Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
hatte Ellie Stärke und Widerstandskraft bewiesen, die ihn stolz machten. Ganz zu schweigen von dem Pfeil, vor dem sie ihn gerettet hatte.
Er fragte sich, ob ihr klar war, dass sie sich für ihn und gegen die Engländer entschieden hatte, bei denen sie vor knapp zwei Wochen noch Schutz gesucht hatte.
Sie schmiegte sich an ihn und drückte den Kopf an seine Brust. Er strich über ihr Haar. Zum ersten Mal seit Stunden war er ruhig.
»Du musst sehr hungrig sein.«
Sie schüttelte den Kopf.
»An Essen habe ich keinen Gedanken verschwendet.«
Er verstand. Wie er war auch sie in Sorge um seine Leute und die Dorfbewohner.
»Glaubst du …«
Sie sprach es nicht aus, aber er wusste, was sie hatte fragen wollen. Er hob ihr Kinn an und drückte einen zarten Kuss auf ihre Lippen. Ein jäher Schmerz machte seine Brust eng.
»Sicher ist ihnen nichts geschehen«, versicherte er ihr mit mehr Zuversicht, als er empfand. Er hoffte, die Engländer würden das Dorf in Ruhe lassen, seine Männer aber waren Ausgestoßene, und das Drachenbanner war gehisst. Wut wallte in ihm auf, aber er zügelte sie. Er wusste, dass er nichts tun konnte – noch nicht.
»Es tut mir leid«, sagte sie, als sie aufblickte und Tränen in ihre großen braunen Augen traten.
»Nur meinetwegen konntest du ihnen nicht zu Hilfe eilen.«
»Nein«, sagt er rau, »ich hätte ihnen nicht helfen können.« Er wollte nicht, dass sie sich Vorwürfe machte. Tatsächlich war es durchaus möglich, dass seine Flucht mit Ellie seine gesamte Mission gerettet hatte, da er andernfalls in derselben Lage gewesen wäre wie seine Männer.
»Ich konnte es nicht riskieren. Ich muss etwas sehr Wichtiges erledigen.«
»Für Robert?« Er sah sie merkwürdig an, und sie lief rot an.
»Die Familie nennt ihn so.«
Darauf sagte er nichts. Obwohl er wusste, dass er ihr trauen konnte, hatte er gelobt, seine Mission geheim zu halten.
Sie aber hatte sich fast alles zusammengereimt und war der Wahrheit sehr nahe.
»Die irischen Krieger …« Sie sprach nicht weiter.
»Du sollst sie zu ihm bringen. Wann?«
»Noch heute.«
Ihre aufgerissenen Augen verrieten ihr Erschrecken. Ihm war ähnlich angstvoll zumute.
»Und wenn du zu spät kommst?«
»Das darf nicht sein.«
Er spürte ihren Blick auf sich.
»Ich verstehe.«
Er wusste, dass ihr klar war, was dies bedeutete. Der Angriff stand unmittelbar bevor.
»Ich brauche dir nicht zu sagen, was auf dem Spiel steht.«
Sie schüttelte den Kopf und verfiel in nachdenkliches Schweigen.
Er wartete so lange, wie er es verantworten konnte. Eine Stunde vor Einbruch der Dunkelheit half er Ellie ins Boot und ruderte zurück zur Bucht, wobei er sich dicht an die Küstenlinie hielt und unübersichtliche Stellen mit größter Vorsicht passierte.
Es herrschte Totenstille, als er das Boot um die Landspitze herum in die Bucht ruderte. Die Feuer, die am Ufer gelodert hatten, glosten noch, tödlicher Rauchgeruch hing in der salzigen Seeluft. Die Bucht selbst war leer. Kein einziges Fischerboot war zu sehen. Er fluchte, da er ahnte, was die Feuer genährt hatte. Seine Situation hatte sich verschlimmert. Die Engländer gingen kein Risiko ein. Solange er sich noch auf der Insel befand, würden sie dafür sorgen, dass er hier blieb, indem sie ihm jede Fluchtmöglichkeit raubten.
Obwohl er wusste, dass es unwahrscheinlich war, dass man seine Leute nicht gefunden hatte, erwartete er irgendwie, Domnall aus der Höhle kommen zu sehen. Verdammt, im Moment wäre ihm sogar Randolphs Genörgel willkommen gewesen.
Aber niemand kam zu seinem Empfang.
Es herrschte gespenstische Stille. Undurchdringlicher Nebel verdichtete die unbewegte Luft zu einer nieselnden Wolke.
Er zog das Boot ans Ufer und wies Ellie an, darin sitzen zu bleiben. Dass sie nicht protestierte, zeigte ihm, dass sie den Grund begriff.
Am Ufer stieß er auf verkohlte Überreste einiger Fischerboote. Die Anzahl der Fußspuren im Sand verriet, dass die Engländer einen ganzen Truppenteil an den Strand gebracht hatten. Seine Männer waren sicher vorgewarnt worden, hatten aber gegen diese Übermacht nichts ausrichten können. Er argwöhnte, dass sie sich in der Höhle versteckt gehalten und gewartet hatten, bis sie einem Angriff nicht mehr ausweichen konnten.
Seine Vermutung betätigte sich wenig später, als er am Eingang der Höhle den ersten Gefallenen fand. Gleich hinter diesem zwei weitere. Der Tod war ihm nicht neu, doch der Schmerz, einen Mann zu verlieren, traf ihn immer schwer.
Er
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