Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
Euren Diensten, Lady Elyne.«
Sie benötigte einen Moment, um den Namen einzuordnen, doch als bei ihr der Groschen fiel, wuchs ihr Entsetzen noch mehr.
»Ihr seid Roberts Neffe?«, stieß sie fassungslos hervor.
Der junge Ritter nickte.
Ellie verspürte Übelkeit. Sie konnte noch immer nicht glauben, dass der Mensch, den sie als Freund betrachtet hatte, nicht nur Hawk, sondern seinen eigenen Onkel hintergangen hatte.
Was hatte er sonst noch weitergegeben?
Sie drehte sich abrupt um und wandte sich an Ralph.
»Und wie habt Ihr mich gefunden?«
»Randolph war sicher, der Rebell würde sich nach Irland wenden.«
Lieber Gott, hatte Thomas Ralph den Plan verraten? Ohne Rücksicht auf die Panik, die in ihr hochkam, huschte ihr Blick zu Thomas.
»Hawk hat zu mir gesagt, er wolle Euch nach Hause bringen«, erklärte Thomas.
Sie unterdrückte ein erleichtertes Aufatmen ob seiner Halbwahrheit. Offenbar hielt sich Thomas’ Verrat in Grenzen. Ihre Blicke trafen sich kurz, ehe sie sich wieder zu Ralph umdrehte, damit dieser fortfahren konnte.
»Letzte Nacht haben wir im Kanal einen Hinterhalt gelegt, doch als das Gewitter losbrach, mussten wir uns zurückziehen. Ich war sicher, der Geächtete würde dasselbe tun, Randolph aber versicherte mir, dass der Sturm ihn nicht zurückhalten würde. Sobald der Wind nachgelassen hat, haben wir Kurs auf Irland genommen. Er ist tollkühner, als ich gedacht habe.« Ralphs Miene verfinsterte sich.
»Durch diesen Narren war auch Euer Leben in großer Gefahr.«
Sie legte ihre Hand auf seinen Arm.
»Er hat mir das Leben gerettet«, sagte sie wahrheitsgemäß.
»Mehr als einmal.« Tränen brannten in ihren Augen.
»Was er auch sonst getan hat, ich bin da, und er ist fort. Ich möchte nur nach Hause und alles vergessen.«
Ralph zeigte sich zerknirscht.
»Natürlich. Ihr müsst völlig erschöpft sein. Wir können uns später aussprechen. Eure Familie wird überglücklich sein, Euch wohlbehalten wiederzusehen.«
Sein Befehl zum Wenden veranlasste sie, die Stirn zu runzeln.
»Wollt Ihr nicht nach Irland?«
Er schüttelte den Kopf.
»Verzeiht, ich habe vergessen, dass Ihr es nicht wissen könnt. Euer Vater wurde vom König auf die Burg zu Ayr befohlen.«
Schottland. Nicht zu fassen. Während sie auf Spoon Island gewesen war, hatte ihr Vater sich an der Küste gegenüber befunden.
Ralph setzte sie auf eine Kiste in die Nähe des Bugs, legte noch ein paar Decken um sie und drückte ihr tröstend die Hand.
»Schön, Euch wieder bei uns zu haben, Lady Elyne. Lady Matilda wird erleichtert sein.« Ein seltsamer Ausdruck huschte über sein Gesicht.
» Alle Eure Geschwister werden erleichtert sein.«
Er war gütig. Sie hatte es zuvor schon gewusst, doch ihr merkwürdiges Unbehagen in seiner Nähe hatte immer im Weg gestanden. Gewissensbisse regten sich in ihr. Sie musste ihm die Wahrheit sagen.
»Mylord, da wäre noch etwas…« Ihre Wangen glühten.
»Ich muss Euch etwas sagen.«
»Nicht nötig«, sagte er mit Bestimmtheit. Sie wollte protestieren, er aber gebot ihr Einhalt.
»Euch trifft keine Schuld an allem, was geschehen ist. Randolph hat gesagt, dass Ihr mit dem Mann, der Euch geraubt hat … hm, sehr vertraut wart.«
Sie konnte es nicht glauben. Er wusste es – oder vermutete es zumindest –, und es kümmerte ihn nicht. Seine verständnisvolle Haltung machte alles nur noch schlimmer. Sie durfte ihn nicht in dem Glauben lassen, sie hätte unter Zwang gestanden.
»Ich war nicht unwillig, Mylord«, sagte sie im Flüsterton.
Er sah sie lange an – mehr nachdenklich als anklagend.
»Was immer geschehen ist, ist Vergangenheit. Es zählt nur, dass Ihr jetzt in Sicherheit seid.«
Er machte es ihr leicht. Leichter sogar, als sie es erwartet hatte. Leichter, als sie es verdiente.
»Ruht Euch aus«, sagte er, »reden können wir später.« Er machte eine Pause. Seine markanten, angenehmen Züge wurden ernst.
»Ich fürchte, Euer Vater wird viele Fragen an Euch haben. König Edward kann es kaum erwarten, diesen aufrührerischen Seemann, genannt Hawk, zu fassen. Er ist überzeugt, dass Bruce etwas plant.«
Ihr Blut erstarrte, doch sie zwang sich zu einer gleichmütigen Miene. »Leider bin ich da keine große Hilfe.« Gar keine Hilfe.
Er hielt ihren Blick fest, zu verständnisvoll vielleicht, dann schenkte er ihr ein rasches Lächeln.
»Sei dem, wie es sei, Ihr solltet darauf gefasst sein.«
Sie nickte. Sie wusste die Warnung zu schätzen. Ihr fiel ein, dass Ralph und
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