Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
anderen?«
»Im Verlies zu Ayr.«
»Und doch seid Ihr hier.«
Er fuhr gereizt auf, und seine Reaktion deutete Kritik an ihrem Ton an.
»Mein Onkel und ich haben uns lange nicht mehr persönlich gesehen. Ich bin Ritter, nicht Pirat, und ich möchte wie ein Ritter kämpfen.«
Als sich ihm daher die Gelegenheit bot, hatte er sie genutzt und die Seiten gewechselt.
Sie konnte ihn beim besten Willen nicht dafür verurteilen. Ritterlichkeit oder nicht, Randolph hatte das getan, was unzählige andere vor ihm getan hatten. Er hatte in seinem ureigenen Interesse gehandelt, auch wenn er nicht mit dem Herzen dabei war. Der Vorrang von Zweckdienlichkeit über Prinzipen. Viele von König Edwards Anhängern folgten ihm nur, weil es klug war, und nicht, weil sie an seine Sache glaubten. Auch ihr Vater war dieser Kategorie zuzurechnen.
Es gab nur wenige wie William Wallace, die gewillt waren, für ein hehres Ziel ihr Leben zu opfern.
Erik würde es tun. Loyalität, Pflicht, Ehre – wie immer man es nennen wollte –, die Bande, die ihn an Menschen fesselten, an denen ihm lag, waren das, was für ihn zählte.
Lieber tot als besiegt.
Sie schauderte. Als er jene Worte ausgesprochen hatte, hatte sie nicht bezweifelt, dass es ihm ernst war. Sie konnte nur beten, dass es nicht so weit kommen würde.
Hatte er die Iren rechtzeitig erreicht und sie sicher zu Robert gebracht? Würde Bruces verzweifeltem, letztem Versuch, seinen Thron zurückzuerobern, Erfolg beschieden sein?
Es würde eine gewisse Zeit vergehen, ehe sie die Antworten auf diese Fragen bekommen würde. Wenn sie unterlagen, würde sie es nie erfahren. Der Schmerz, nicht zu wissen, was aus ihm geworden war, würde sie in den Wahnsinn treiben.
21
N ach einem langen Tag des Wartens – fast zwölf Stunden, seit er Ellie verlassen hatte – lief Erik MacSorley mit den Bruce versprochenen dreihundert irischen Kriegern in die Bucht an der Westküste von Rathlin Island ein.
Nach allem, was vorgefallen war, fiel seine Ankunft in Fair Head Minuten nach Tagesanbruch merkwürdig enttäuschend aus, wiewohl alles sehr knapp ausgegangen war. Die McQuillans hatten schon begonnen, ihre Schiffe zum Auslaufen zu beladen, in der Meinung, der Angriff wäre aus irgendwelchen Gründen abgeblasen worden. Der irische Anführer behauptete zwar, dass sie am nächsten Abend zurückgekehrt wären, aber Erik war da nicht so sicher. Die Hälfte ihres Soldes hatten sie bereits kassiert, und da sie ihren Teil des Handels eingehalten hatten, war es ein sehr ansehnlicher Geldregen nur dafür, dass sie zur Stelle gewesen waren.
Auf jeden Fall hatte Erik sie rechtzeitig erreicht. Nachdem sie die Schiffe vor englischen Patrouillen versteckt hatten, hatten sie den ganzen Tag nur auf den Einbruch der Dunkelheit gewartet, bis sie nach Rathlin auslaufen konnten.
Als er nun das erste von fünf Schiffen in die Bucht steuerte, hätte er erleichtert sein sollen – stolz, dass er sein Vorhaben trotz der vielen Hindernisse, die sich ihm in den Weg gestellt hatten, ausgeführt hatte. Doch der Erfolg seiner Mission bescherte ihm wenig Genugtuung.
Das letzte Gespräch mit Ellie saß noch zu bitter in ihm.
Der König musste es erfahren. Doch dieses unangenehme Gespräch musste warten. Zuerst musste Erik die Söldner nach Arran bringen, und er wollte sich nach den unangenehmen Verzögerungen der Nacht zuvor dazu möglichst viel Zeit lassen.
Die etwa vierzig Mann, die er vor ein paar Wochen zurückgelassen hatte, hatten sich zur Begrüßung am Ufer eingefunden: der König, seine engsten Vertrauten und die Handvoll von Bruces loyalen Vasallen, die letzten September mit ihnen aus Dunaverty entkommen waren. Doch diese Gruppe hatte sich um weitere hundert Mann vergrößert – dank der zusätzlichen Krieger von den Isles, die sein Vetter Angus Og aufgeboten hatte.
Erik sprang über den Rand des birlinn in das knietiefe Wasser und ging auf sie zu.
»Wo wart Ihr?«, wollte Bruce wissen, noch ehe er einen Fuß auf den steinigen Strand gesetzt hatte.
»Ihr hättet schon gestern da sein sollen. Das ist verdammt knapp, auch für Euch, Hawk.« Er blickte um sich.
»Wo ist Euer Schiff? Und mein Neffe?«
Eriks verkniffener Mund verriet seinen Ingrimm.
»Ein paar Stunden, ehe wir auslaufen wollten, haben die Engländer uns auf Spoon gefunden. Wenn wir Arran erreichen, werde ich alles berichten, aber Randolph und meine Leute wurden gefasst.«
Ein harter Schlag, auch für einen Menschen, der so viele Enttäuschungen
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