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Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod

Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod

Titel: Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Verrückte, und war das, was ich zu spüren geglaubt hatte, am Ende nichts als Mitleid gewesen?
    Tränen liefen über mein Gesicht, ohne daß ich es spürte. Was war das? dachte ich immer wieder. Was war geschehen, und – schlimmer noch – was würde geschehen?
    Die Uhr hinter mir begann zu schlagen. Ein tiefer, irgendwie schwermütig wirkender Gong hallte durch den Raum, berührte irgend etwas in mir und brachte es zum Erzittern. Ich blickte hoch, sah, daß sich die beiden Zeiger auf der Zwölf getroffen hatten, und wandte mich zum Fenster, ehe der zweite Schlag ertönte.
    Mitternacht.
    Mit dem dritten düsteren Gong trat ich ans Fenster und zog die Gardine zur Seite.
    Der Platz lag schwarz und still wie ein See aus geschmolzenem Pech unter mir, ein finsteres Loch in der Welt. Die Lichter Londons schienen unendlich weit fort, nicht realer als die Sterne, die Millionen Meilen über mir am Himmel blinkten.
    Der vierte Schlag. Er schien düsterer und unheilschwangerer zu sein als die drei davor. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, daß er mehr bedeutete, als ich in diesem Moment schon ahnen mochte.
    Mitternacht...
    Was war so wichtig an diesem Gedanken? Irgend etwas war da, etwas unglaublich Wichtiges, das ich vergessen hatte.
    Der fünfte, dumpfe Gong, lang nachhallend und so düster und drohend, daß ich mich unwillkürlich umwandte und die Uhr anstarrte. Aber natürlich war es nichts als eine Uhr; eine ganze normale, schon reichlich altmodische Standuhr.
    Der sechste Gong.
    Ich wandte mich wieder zum Fenster. Irgend etwas geschah dort draußen, aber ich vermochte noch nicht zu sagen, was. Eine immer stärker werdende Unruhe hatte von mir Besitz ergriffen.
    Etwas geschah...
    Mit dem siebenten Gong begannen sich Wolken über mir am Himmel zusammenzuziehen, schwere, düstere Wolken, die wie brodelnder schwarzer Nebel aus dem Nichts kamen und sich rasend schnell ausbreiteten; ein schwarzer Tintenfleck, der das Firmament auffraß.
    Der achte Schlag. Die Hälfte des Himmels war verschwunden. Regen klatschte gegen die Fensterscheiben, und ich hörte den Wind wie das Heulen unheimlicher gigantischer Sturmwölfe. Was war das? dachte ich entsetzt. Nie hatte ich ein Unwetter erlebt, das so schnell heraufgezogen war. Es war unmöglich. Vollkommen ausgeschlossen!
    Die Uhr schlug zum neunten Mal.
    Mitternacht. Es war Mitternacht. Priscylla hatte von Mitternacht gesprochen. Sie hatte gesagt, daß wir es tun sollten, und sie hatte dafür gesorgt, daß wir es vor Mitternacht taten. Warum? Was war es, das ich übersehen hatte?!
    Die Uhr schlug zum zehnten Mal, und in den wenigen Sekundenbruchteilen, bis sie es tat, hatten sich Wolken und Regen zu einem Sturm zusammengeballt, der wie mit unsichtbaren Fäusten an den Fenstern schüttelte. Blitze zuckten.
    Mitternacht. Was geschah um Mitternacht?
    Der elfte Schlag. Der vorletzte. Noch eine halbe Sekunde.
    Der Boden bebte. Blitz auf Blitz zuckte vom Himmel. Hagelkörner mischten sich in den Regen. Der Sturm tobte. Das ganze Haus schüttelte sich, ächzte wie ein waidwundes Tier, dann traf eine Sturmböe wie eine Faust das Fenster vor mir und zerschmetterte es. Glassplitter und Schnee und eisiger Regen überschütteten mich. Ich schrie vor Schrecken auf und taumelte zurück, aber der Sturm riß mir die Laute von den Lippen.
    Hinter mir erscholl ein ungeheuer dumpfer, dröhnender Gong.
    Die Uhr schlug Mitternacht.
    Und am Himmel über London erloschen nacheinander die Sterne...

    * * *

    Es war selbst für diesen Teil Londons ein ungewöhnlicher Anblick: Jedermann, der zuweilen in dieser Straße verkehrte, war vornehme Kutschen und prachtvolle Fuhrwerke gewöhnt, die vor dem Hilton standen – aber eine solche Ansammlung von Prachtkaleschen wie heute war nun wirklich etwas Außergewöhnliches.
    Die Straße war fast auf ganzer Breite blockiert, und noch immer rollten weitere Wagen herbei und entließen vornehm gekleidete Männer und Frauen, die im hell erleuchteten Portal des Nobelhotels verschwanden, freilich nicht, ohne vorher von einer Anzahl diskret gekleideter, aber ausnahmslos auffallend muskulöser Herren in Empfang genommen und freundlich nach ihren Einladungen gefragt worden zu sein.
    Aus dem Hotel drangen gedämpfte Musik und die typischen Geräusche eines Banketts heraus. Es gab kein Fenster in dem riesigen Bauwerk, das nicht strahlend hell erleuchtet gewesen wäre.
    Dem Mann, der schräg gegenüber dem Hotel auf der anderen Straßenseite stand und aus brennenden Augen das

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