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Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)

Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)

Titel: Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McCarty
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Wahnsinnstempo. Sie wollte schreien, brachte aber nur ein Lachen heraus, als der Wind durch ihr Haar fuhr und ihr Gesicht mit Gischt besprühte, ihr Tränen in die Augen trieb und ihre Lungen mit Luft füllte.
    Sie fror wieder, doch war dies plötzlich unwichtig. Inmitten dieses Wahnsinns und zum ersten Mal seit Wochen – seit Jahren – konnte Ellie atmen.
    Plötzlich neigte sich das Boot steuerbords. Sie musste sich festhalten, damit sie nicht über das Deck schlitterte.
    »Alle Mann backbords!«, rief der Captain in den Wind.
    Die Männer folgten dem Befehl und setzten ihr Gewicht backbords ein, doch spürte Ellie, dass das Boot sich trotz der einseitigen Belastung immer mehr hob. Der dunkelhaarige Mann, der ihr zu Hilfe hatte eilen wollen, schien sich nur mit Mühe festhalten zu können, sodass einige Ruderer nun ihm zu Hilfe kamen – die er nur widerwillig in Anspruch nahm.
    Er schüttelte sie ab, als er Ellies Blick bemerkte, und sie schaute rasch weg, um ihn nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringen.
    Das Boot schoss über eine hohe Woge und plumpste so heftig in das Wellental, dass ihr die Luft wegblieb. Lieber Gott, wie lange würde er diese Taue gegen eine so große Naturkraft halten können? Seine Arme mussten brennen. Sie wagte einen Blick, er aber wirkte unbekümmert und schien unempfindlich gegen die schier übermenschliche Anstrengung.
    Das Herz schlug ihr wild in der Brust. Es war, als würden sie senkrecht zur Wasseroberfläche stehen. Die schwarzen Wogen waren direkt unter ihr. Hätte sie ihre Finger von der Reling zu lösen vermocht, sie hätte ins Wasser greifen können.
    Es war zu viel für ihr Herz.
    »Langsamer! Wir sind zu schnell!« rief sie.
    »Ihr werdet uns kentern lassen!«
    Sicher konnte sie nicht sein, doch glaubte sie zu sehen, wie die Augen des Piraten in der Dunkelheit funkelten. Das weiße Strahlen seiner Zähne aber ließ keinen Zweifel zu. Mit nachlassender Angst wurde Ellie sich ihres Fehlers bewusst. Wage es ja nicht, einen Draufgänger zu zügeln. Ihre Warnung war für ihn eine Herausforderung.
    »Halte dich ganz fest«, rief er ihr hörbar belustigt zu.
    Der dunkelhaarige Ritter warf ihr einen Blick zu und schüttelte den Kopf, wie um zu sagen »Was hast du dir dabei gedacht?«.
    Der Captain nahm das Segel noch dichter an den Wind. Ihr Herz tat einen Sprung. Sie hätte geschworen, dass das Boot von den Wellen abhob und sie dahinflogen. Sie schwebten über dem Meer wie ein Vogel im Flug.
    So etwas hatte sie noch nie erlebt – es war beängstigend und erregend zugleich.
    Erst als sie schon glaubte, sie würden die schottische Küste rammen, wurde er langsamer und befahl Domnall, auf Nordkurs zu gehen. Mit einer geschickten Lockerung der Taue ließ der Captain das Boot wieder flach aufs Wasser sinken. Die Männer konnten an ihre Ruder zurück.
    »Sieht aus, als hätten wir sie abgehängt, Captain«, rief ein Junge von nicht mehr als sechzehn Jahren, der als Bootsführer diente.
    »Gut.«
    Ellie merkte, dass sie in ihrer Erregung die Verfolger ganz vergessen hatte, doch der Junge hatte recht. Mit einer Kombination von Geschwindigkeit und gekonntem Manövrieren, wie sie sie noch nie gesehen hatte, war der Pirat vier englischen Galeeren entwischt.
    Ihr Blick glitt zurück zum Piratencaptain, der seinen Männern half, das Segel einzuholen, damit der birlinn wieder zum Geisterschiff werden und in der Nacht verschwinden konnte. Sie wollte sich nicht beeindrucken lassen, und doch war sie beeindruckt. Dieser großspurige Pirat mit dem frechen Grinsen und der nicht zu erschütternden Selbstsicherheit musste einer der größten Seefahrer in einem Königreich von Seefahrern sein, wie es die West Highlands waren.
    Ein Jammer, dass die Insel und ihre Bewohner so ungezähmt waren. Ihr Schwager konnte Männer wie diese Piraten gebrauchen, wenn er sich Hoffnungen machte, die schottische Krone von Edward zurückzugewinnen. Aber Roberts Sache schien verloren. Ellie hatte seit Monaten nichts mehr von ihrer Schwester gehört; sie betete darum, dass Beth in Sicherheit war.
    Ihre Nackenhaare prickelten, als stünde sie unter Beobachtung. Ihren Blick vom Captain lösend, stellte sie fest, dass der junge dunkelhaarige Pirat sie beobachtete. Sie war froh, dass es dunkel war und ihr Erröten unsichtbar blieb, weil man sie ertappt hatte, wie sie den Captain anstarrte, doch musste man ihr ihre Gedanken deutlicher angesehen haben, als ihr klar war.
    »Es ist nicht nur Können, sondern auch Glück«.

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