemalt, dessen Bedeutung ich nicht kannte, das mir aber ganz und gar nicht gefiel.
    Eine Gestalt, die ich nur schemenhaft sah, nahm meinen Stockdegen an sich und verschwand damit im Hintergrund. Mereda stellte sich neben das Symbol und hob beide Hände. Ihre Lippen formten Worte, und obwohl ich die Worte nicht verstand, wußte ich doch, daß keines Menschen Mund sie aussprechen konnte, ohne daß etwas Entsetzliches geschah.
    Vier der jugendlichen Magier verließen den Kreis, ergriffen mich an Armen und Beinen und trugen mich in das Zentrum des Kreises. Ohne eine Wort zu sagen, legten sie mich auf das gemalte Symbol. Ich war noch immer unfähig, mich zu wehren.
    Die Magier spreizten meine Arme und Beine vom Körper ab und traten dann wieder in den Kreis der anderen zurück. Nur Mereda blieb neben mir stehen, so lange, bis sich mein Blick geklärt hatte und ich ihr blasses Gesicht wie einen weißen Fleck über mir sehen konnte. Die schwarze Klinge ihres Schwertes

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