Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
wäre sie nie von selbst auf die Idee gekommen.
»Natürlich brauche ich Hilfe.«
Die zwei Frauen tauschten ein verschwörerisches Lächeln und griffen zu ihren Mänteln. Der Wind hatte aufgefrischt, und die Fackeln flackerten in der Dunkelheit, als sie vorsichtig den Klippenpfad hinunter zum Ufer gingen. Ellie hatte das Gefühl, sie würden beobachtet. Hawk hatte wohl um die Höhle Wachen postiert. Aber erst, als sie sich dem Eingang näherten, wurden sie von einem jungen Wachposten aufgehalten.
»Leider ist der Captain beschäftigt«, sagte er, unbehaglich zappelnd und von einem Fuß auf den anderen tretend, als wäre seine Kleidung zu eng.
Ellie hört aus dem Inneren der Höhle fröhliches Gelächter. Beschäftigt? Mit Feiern? Ihr Magen sackte ab, als sie an die Frauen vom Abend zuvor dachte. Sie versuchte, über die Schulter des Wachpostens zu spähen, doch war der Bursche groß und seine Brust so breit, dass sie ihr die Sicht auf den Eingang versperrte.
Auch Meg schien überrascht.
»Ich möchte nur die Kochtöpfe holen.«
»Rhuairi wird sie Euch bringen.« Er zeigte auf einen Posten in der Nähe, der ihm einen verstohlenen Blick zuwarf und hastig der Aufforderung nachkam.
Merkwürdige Dinge gingen hier vor. Noch nie hatte man ihnen den Zutritt zur Höhle verweigert, zudem war ganz klar, dass der junge Posten sie loswerden wollte. Gab es da etwas, das sie nicht sehen sollten?
Auch Meg musste es bemerkt haben. Sie hakte Ellie unter.
»Schon gut, Duncan soll die Töpfe später bringen.«
Meg drehte sich mit ihr um, um den Rückweg anzutreten, in der Eile aber passierte es, dass Ellie gegen einen Mann stieß, der hinter ihnen aufgetaucht war.
»Verzeiht«, sagte sie automatisch.
Ellie blickte zu dem Mann auf und erstarrte vor Schreck. Alles Blut wich aus ihrem Antlitz. Sie blinzelte im Halbdunkel, da sie ihren Augen nicht trauen konnte. Er trug die grobe Kleidung der Fischer, doch erkannte sie den gut aussehenden, dunkelhaarigen Mann, der vor ihr stand: Edward Bruce. Roberts ältester Bruder, ihr Schwager.
Warum …?
Natürlich! In diesem einen vor Schreck erstarrten Moment fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Das letzte Teilchen des Puzzles fand seinen Platz. Hawk ist auf Bruces Seite. Er war kein Pirat, sondern ein schottischer Rebell, der mit Robert gegen König Edward kämpfte. Und gegen ihren Vater. Plötzlich verstand sie, warum er nicht gewollt hatte, dass sie den Männern ihres Vaters begegnete.
Das hatte Meg mit »kompliziert« gemeint. Ihre Freundin konnte sich aber nicht vorstellen, wie kompliziert.
Dann traf sie die zweite Erkenntnis wie ein Schlag: Hawk würde nun erfahren, wer sie war. Damit würde alles vorbei sein. Sobald er ihre wahre Identität kannte, würde es keine privaten Momente mehr geben, keine Küsse, keine Lust. Sie würde nie mehr herausfinden können, wie es um seine wahren Gefühle bestellt war.
Ursprünglich hatte sie befürchtet, er würde sie nur wegen ihres Reichtums und ihrer Position heiraten wollen, wenn ihre wahre Identität enthüllt würde. Um alles noch mehr zu komplizieren, kam jetzt auch noch die Tatsache hinzu, dass sie Schwägerin seines Lehnsherrn war. Sie argwöhnte, dass sein angeborener Edelmut ihn zwingen würde, um ihre Hand anzuhalten.
Aber so wollte sie ihn nicht. Das Leben ihrer Mutter war ihr eine Lehre gewesen. Unerwiderte Liebe hatte nichts Romantisches an sich. Da nahm sie lieber Ralph zum Mann.
Mit angehaltenem Atem wartete sie auf den Moment der Enthüllung. Wartete, dass Edward lautstark wissen wollte, warum Lady Elyne de Burgh wie ein Bauernmädchen gekleidet vor ihm stünde.
Aber Edward sagte kein Wort. Der Blick seiner kalten, dunklen Augen glitt ohne Aufleuchten von Interesse über sie, so wie bei ihrer ersten Begegnung anlässlich von Roberts und Elizabeths Hochzeit. Auch mit Schmuck behangen und in üppigen Samt gekleidet war sie damals nicht hübsch genug gewesen, um von ihm wahrgenommen zu werden, umso weniger war sie es jetzt.
Meine Güte, er erkannte sie nicht! Sie wusste, dass sie sich hätte gedemütigt fühlen sollen, stattdessen konnte sie ihr Glück nicht fassen.
Da sie ihm nicht die Gelegenheit liefern wollte, sich doch an sie zu erinnern, wandte sie sich zum Gehen. Aber ehe sie Megs Arm ergreifen und davoneilen konnte, hielt eine schmerzhaft bekannte Stimme sie auf.
Hawk packte ihren Ellbogen und drehte sie blitzschnell zu sich herum.
»Ellie? Was zum Teufel treibst du denn hier?«
Edward Bruces Blick fiel
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