Der Hexer von Sunnydale
der Gedanke daran war verwirrend und gleichzeitig erregend. Aber dennoch kam es ihr falsch vor, wie ein Schwindel, den sie noch nicht aufgedeckt hatte.
Sie senkte ihre Stimme, auch wenn es im Lärm der Kirmes kaum nötig war. „Du weißt doch, Buffy hat 'nen guten Instinkt. Was ist nun, wenn sie recht hat - was ist, wenn wirklich etwas nicht stimmt -"
„Das einzige, was mit Rose nicht stimmt, ist, daß sie schon bald wieder weg ist", seufzte Xander. In seinen Augen schimmerte es verdächtig.
„Ich mein'es ernst!"
Xander grinste unverschämt. „Hey, ich find's toll, daß Buffy zur Abwechslung mal auf uns eifersüchtig ist. Ich glaub, es tut ihr gut, mal auf 'n normales Maß zurückgestutzt zu werden. Ich hab schon gemerkt, daß sie klug genug war, heute nicht herzukommen und sich wieder zum Narren zu machen. Und wenn wir angeblich in solcher Gefahr schweben, wo zum Teufel steckt sie dann bloß?" „Ich weiß es nicht", gab Willow zu. „Ich glaub, ich hab mich doch geirrt."
Plötzlich sprang Xander auf und winkte wie verrückt. „Hier sind wir!"
Während der Hot dog langsam in ihrem Magen zu tanzen begann, drehte Willow sich um. Prompt wurde ihr noch schlechter. Da kam Rose auf sie zugestöckelt und trug ein hautenges Kleid mit Leopardenmuster, Netzstrümpfe und Pfennigabsätze. Männerköpfe fuhren herum, und lüsterne Augen folgten ihr wie der Wellenspur eines Luxusdampfers. Sie trug eine sehr große Handtasche mit Verschluß - vielleicht schleppte sie ja eine Bowlingkugel mit sich herum.
„Warum läßt du dir das Tattoo nicht direkt auf die Stirn machen?" schlug Willow vor.
„Klasse Idee", erwiderte Xander, der ihr nicht einmal zugehört hatte. Er nahm nichts wahr außer Rose, die aufreizend langsam auf ihn zuschlenderte.
Als sie näher kam, drückte Xander das Plüschtier Willow in die Arme, um für das vollbusige Karnevalsmädchen Platz zu schaffen. „Du siehst einfach wunderschön aus!" schwärmte er.
Er versuchte, die Arme um sie zu legen, aber Rose schob ihn neckend von sich. „Hier sehen ja alle zu. Später haben wir doch noch genug Zeit."
Willow schluckte hart. „Dein Kleid ist... irre."
„Danke", antwortete Rose. „Hab es aus 'nem Variete in Abilene."
„Wunderschön", wiederholte Xander.
„Gibt's etwa immer noch Varietes in Abilene?" fragte Willow verblüfft. „Ich dachte, diese Dinger wären schon in den fünfziger Jahren aus der Mode gekommen."
Rose bedachte sie mit einem kehligen Lachen. „Es läuft ja auch nicht mehr - ist mehr so ein Varietemuseum."
„Du meinst, irgendeine Stripteasetänzerin hat dieses Outfit mal getragen?" fragte Xander sichtlich beeindruckt.
Rose lächelte. „Könnte man sagen."
„Wo gehen wir denn hin?" fragte Willow, um das Thema zu wechseln.
„Ich weiß es nicht", erwiderte die Schaustellerin. „Laßt uns einfach abwarten, was Lonnie vorhat. Er hat den Pickup. Xander, mein Armer, du mußt wahrscheinlich hinten sitzen, auf der Ladefläche."
„Das macht nichts", meinte Xander tapfer. „Wenn ich mir dann 'n paar Beulen hole, wirst du sie küssen und machen, daß sie weggehen?"
„Natürlich, Baby", gurrte sie und tätschelte seine Wange. Der Hot dog wollte so dringend Willows Magen entkommen wie sie selbst Roses Gegenwart, aber keinem von beiden wurde der Wunsch erfüllt. Es war nur allzu deutlich, daß Xander Rose überallhin folgen würde, selbst wenn er an eine Kette gefesselt hinter dem Pickup hergezogen wurde.
„Du willst also die Sehenswürdigkeiten von Sunnydale bestaunen?" fragte Xander und tippte sich nachdenklich gegen das Kinn. „Das könnte aber 'ne kurze Fahrt werden. Da gibt es das Bronze, das ist 'n ganz cooler Club, auch wenn sie jeden reinlassen. Dann gibt's 'n schäbiges Einkaufszentrum, einen einsamen Coffee-Shop und die Carrerabahn - die hat vielleicht noch offen. Und natürlich gibt's die üblichen historischen Stätten zu bewundern." „Historische Stätten", meinte Rose und zog vielsagend eine dunkle Braue hoch. „Solche Altertümer haben mich immer schon angeturnt."
„Echt?" fragte Xander aufgeregt. „Es gibt 'n paar alte Ruinen auf dem Flagpole Hill - vielleicht haben da ja sogar Höhlenmenschen gelebt."
„Es ist ein altes Armeedepot", stellte Willow richtig. „Aus dem Zweiten Weltkrieg."
„Das ist schon lange her", sagte Rose sehnsüchtig. Sie blickte zum Mond, der hoch über ihnen stand. „Aber lange wird es nicht mehr dauern."
Bevor Willow nach der Bedeutung dieser seltsamen Bemerkung fragen
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