Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
auf sie und musterte sie aufmerksamer, als ihr lieb sein konnte.
» Das ist deine Gefangene?«
Ellie hatte den Eindruck, dass sie so gar nicht das war, was er erwartete.
»Ich bin nicht seine Gefangene.«
»Sie ist nicht meine Gefangene«, sagte gleichzeitig Hawk.
Edward begutachtete sie mit einer Aufmerksamkeit, die ihr nicht geheuer war. Einen Augenblick lang befürchtete sie, er würde sie doch noch erkennen. Ein spöttisches Lächeln umspielte einen seiner Mundwinkel.
Schließlich riss er den Blick los.
»Nicht Euer üblicher Typ, Hawk.«
Erik musste sich mit aller Kraft vor Augen halten, dass er den Bruder des Königs vor sich hatte und es keine gute Idee war, dessen abfälliges Lächeln mit der Faust auszulöschen.
Aber es wäre ein verdammt gutes Gefühl gewesen.
Zuerst hatte Edward sich dummerweise den zwei Frauen gezeigt, und mit einer kleinen Möglichkeit, erkannt zu werden, musste man immer rechnen. Und dann war er hergegangen und hatte Ellie beleidigt, indem er sie mit den anderen Frauen verglich.
Warum sollte er sich zu Ellie nicht hingezogen fühlen? Auch wenn sie keine großen Brüste hatte und nicht aussah, als wäre sie vom Olymp herabgestiegen. Jeder Idiot konnte sehen, wie hübsch sie mit ihren grün gesprenkelten braunen Augen, der winzigen Nase und dem frechen kleinen Mund war.
Falls dieser Dreckskerl ihre Gefühle verletzt hatte, würden seine königlichen Beziehungen ihm nichts nützen. Er sah zu Ellie hin. Die trotzige Haltung ihres Kinns und die zwei roten Flecken auf ihren Wangen zeigten an, dass sie die Andeutung sehr wohl verstanden hatte – und wie es aussah, stand sie im Begriff, Edward Bruce gehörig die Meinung zu sagen.
Erik hätte ihre Reaktion voraussehen sollen. Ellie beurteilte ihren Wert – und jenen anderer – nicht nach körperlicher Schönheit. Dies gehörte zu den Dingen, derentwegen er sie bewunderte und warum ihm an ihrer guten Meinung sehr lag.
Aber er wollte sie nicht länger als nötig in Edward Bruces Nähe sehen.
»Ihr habt ganz recht«, sagte er und trat zwischen sie und Edward.
»Ellie ist zu einzigartig, um mit andern verglichen zu werden.«
Er runzelte die Stirn, als ihm klar wurde, dass er es ernst meinte.
Ellie beobachtete ihn mit ihrem viel zu aufmerksamen Blick, der ihn immer zappelig machte. Da er nicht wollte, dass seine Worte für Verwirrung bei ihr sorgten und sie falsche Schlüsse daraus zog, ging er in die Offensive.
»Was willst du hier?«
»Es ist meine Schuld«, wollte Meg vermitteln.
»Ich wusste nicht, dass du beschäftigt bist. Wir wollten die Kochtöpfe holen.«
Erik war erleichtert, als er sah, dass Edward, wenn auch verspätet, erfasst hatte, dass er sich nicht hätte zeigen sollen, und sich in die Höhle zurückgezogen hatte.
Ellie sah ihm nach, und etwas an ihrer Miene verursachte bei Erik ein unbehagliches Kribbeln.
»Ich sorge dafür, dass einer der Männer sie hinaufbringt«, sagte er. Er sah Meg an, dass es ihr leid tat, sie gestört zu haben. Es war nicht ihre Schuld. Er hätte seine Anweisungen präziser geben müssen. Er fragte sich, was der wahre Grund ihres Kommens war. Dass die beiden nur wegen der Kochtöpfe den Weg gemacht hatten, kam ihm wenig glaubhaft vor.
»Es ist schon spät«, sagte er, »ich werde euch begleiten.«
Beide protestierten, Erik aber ließ nicht locker. Meg war wohl gewohnt, nachts den Klippenweg zu gehen, nicht aber Ellie. Wenn er sich vorstellte, wie leicht sie ausrutschen oder in der Dunkelheit einen Fehltritt tun konnte, regte sich bei ihm wieder sein Zorn.
Nur zur Sicherheit hielt er ihren Arm mit festem Griff, als sie den Weg hinaufgingen. Trotz ihrer Zierlichkeit schmiegte Ellie sich höchst angenehm an ihn.
Beide Frauen waren ungewöhnlich still. Kaum hatten sie das Haus betreten, als Meg sich übertrieben gähnend mit Müdigkeit entschuldigte und zu Bett ging.
Erik hatte das deutliche Gefühl, dass die Absicht dahinter steckte, ihn mit Ellie allein zu lassen. Aber Ellie schien ungewöhnlich nervös. Sie brauchte sehr lange, um ihren Mantel abzulegen und machte sich dann umständlich im Raum zu schaffen, bis sie sich entschloss, die Hände vor dem Feuer zu wärmen.
»Wolltest du etwas, Mädchen?«
»Nein«, sagte sie rasch, um sich zu berichtigen:
»Ja.« Sie faltete die Hände im Schoß und blickte ihn an.
»Deine Gäste. Bist du ihretwegen heute nicht gekommen?«
Verdammt. Das hatte er ganz vergessen. Aber das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Randolphs Worte
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