Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
dürftig gewesen. Er wusste nicht, was an dem Mädchen es war, das ihn um den Verstand brachte.
Anstatt sich wie ein Junge mit seinem ersten Mädchen für ein paar Momente gestohlener Lust davonzuschleichen, hätte er bei seinen Männern sein, sie auf den wichtigsten Kampf ihres Lebens vorbereiten und die Rückfahrt nach Irland planen sollen, die sie über einen schwer bewachten Seeweg führen würde.
Aber verdammt wollte er sein, wenn es sich nicht gelohnt hatte. Ihre Hand hatte ihm mehr Lust verschafft, als er seit Langem erlebt hatte.
Aber der Lustgewinn brachte Komplikationen mit sich.
Er hoffte inständig, dass er ihr ihre romantischen Phantasien ausgetrieben hatte. Pirat oder nicht, er war ein Gesetzloser und nicht in der Lage, ihr mehr zu bieten, selbst wenn er es gewollt hätte – was nicht der Fall war.
Er hatte nur gescherzt, als er sagte, er wolle sie behalten. Der Stich, den er bei ihrer raschen Ablehnung verspürt hatte, war nur sein Stolz gewesen, mehr nicht.
Er sah zu, als sie ihre Kleider in Ordnung brachte. Falls ihr abgewendetes Gesicht ein Zeichen war, hatte sie die Warnung verstanden.
Sie ging zur Scheunentür, und wieder spürte er den merkwürdigen Druck in seiner Brust wachsen. Das überwältigende – ihn in den Wahnsinn treibende – Verlangen, sie glücklich zu machen.
Sie fasste nach dem Riegel. Lass sie gehen. So ist es besser.
» Warte!«, platzte er heraus.
Langsam drehte sie sich um. Ihr kleines Gesicht war fragend zur Seite geneigt.
Sein Herz schlug wild und unregelmäßig. Er wusste nicht, was er hätte sagen sollen. Aber das konnte nicht sein. Er war doch nie um Worte verlegen.
Sie starrte ihn erwartungsvoll an. Er wollte sich durchs Haar fahren und von einem Fuß auf den anderen treten. Schließlich wurde ihm weitere Verlegenheit erspart, als etwas seinen Blick fesselte. Er streckte die Hand aus, zupfte einen Strohhalm aus ihrem Haar und zeigte ihn ihr.
»Dies zu erklären, wäre schwierig.«
Röte stieg ihr in die Wangen. Nie hatte er eine Frau gesehen, die so anbetungswürdig errötete.
»Danke«, sagte sie.
Lange starrten sie einander an, ehe er schließlich den Blickkontakt abbrach.
»Du solltest als Erste gehen.«
Sie nickte und wollte durch die Tür, drehte sich aber plötzlich um.
»Sehe ich dich heute Abend?«
Er wusste, dass er sie meiden sollte – dass dadurch der Abschied erleichtert würde –, doch ertappte er sich dabei, dass er nickte.
Sie lächelte, und die Wärme, die von ihrem Lächeln ausging, hüllte ihn wie eine sanfte Umarmung ein. Total verrückt. Fast war es, als könne er ihre Emotionen so deutlich spüren wie seine eigenen. Als wäre ihm ihr Glück wichtiger als seines.
Er blickte ihr nach, als sie über den Hof ging, und wartete, bis sie im Haus verschwunden war, ehe er selbst die Scheune verließ.
Fast hatte er den Klippenabsturz an der höchsten Stelle des zum Strand führenden Pfades erreicht, als er hinter sich jemanden hörte. Ehe er sich umdrehte, wusste er schon, wer es war. Das zornige Stapfen hatte es ihm verraten.
Hawk musterte den hochrot angelaufenen jungen Ritter, der zum ersten Mal, seitdem er erkrankt war, seine volle Rüstung angelegt hatte. Randolphs Kettenhemd hatte die See besser überstanden als er selbst; es war so blitzblank wie ein neues Silberstück. Randolph andererseits hatte ein wenig abgenommen und schien von der geringen Anstrengung, die schnelles Gehen bereitete, ermüdet. Er atmete schwer, auf seiner Stirn glänzte Schweiß.
»Schön, Euch wieder wohlauf und auf den Beinen zu sehen, Randolph.«
Es sprach für Randolphs Stimmung, dass die vertrauliche Anrede ihn nicht erboste.
»Beim Kreuz des Erlösers!«, rief der junge Ritter aus, den Lieblingsfluch seines Onkels ausstoßend.
»Was habt Ihr vor?«
»Ich will ins Lager. Kommt Ihr mit?«
Trotz seiner Jugend hatte Randolph etwas Eindrucksvolles an sich. Seine straffe Schulterhaltung, der harte Schimmer in seinen Augen und sein eigensinniges Kinn zeigten Erik den stählernen Schatten des Mannes, der er einmal sein würde. Legte er seine Hochnäsigkeit und Arroganz ein wenig ab, würde er einen hervorragenden Krieger abgeben – für einen Lowlander.
»Ihr wisst genau, dass ich nicht das gemeint habe. Was treibt Ihr mit Ellie?«
Eriks Miene verdunkelte sich gefährlich. Er verspürte eine seltene Aufwallung von Zorn. Dass Randolph sich zu Ellies Beschützer ernannte und sich wie ein edler Ritter aufspielte, ärgerte ihn ungemein. Ellie war sein.
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