Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
sagte er trocken und in perfektem aristokratischem Französisch.
»Dergleichen habe ich noch nie gesehen. Er könnte in einem Dreckloch landen und süß duftend heraussteigen.«
In seinem Ton lag etwas, das ihre Aufmerksamkeit fesselte.
»Ihr mögt ihn nicht?« Sie versuchte leise zu sprechen, obwohl um sie herum die Männer lärmten, die noch immer den Sieg bejubelten.
Er sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren.
»Natürlich mag ich ihn. Alle mögen ihn. Es ist unmöglich, ihn nicht zu mögen.«
Ellie legte den Kopf schräg, von seiner Antwort verwirrt, bis ihr etwas dämmerte: Er war eifersüchtig. Irgendwie verständlich. Der dunkelhaarige Pirat war zwar groß, schlank und auf seine Art gut aussehend, doch war er jung und konnte nicht hoffen, es mit dem kraftstrotzenden, göttlichen goldenen Seefahrer in der Blüte seiner Männlichkeit aufzunehmen.
Überlebensgroß, schön wie die Sünde, mit so viel unverschämter Arroganz und so viel Charisma ausgestattet, dass seine Männer ihm auch in den Tod folgen würden, verströmte der Captain der Piraten Leidenschaft und Energie. Eine geradezu magnetische Kombination, von der Menschen angezogen wurden wie Motten vom Licht. Als würde durch seine Nähe etwas von seinem goldenen Glanz auf seine Umgebung abfärben.
Wie es wohl sein würde, ihn zu küssen?
Heilige Muttergottes, woher kam das? Der Gedanke war aus dem Nichts gekommen. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals an so etwas gedacht zu haben. Das einzige Mal, als Ralph versucht hatte, sie zu küssen, war ihr fast übel geworden.
Beunruhigt von der Richtung, die ihre Gedanken genommen hatten, wechselte sie das Thema.
»Fühlt Ihr Euch besser?«
»Ja. Ich friere, bin durchnässt und fühle mich elend, aber so geht es Euch wohl auch.«
Er sah ein wenig besser aus, obwohl sie bezweifelte, dass er es eingestehen würde, wenn das Gegenteil der Fall gewesen wäre. Seine Haut hatte noch immer eine ungesunde Färbung, aber sein Zittern hatte aufgehört. Wenn man unterhalb der Reling auf dem Deck saß, spürte man den Wind nicht.
»Wie heißt Ihr?«, fragte sie.
Seine Miene wurde wachsam, und er zögerte, ehe er antwortete:
»Thomas.«
»Nehmt es mir nicht übel, Thomas, aber Ihr seht nicht aus wie ein Pirat und redet auch nicht so. Ihr gehört also nicht zu denen, oder?«
Er machte den Mund auf und rasch wieder zu. Sein Blick ging zu dem Captain, ehe er sich aufrichtete und erwiderte:
»Ich stamme nicht von den Inseln, aber ich bin bei ihnen.«
Sie runzelte die Stirn. Merkwürdig, dass ein junger Mann edler Herkunft – nicht nur seine Sprechweise, sondern auch seine feine, kostbare Rüstung ließen darauf schließen – sich einer Bande gälischer Piraten angeschlossen hatte. Da sie spürte, dass er zu der Sache nichts weiter sagen würde, sagte sie:
»Danke, dass Ihr mir in der Höhle geholfen habt – und dass Ihr mir nachgeschwommen seid.«
Er rutschte hin und her, als wäre ihm ihre Dankbarkeit peinlich.
»Wenn ich wieder einmal ein Mädchen vor dem Ertrinken zu retten versuche, werde ich zuerst meine Rüstung ablegen. Mir war nicht klar, wie schwer sie sein kann« – er ließ ein halbes Lächeln sehen – »und wie kalt das Wasser ist.«
Er schüttelte sein dunkles Haar, das strähnig gefroren war wie ihres. Er wollte mehr sagen, wurde aber von einem scharfen Husten unterbrochen, der immer härter und tiefer wurde, als müsste er noch immer Wasser aus seinen Lungen pressen. Als sein Husten nicht aufhören wollte, bekam Ellie es mit der Angst zu tun und legte eine Hand auf seinen gepanzerten Rücken. Sie war keine Heilerin, aber der Husten klang nicht gut. Er musste rasch an Land, sich wärmen und trocknen – was auch ihr nun himmlisch erschien. Der Pelz war zwar warm, er aber hatte richtig vermutet, dass sie fror, durchnässt war und sich höchst unbehaglich fühlte.
Schließlich hörte er auf zu zittern, und sie entfernte verlegen ihre Hand.
»Verzeiht«, sagte sie, »ich wollte niemandem etwas antun.« Ihre Kehle wurde eng, als die Schrecken der Nacht in ihr hochkamen.
»Ich wollte nur eine Chance, nach Hause zu gelangen.«
Er sah sie mitfühlend an.
»Er wird Euch nichts antun. Er hatte es ernst gemeint, als er gesagt hat, dass er Euch nach Hause bringen wird, wenn er es gefahrlos bewerkstelligen kann.«
Erstaunt stellte sie fest, dass sie ihm glaubte. Obwohl es keinen Sinn ergab, hatte der Piratencaptain ihr das Leben gerettet. Welcher Pirat setzte sein Leben für eine
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