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Der Hexer - NR48 - Geistersturm

Der Hexer - NR48 - Geistersturm

Titel: Der Hexer - NR48 - Geistersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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versagte, und wieder schossen ihr Tränen in die Augen. »Halt mich fest«, schluchzte sie. »Halt mich ganz fest.«
    »Ich weiß nicht, was mit den Bäumen ist«, log ich und strich ihr übers Haar. Auch jetzt mußte ich mich mühsam zur Ruhe zwingen. Der Angriff des Pflanzenmonsters hätte ausgereicht, viele geistig völlig gesunde Menschen in den Wahnsinn zu treiben. Ich wußte nicht, wie stabil Priscyllas Persönlichkeit wirklich war, aber dafür wußte ich um so besser, daß ich es nicht ertragen würde, wenn sie erneut den Verstand verlieren sollte. Keine noch so tröstenden Worte konnten ihr den Schrecken nehmen, aber es gab etwas anderes, was ich tun konnte. Es widerstrebte mir, ihr den freien Willen zu nehmen, doch die Gefahr war zu groß, und alles geschah nur zu ihrem Besten, so daß ich meine Skrupel rasch überwand.
    Ich schaute ihr starr in die Augen und konzentrierte mich so gut, wie es mir unter den gegebenen Umständen möglich war. Behutsam griff ich mit magischer Kraft nach Pris Gehirn, drang in ihr Bewußtsein ein und sandte dabei beruhigende Impulse aus. Ihr Gesicht entspannte sich. Sie hob den Kopf, wischte sich die Tränen mit dem Handrücken ab und brachte sogar ein schwaches Lächeln zustande.
    Erleichtert zog ich mich aus ihrem Geist zurück. Einen Herzschlag lang schaute ich sie prüfend an, dann drehte ich mich halb um und blickte aus zusammengekniffenen Augen zur Tür. Dort erklang jetzt auch das Schaben und Kratzen der dämonischen Pflanzen. Einige harte Schläge trafen die Tür. Das massive, dicke Eichenholz begann sich langsam zu biegen, als laste ein ungeheurer Druck auf ihm. Die Tür knirschte und ächzte; armlange Späne splitterten aus dem Holz. Mit einem gewaltigen Krachen riß das Türblatt der Länge nach auf. Ein handbreiter Spalt entstand, durch den sich vorsichtig einer der Äste vortastete.
    »Wir müssen in die Bibliothek«, stieß Pri plötzlich hervor. Ihre Stimme klang monoton und leiernd, wie es der Art aller Beeinflußten entsprach, doch ich spürte, daß es nicht nur an der Trance lag, in die ich sie durch meine Hypnose gebracht hatte. Es war noch etwas anderes, das ich mir nicht erklären konnte; etwas wie das plötzliche Wissen um Dinge, über die sie von allein gar nichts wissen dürfte.
    »Was meinst du?« fragte ich alarmiert, immer wieder rasche Blicke in Richtung der zerstörten Tür werfend. Noch wagten sich die Pflanzenarme nicht in den Flur.
    »Wir müssen in die Bibliothek«, wiederholte Priscylla.
    Ich packte ihre Arme. »Was ist mit dir? Pri, was hast du?«
    Ihr Blick war starr und ging durch mich hindurch; sie schien mich nicht zu sehen, obwohl ich direkt vor ihr stand. Ich schüttelte sie, um sie wieder zur Besinnung zu bringen. Mühelos löste sie sich aus meinem Griff und wandte sich ab, ohne mich auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen. Mit mechanisch wirkenden Schritten ging sie zur Treppe und stieg die Stufen hinauf. Ich ahnte, was sie vorhatte, hätte sie aber höchstens mit Gewalt aufhalten können. Zuerst aber wollte ich sehen, ob mein Verdacht sich bewahrheitete.
    Am Ende der Treppe trat sie in den Korridor und von dort in die Bibliothek. Suchend blickte sie sich im Raum um. Die Wände wurden von deckenhohen Regalen eingenommen, auf denen sich Bücher stapelten. Größtenteils handelte es sich um Werke über Magie und Okkultismus, die Howard und mein Vater gesammelt hatten, darunter befanden sich zahlreiche seltene Exemplare und uralte Handschriften. Sammler hätten ein Vermögen dafür bezahlt, aber ich kannte die Gefahr, die von einigen der Schriften ausging, und dachte nicht im Traum daran, auch nur eines der Bücher zu verkaufen.
    Unschlüssig verharrte Priscylla in der Mitte des Raumes und ließ ihren Blick umherschweifen. Sie bewegte sich mal in die eine, dann in die andere Richtung. Für Bruchteile von Sekunden war ihr Spiegelbild deutlich in der Fensterscheibe zu sehen.
    Der Anblick traf mich wie ein Schlag, und wahrscheinlich schrie ich nur deshalb nicht, weil ich viel zu erschrocken dazu war.
    In der Scheibe war Pris Gesicht zu sehen, aber es war nicht das vertraute Gesicht des jungen Mädchens. Es war die eingefallene, mit narbenartigen Falten und Runzeln übersäte Fratze einer uralten Frau mit rotglühenden, haßerfüllten Augen.
    Das Gesicht, das ich schon während des Alptraumes von unserer Hochzeit gesehen hatte!
    Priscylla wandte sich wieder um, und im gleichen Moment erkannte ich, daß meine Nerven mir nur einen Streich

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