Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
birlinn, war das Boot dennoch viel eindrucksvoller, als sie es in Erinnerung hatte. Verzogene Planken hatte er repariert, indem er sie abhobelte und zusammenschob. Ersetzt hatte er nur wenige, da frisches und nicht ausgehärtetes Holz für ein Boot nichts taugte. Der Rumpf war schließlich mit einer klebrigen schwarzen Masse eingelassen worden, die das Boot einigermaßen wasserdicht machen sollte, wie Erik erklärte.
Der Mast wirkte ein wenig behelfsmäßig, schien aber seinen Zweck zu erfüllen, wie auch das rückwärts angebrachte Ruder. Das Segel war aus zwei Laken gefertigt, die sie und Meg zusammengenäht hatten. Ein alter Fischer hatte ranzig riechendes tierisches Fett darauf verschmiert.
Erik hatte den Proviant verstaut, den Meg für ihn vorbereitet hatte – zusätzliche Decken, Essen, Wasser und Ale – alles in einer kleinen Kiste, die er im Boot festmachte, damit sie darauf sitzen konnte. Er nahm neben ihr Aufstellung.
»Euer Schiff wartet, Mylady«, sagte er mit einer galanten Handbewegung.
Sie schüttelte den Kopf und sah ihn fragend an.
»Gibt es etwas, das du nicht kannst?«
Er grinste. »Ich wüsste nicht, aber sicher wirst du es herausfinden und mir vorhalten.«
Sie lachte.
»Damit musst du rechnen.«
Nach allem, was sie an diesem Tag mitgemacht hatten, wurde Ellie klar, dass seine Fähigkeit, die Stimmung zu heben, ihre Vorteile hatte. Jetzt war ihr klar, warum seine Leute ihn so bewunderten. In der Hitze des Gefechts war ein Gegengewicht gegen die Anspannung unabdingbar, und Erik war es von Natur aus gegeben, die Kampfmoral zu heben. Dazu kam seine Furchtlosigkeit angesichts von Gefahr und drohendem Unheil, die seine Leute beflügelte und ermutigte. Er war der ideale Mann für knifflige Situationen, wie sie im Kampf unvermeidlich waren.
Unerwartet war für sie freilich seine unglaubliche Hartnäckigkeit und Entschlossenheit. Er hatte eine Aufgabe zu bewältigen und ließ sich durch nichts davon abbringen. Sie argwöhnte, dass er auch schwimmen würde, wenn es keine andere Möglichkeit gab, von der Insel wegzukommen.
Ganz klar, wenn ihm etwas am Herzen lag, nahm er es sehr ernst.
Wenn sie nur dieses »Etwas« hätte sein können …
Mit einem Blick auf das aus einem gebrechlichen Ruderboot entstandene seetüchtige Segelboot schüttelte sie den Kopf und sagte:
»Wieso habe ich den Eindruck, dass du nie aufgibst?«
»Aufgeben liegt mir nicht im Blut. Ich bin Highlander. Bas roimh geill. «
Lieber Tod als Niederlage, übersetzte sie. Das Schaudern, das sie durchlief, hatte nichts mit dem eiskalten, schweren Nebel zu tun, der sie umgab.
Ihre Reaktion blieb unbemerkt, da er lächelte, als fände er etwas sehr komisch.
»Was ist?«
»Ich dachte an eine Spinne, die mir kürzlich über den Weg lief.«
Sie schnitt eine Grimasse.
»Du findest Spinnen amüsant? Ich muss dich mit meinem Bruder Edmond bekanntmachen; er tut nichts lieber, als meiner kleinen Schwester Spinnen ins Bett zu legen.«
Er lachte auf.
»Nicht amüsant, sondern ironisch. Diese kleine Spinne hat einen König inspiriert.«
Er erzählte ihr die Geschichte der Spinne, die dem König im Augenblick tiefster Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit dank ihres durch Hartnäckigkeit erzielten Erfolgs beim Weben ihres Netzes als gutes Omen erschienen war. Als Omen, das dem erschöpften König für den langen vor ihm liegenden Kampf frische Kraft verliehen hatte.
»Eine wunderbare Geschichte«, sage Ellie.
»Wenn Bruce siegt, wird sie den Ammen über viele Generationen Stoff zur Erbauung ihrer Schützlinge liefern.« Aber angesichts der Quelle sah sie ihn argwöhnisch an.
»Wie viel davon ist wahr?«
Er zwinkerte in der Dunkelheit.
»Glaubst du, ich könnte so etwas erfinden?« Er legte dramatisch die Hand aufs Herz.
»Du beleidigst mich!«
Ihren strengen Blick ignorierend, nahm er ihren Arm und führte sie zum Boot. Die Dorfleute waren herbeigeströmt, um sie zu verabschieden, und Ellie staunte, als viele Frauen sie umarmten und Männer ihr auf den Rücken klopften. Aber erst als sie vor Meg standen, wurde ihre Kehle eng.
Zuerst umarmte Meg Erik.
»Gib schön acht auf dich und das Mädchen«, sagte sie, bemüht, die Tränen zu verbergen, die sie aus dem Auge wischte.
»Wenn ich dir raten würde, nichts zu überstürzen, wäre es vergebliche Liebesmühe. Aber du hast geschworen, mir die Bettlaken bis zum Sommer zu ersetzen, und an dieses Versprechen werde ich dich erinnern.«
Erik gab ihr lachend einen Kuss auf die
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