Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
so subtile Taktik zu versuchen – außerdem waren diese Feiglinge nicht gern in kleinen Gruppen ohne militärischen Schutz unterwegs.
Wenig später sprangen zwei Gestalten über Bord, darunter der Große, und wateten durch das kniehohe Wasser ans Ufer. Obschon mit schlichter Wollmütze und einem groben braunen Plaid um die Schultern wie ein armer Fischer gekleidet, war sein muskulöser Körper unverkennbar jener des stärksten Mannes von Schottland.
Ein breites Lächeln erhellte Eriks Gesicht.
»Sieh an… verdammt will ich sein.«
»Was ist, Captain?«
»Sieht aus, als bekämen wir Besuch.«
Erik trat aus den Schatten der Küstenlinie und ging das Ufer entlang.
»Sieh einer an, was die Flut angeschwemmt hat«, rief er aus.
Der Hüne drehte sich um. Sein granithartes Gesicht blieb ausdruckslos, obwohl sie einander seit Monaten nicht mehr gesehen hatten.
»Wie ich sehe, hat dich noch niemand umgebracht?«
»Deine Enttäuschung ist völlig unangebracht«, erwiderte Erik lachend und schlug ihm auf den Rücken, so fest, dass es fast schmerzte.
»An Versuchen hat es nicht gefehlt. Was zum Teufel treibst du hier, Raider?« Erik wandte sich an den Mann an seiner Seite, in der Erwartung, Boyds Partner Alex »Dragon« Seton zu sehen. Stattdessen sah er zu seinem Erstaunen den Bruder des Königs. Seine Freude wurde etwas gedämpft. Edward Bruce war ein wankelmütiger arroganter Schnösel, der anders als sein königlicher Bruder sämtliche schlechten Eigenschaften besaß, die ein Edelmann nur haben konnte. Von Bruces vier Brüdern war Edward derjenige, den Erik am wenigsten leiden konnte. Seine Verbeugung fiel daher knapp aus.
»Mylord«, sagte er, ehe er sich wieder Boyd zuwandte.
»Wie habt ihr mich gefunden?«
»Das ist eine lange Geschichte. Die sollte man an einem wärmenden Feuer hören.«
Boyd befahl den Fischern, sie vor Tagesanbruch abzuholen.
Erik wies ihm die Richtung zur Höhle.
»Ich freue mich schon darauf.«
Boyd sah ihn mit hartem Blick an.
»Und ich freue mich zu hören, warum Euch die halbe englische Flotte bis in den Arsch kriecht.«
16
S tunden später saßen die Männer im Lager um ein Feuer geschart, nachdem sie sich an Megs kulinarischen Köstlichkeiten gelabt und dazu reichlich dem dörflichen Bier zugesprochen hatten. Edward Bruce war mit Randolph in ein Gespräch vertieft, für Erik die erste Gelegenheit, sich mit Boyd allein vertraulich auszutauschen.
Es tat gut, seinen Garde-Kollegen zu sehen, die Nachrichten, die dieser brachte, waren freilich düster. Nigel Bruce, Christopher Seton und der Earl of Atholl waren hingerichtet worden, und von Viper, Saint und Templar hatte man nichts mehr gehört, seitdem sie mit den Frauen in den Norden geflohen waren, auch nicht von Dragon, seit er sich auf die Suche nach seinem Bruder gemacht hatte.
»Also, wie hast du mich gefunden?«, fragte Erik.
»Glück. Der König hat uns nach Arran geschickt, das wir für den Angriff erkunden sollten, doch als wir zurück wollten, war uns der Weg durch die Blockade englischer Galeeren versperrt. Im Dorf unweit Dunaverty Castle fanden wir Zuflucht, um zu warten, bis die Seewege wieder frei wären, und haben Gespräche mit unserem Freund in der Festung geführt. Als er mir gesagt hat, wie du angekommen warst, konnte ich mir denken, dass du in der Nähe sein müsstest. Edward hat erwähnt, dass er von dieser Insel aus beobachtet hat, wie dir letztes Mal aus Dunaverty die Flucht gelungen ist, also habe ich die Chance genutzt.« Er sah ihn eindringlich an.
»Wie zur Hölle hast du es nur geschafft, de Monthermer so aufzubringen?«
Erik hatte bereits über die Umstände seines Treffens mit den McQuillans berichtet – auch dass er Ellie hatte mitnehmen müssen – und die darauf folgende Konfrontation mit den englischen Schiffen.
»Ich habe seinen Stolz verletzt, das ist alles.«
Boyd schüttelte den Kopf.
»Das glaube ich nicht. Unser Freund in der Burg hat gesagt, de Monthermer hätte einige Tage dort gewütet und die Bediensteten wegen eines Gespenstes eingehend befragt.«
Erik runzelte die Stirn und berichtete von der unerwarteten Begegnung mit dem Jungen in der Vorratskammer, wobei er natürlich verschwieg, dass er einen Stich abbekommen hatte.
Wenn de Monthermer auf Dunaverty gewesen war, war er in der Nähe. Wie hatte der Engländer die Verbindung hergestellt? Erik überkam ein unbehagliches Gefühl. Vielleicht war es gut, dass sie bald verschwinden würden.
»Hat es Ärger auf Arran
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