Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
sah sie klein und hilflos aus. Aber das war sie nicht. War es nie gewesen. Sie brauchte ihn nicht. Dennoch musste er gegen das Verlangen ankämpfen, sie in die Arme zu nehmen und das Gegenteil zu beweisen.
Seine Miene verhärtete sich mit eisiger Entschlossenheit. Nein, so war es besser. Er hatte eine Mission zu vollenden. Sobald er bei Bruce war und der Angriff lief, würde er so viel zu tun haben, dass er sie vergessen würde. Zeit und Umstände, ermahnte er sich. Waren Abenteuer und Erregung gestorben, würde er nicht mehr so empfinden.
Mit einem letzten Blick glitt er ins Wasser und fing an zu schwimmen. Innerlich taub, nahm er die Kälte kaum wahr.
Nur einmal blickte er sich um.
Auf halbem Weg zur Küste hielt er just in dem Moment inne, als die erste englische Galeere das Boot erreichte. Er erstarrte, als er das Wappen de Monthermers erkannte, den grünen Adler auf dem gelben Segel. Gleich darauf sah er, wie Ellie aus dem kleinen Boot gehoben wurde und in den Armen eines großen Ritters in Rüstung landete, auf dessen Wams dasselbe Wappen prangte.
Eriks Lungen fühlten sich an, als würden sie vor Salzwasser brennen.
Sie in den Armen eines anderen Mannes zu sehen, weckte jeden primitiven Instinkt in ihm – Instinkte, von denen er gar nicht wusste, dass er sie besaß. Nun, sie war wenigstens in Sicherheit. Er hatte sie wie versprochen ihrer Familie zurückgegeben. Seine Pflicht war erfüllt.
Er glitt unter Wasser und schwamm mit voller Kraft weiter, ein einziges Ziel vor Augen.
Allein seine Mission zählte.
Als Ralph sie in seine Arme nahm, war es um Ellies mühsam aufrechterhaltene Fassung geschehen. Es kümmerte sie nicht, dass sie von vier Galeeren voller Krieger beobachtet wurde. Alle Gefühle, die sich in ihr gestaut hatten, zerbrachen in einem herzzerreißenden Gemisch aus Tränen und Schluchzern.
Ralph, der ihren Gefühlsausbruch der Erleichterung über die Rettung zuschrieb, konnte nicht wissen, dass ihr Herz gebrochen war, und versuchte, sie mit Worten zu beruhigen. Alles war gut, sie war in Sicherheit. Niemand würde ihr etwas antun.
Er war stabil und warm, groß und stark. Seine breite, feste Brust roch sogar nach Wind und See. Und als er lächelnd auf sie hinuntersah, war sein hübsches Gesicht sanft und besorgt.
Aber Ralph de Monthermer war nicht der Mann, den sie wollte. Er würde es nie sein. Der Mann ihrer Liebe war für sie verloren – wenngleich er nie wirklich ihr gehört hatte.
Die Wahrheit schmerzte, doch schien es, als würde der Schmerz ihr Kraft verleihen. Von dieser öffentlichen Zurschaustellung von Gefühlen in Verlegenheit gebracht, trat sie zurück und wischte sich die Tränen aus den Augen. Zu Hause war genug Zeit für Trauer. Im Moment galt es, Eriks Entkommen zu gewährleisten.
»Verzeiht«, entschuldigte sie sich. Sie wusste, dass Ralph rasch erfahren wollte, was sich zugetragen hatte und wie es gekommen war, dass sie allein und verlassen in dem kleinen Boot gesessen hatte.
»Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen«, sagte Ralph sanft.
»Ich bin nur erleichtert, dass man Euch gefunden hat. Das Unwetter …«
Er sprach nicht weiter und drückte ihre Hand.
»Ein Wunder, dass Ihr nicht gekentert seid.«
Kein Wunder. Das Können eines Mannes.
Ralphs Miene verhärtete sich.
»Aber wo ist er? Wo ist der Mann, der Euch entführt hat?«
Ellie musste nun mit allen Mitteln Ralph zu überzeugen versuchen, dass Erik im Unwetter umgekommen war, aber sie hasste es, ihn zu belügen.
»Er ist weg«, erwidert sie tonlos.
»Ich weiß nicht, wie es dazu gekommen ist. Der Sturm war schrecklich. Es war dunkel. Man konnte durch Wind und Regen nichts sehen. Er hat mir befohlen, mich ganz flach auf den Boden zu legen. Einen Moment stand er noch da und war im nächsten verschwunden.«
»Hawk soll tot sein?«, sagte ungläubig einer der Umstehenden.
Ellie drehte sich nach der vertrauten Stimme um. Ein Mann trat hinter der Schar der Krieger hervor, die sich um sie geschart hatten. Sie wurde totenblass.
»Thomas! Ihr seid unversehrt!« Ihre Erleichterung, ihn zu sehen, war so groß, dass sie ein paar Schritte auf ihn zuging, ehe sie sich zügelte.
»Aber was macht Ihr hier?
Thomas lief rot an, doch es war Ralph, der an seiner Stelle antwortete.
»Sir Thomas ist es zu verdanken, dass wir Euch gefunden haben.«
» Sir Thomas?«, wiederholte sie. Sie hatte es immer gewusst, es nun aber zu hören, erstaunte sie dennoch.
Thomas verbeugte sich knapp.
»Sir Thomas Randolph zu
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