Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
erschienen. Und nun schmeckte er den bitteren Geschmack der Niederlage in seinem Mund.
Vor seinem geistigen Auge ließ er immer wieder die Ereignisse ablaufen, wohl wissend, dass es jener Hochmut gewesen war, der ihn an diesen Punkt gebracht hatte. Hätte er alles ernster genommen – und hätte er sich auf seine Aufgabe und nicht auf das Mädchen konzentriert – wäre er nicht in diese Lage geraten.
Unfassbar, dass er so weit gekommen war und ihm nun in letzter Minute der Sieg vor der Nase weggeschnappt wurde. Zwei Meilen bis zur Küste. Er konnte praktisch die Hand ausstrecken und sie berühren. Aber nie würde er es schaffen, den Engländern zu entkommen – nicht in diesem kleinen Boot –, und er würde auch keinen Versuch unternehmen und sie direkt zu den irischen Truppen führen.
Sie saßen in der Falle.
So rasch wollte er aber nicht aufgeben und zerbrach sich verzweifelt den Kopf um einen Ausweg.
»Du musst fort«, sagte Ellie tonlos, »ehe man dich sieht.«
Seine Stimme war hart wie sein Blick.
»Ich fürchte, das ist unmöglich, falls du nicht Mast und Segel herbeizauberst.«
»Du kannst ja schwimmen.«
Er stutzte, verwarf aber die Idee sofort.
»Man wird nach uns suchen, wenn das leere Boot entdeckt wird. Das kann ich nicht riskieren.«
»Ich schwimme nicht mit.«
Zorn flammte in ihm auf.
»Wenn du glaubst, ich würde dich verlassen …«
Sie ließ ihn nicht aussprechen.
»Mir wird nichts geschehen. Schließlich bin ich es, die man sucht. Ich werde sagen, du wärest im Unwetter ertrunken. Niemand wird dich suchen. Dir bleibt genug Zeit, wenn du jetzt rasch verschwindest.«
Er blickte zur Küste. Sie hatte recht. Er konnte es schaffen. Die Iren würden bis Tagesanbruch warten, wenn er Glück hatte sogar ein wenig länger. Er würde die Überfahrt nach Rathlin und dann nach Arran in einer Nacht machen müssen, aber es war zu schaffen. Bruce würde immer noch zeitgerecht eintreffen, um wie ge plant angreifen zu können. Er konnte seine Mission noch retten.
Aber es widerstrebte ihm zutiefst, sie zurückzulassen. Auch wenn sie ihn belogen hatte, war sie …
Was? Was war sie für ihn?
Sie musste sein Zögern gespürt haben.
»Geh jetzt. Nichts hält dich zurück.«
Doch, es gab etwas, auch wenn er es nicht benennen konnte. Unentschlossenheit – etwas, das ihm fremd war – kämpfte in ihm. Er würde sein Mission retten können, aber seiner Beziehung zu Ellie damit ein Ende bereiten.
Welcher Beziehung? Sie war mit de Monthermer verlobt, mit Edwards früherem Schwiegersohn und einem der wichtigsten Flottenbefehlshaber.
Sie gehört einem anderen. Das Wissen fraß sich wie Säure in seine Brust.
Sie saß völlig reglos da. Ihre Miene war hart und spröde wie Glas. Etwas stimmte nicht. Sie war zu gefasst. Zu ruhig. Vor wenigen Minuten hatte sie ihm ihre Liebe gestanden, und jetzt tat sie ihr Bestes, um ihn loszuwerden.
Er nahm ihren Arm, um den eisigen Ausdruck der Unausweichlichkeit aus ihrem Gesicht zu schütteln.
»Was willst du von mir?«
Sie sah ihn an.
»Nichts. Siehst du das nicht? Eine andere Möglichkeit hat es nie gegeben. Geh jetzt, damit ich mit meinem Leben weitermachen und vergessen kann, was geschehen ist.«
Er zuckte wie unter dem Schlag eines Kriegshammers zusammen. Mit glühender Brust zwang er sie, ihn anzusehen und starrte ihr in die Augen. Sie sollte es nicht wagen, ihn anzulügen.
»Sag mir eines: Möchtest du ihn heiraten?«
Sie zuckte mit keiner Wimper.
»Warum nicht? Sir Ralph ist einer der stattlichsten, bedeutendsten Ritter des Landes. Jede Frau würde es sich zur Ehre anrechnen, seine Gemahlin zu sein.«
Erik biss die Zähne unter dem plötzlichen scharfen Schmerz zusammen. Er hätte erleichtert sein sollen. Seine Mission musste an erster Stelle stehen. Jetzt konnte er sie guten Gewissens verlassen. Er hatte sie gefragt. Sie hatte abgelehnt. Er hatte seine Pflicht getan. Seine Ehre war unbefleckt geblieben.
Warum also hatte er das Gefühl, seine Brust stünde in Flammen? Warum war er so verdammt aufgebracht? Und warum verspürte er den Wunsch, Sir Ralph de Monthermer zu töten?
Es war das, was Eriks Vorfahren getan hätten. Er aber war kein nordischer Barbar. Er hatte kein Recht, sie für sich zu fordern.
Der Tag brach an. Die Galeeren rückten näher. Noch fünf Minuten, und es würde hell genug sein, um sie beide auszumachen. Wenn er verschwinden wollte, musste er es rasch tun.
Er sah Ellie an, ehe er ins Wasser glitt. In Plaids und Pelze gehüllt,
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