Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod
trotzdem tun?«
»Ja.« Shadows Stimme war fest, trotz der brodelnden Furcht, die sie verspürte.
»Du gibst deine Unsterblichkeit auf«, sagte der El-o-hym fassungslos. »Du wirst zu einem Menschen, Shadow. Du wirst altern wie ein Mensch, und sterben wie ein Mensch. Nichts wird von dir bleiben.«
»Ich weiß.«
»Und alles nur, weil du einen Menschen liebst?« Der El-o-hym schüttelte verstört den Kopf. »Aber du wirst ihm nicht einmal helfen können«, sagte er. »In deiner menschlichen Gestalt schon gar nicht!«
Shadow schwieg. Ihr Entschluß stand fest.
Und nach einer Weile begann die hochgewachsene Gestalt mit dem brennenden Schwert in der Hand vor ihr zu verblassen.
Mit ihr verging Der-in-den-Schatten-wandelt. Seine Aufgabe war unwichtig geworden. Seine Strafe konnte sie nicht mehr treffen, denn es war eine Strafe, die nur die Unsterblichen als eine solche empfanden. Welchen Unterschied machte es, ob sie noch dreißig oder vierzig Jahre lebte, oder jetzt starb?
Nein, er würde ihr nichts mehr zuleide tun, so wenig, wie Hastur sie zur Verantwortung ziehen würde für ihren neuerlichen Verrat.
Für alle anderen hatte sie verloren. Es war ihr nicht einmal mehr möglich, sich dem Haus zu nähern, in dem Robert war, und der MACHT.
Es gab nur noch eine Sache, die sie tun konnte.
Und sie hatte entsetzliche Angst davor.
* * *
Es war nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte; ganz und gar nicht.
Ich war Priscylla nach oben gefolgt – nicht in unser gemeinsames Schlafzimmer, wie ich eigentlich angenommen hatte, sondern ganz nach oben, in die Zimmerflucht, die sie bisher bewohnt hatte – und wir hatten getan, was Frischvermählte eben in ihrer Hochzeitsnacht zu tun pflegten.
Aber es war alles falsch, von der ersten Sekunde an.
Das ungute Gefühl, das ich gehabt hatte, als ich ihr die schmalen Stufen hinauf folgte, war immer stärker geworden. Ich fühlte mich verlegen, fehl am Platze. Und Priscylla tat nichts, aber auch gar nichts, irgend etwas an diesem Gefühl zu ändern.
Oh, sie gab sich Mühe, sicherlich. Sie tat alles, was ein frischgebackener Ehemann von seiner Frau erwarten konnte, und ich umgekehrt auch. Aber Priscylla verdarb alles. Ich erspare mir die Einzelheiten, denn sie waren wahrlich nicht besonders erfreulich, aber sie schaffte es, unser erstes Beisammensein zu einer Pflichtübung werden zu lassen, die mich beinahe anwiderte.
Ich war froh, als es vorbei war, nach wenigen Minuten. Und auch Priscylla sah mich nur kalt und trotzdem sonderbar zufriedengestellt an und drehte sich mit einem lautlosen Achselzucken auf die Seite.
Es war keine Zufriedenheit sexueller Art, die ich in ihren Augen las.
Es war die Zufriedenheit eines Raubtieres, das nach langer Jagd endlich seine Beute bekommen hatte; nein, schlimmer, die Zufriedenheit einer Spinne, die die Fliege in ihrem Netz betrachtet.
Was waren das für Gedanken?
Großer Gott, was geschah hier? Warum mußte alles so enden? War es wirklich mein Fluch, daß mir nichts, nicht einmal das mindeste bißchen Glück gegönnt war?
Ich begriff, daß ich schon wieder dabei war, in Selbstmitleid zu versinken, schlug mit einer wütenden Bewegung die Decke zurück und stand auf. Hastig schlüpfte ich in meine Kleider, verließ das Schlafzimmer und ging wieder hinunter in den Salon, mit der festen Absicht, mich zu betrinken.
Sinnlos zu betrinken.
Aber nicht einmal das gelang mir.
Der Champagner schmeckte schal, obwohl ich die Flasche wieder verschlossen und in den Eiskübel zurückgestellt hatte. Ich versuchte ein Glas Whisky zu trinken, bekam aber nur einen winzigen Schluck herunter und schleuderte das Glas in einem Anfall sinnloser Wut gegen die Wand.
Das Klirren hallte überlaut in meinen Ohren wider. Für einen Moment drohte ich fast in Raserei zu geraten. Eine völlig grundlose, aber auch fast völlig unbezwingbare Wut ergriff von mir Besitz. Ich stöhnte, schloß die Augen und preßte die Lider so fest zusammen, bis flammende Sterne vor meinen Augäpfeln erschienen. Mit einem Mal hatte ich das Gefühl, ersticken zu müssen.
War wirklich alles umsonst gewesen? Hatte... O Gott, hatte Howard am Ende recht behalten? War meine Liebe nichts als ein Irrtum gewesen, ein gräßlicher, unbeschreiblich brutaler Scherz des Schicksals, mit dem es das böse Spiel krönte, das es seit Jahren mit mir trieb?
War Priscylla...
Ich weigerte mich fast, den Gedanken zu Ende zu denken, aber er machte sich selbständig.
War sie vielleicht wirklich nur eine
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