Der Highlander und der wilde Engel
spürte.
Stirnrunzelnd schlug er die Augen auf, hob den Kopf und schaute an sich hinab. Seine Männlichkeit hing ihr traurig wie ein leerer Weinschlauch über die Hand, und er hatte keinerlei Gefühl mehr darin. Entsetzt riss er die Augen auf, weil er sich schon entmannt glaubte, als Averill innehielt, ihn losließ und verwirrt ihre Hand betrachtete.
„Merkwürdig, meine Finger sind ganz taub“, murmelte sie verblüfft.
Kade fühlte Hoffnung in sich aufkeimen und räusperte sich. „Womit habt Ihr Euch die Hand eingeölt?“, fragte er bemüht gelassen.
Sie sah ihn überrascht an. „Es ist nur ein Balsam aus meinem Kräuterbeutel. “
„Ist es womöglich eines zum Betäuben von Schmerz?“, fragte er behutsam. Als sie den Kopf schüttelte, verfinsterte sich seine Miene besorgt.
„Nein, dieses hier ist nur ...“ Sie stockte, hob die Hand an die Nase und roch daran.
Er beobachtete sie aus schmalen Augen.
„A-auweia“, hauchte sie und riss nun ihrerseits die Augen auf.
„Weshalb ,Auweia‘?‘‘, erkundigte er sich, wobei er sich beherrschen musste, nicht laut zu werden. Grundgütiger, keine Frau sollte an dem Balsam riechen, mit dem sie gerade das beste Stück ihres Mannes eingerieben hatte, und dann in diesem Ton „Auweia“ sagen!
„I-ich fürchte, i-ich h-habe es doch mit dem schmerzstillenden v-verwechselt“, beichtete sie. Sie sah untröstlich aus. „E-es war d-dunkel und ich ...“
Er seufzte ungeduldig und unterbrach ihre Ausführungen, indem er sie am Arm fasste und zu sich herabzog, sodass sie halb auf ihm zum Liegen kam.
„Schon gut“, murmelte er.
„A-aber ich h-hätte Euch doch so gern auch einmal v-verwöhnt.“ Averill war den Tränen nahe und versuchte, sich aufzurappeln.
„Lasst es gut sein“, erwiderte Kade. Er schwankte zwischen Erleichterung darüber, dass sie ihn nicht dauerhaft zum Eunuchen gemacht hatte, und Verzweiflung angesichts der Tatsache, dass auch der dritte Versuch seit der Hochzeitsnacht, seiner Frau beizuwohnen, fehlgeschlagen war. Denn genau das hatte er vorgehabt, als er eingetreten war. Er seufzte innerlich und strich ihr beschwichtigend über das Hinterteil. „Aber das tut Ihr doch, Frau ... sehr sogar“, raunte er.
„Wirklich?“, fragte sie und schniefte.
„Aye “, brummte er und bemerkte, wie sie sich eine Träne von der Wange wischte. Er seufzte, als er sie so bekümmert sah. Sie bemühte sich so sehr - schade nur, dass sie derart schlecht beraten worden war ... Oh, und schade natürlich, dass sie in der dunklen Ecke aus Versehen nach dem falschen Öl gegriffen hatte, dachte er und schnitt eine Grimasse. Er betrachtete seine kläglich schlaffe Männlichkeit. Das arme Ding lag hingestreckt auf seinem Schenkel, als sei es in Ohnmacht gefallen, und er fragte sich unfroh, wie lange die Wirkung wohl anhalten mochte.
„Ich danke Euch“, murmelte Averill. „Wisst Ihr, Ihr stellt mich auch sehr zufrieden.“
„Gut“, brummte er, ehe er sich räusperte. „Sagt, wie lange wirkt dieser Balsam eigentlich?“
Sie schwieg einen Augenblick, und ein verdrossener Zug legte sich um ihren Mund. „Ein paar Stunden, denke ich.“ „Ah.“ Kade seufzte erneut, und dieses Mal klang es elend. Er hatte es kaum abwarten können, seine Gemahlin nach der langen Reise endlich für sich zu haben, doch es sah so aus, als würde er das Schäferstündchen auf die kommende Nacht verschieben müssen.
„Es tut mir so leid“, sagte sie betrübt. „Ich wollte Euch nur zufriedenstellen, so wie Ihr mich.“
„Das tut Ihr auch so“, beteuerte er wieder und schloss sie ein wenig fester in die Arme. Das war nicht einmal gelogen, ging ihm auf, während er ihr weiterhin tröstend den Rücken streichelte, bis sie in den Schlaf glitt. Trotz aller Widrigkeiten war er überaus zufrieden mit seiner Frau. Sie war klug, liebreizend, leidenschaftlich und - zumindest in seinen Augen - einfach wunderbar. Zudem war sie bereit, sich an Dingen zu versuchen, die ihr gänzlich neu waren. Das war verheißend, was die Zukunft anging. Er konnte sich durchaus vorstellen, dass sie beide glücklich miteinander werden würden, wenn auf Stewart erst einmal alles geordnet war ... und er ihr die Flausen ausgetrieben hatte, die ihr die Mägde über das Brautbett in den Kopf gesetzt hatten, dachte er spöttisch.
11. Kapitel
Mylady!“
Die gezischte Anrede ließ Averill schuldbewusst zusammenzucken. Rasch trat sie von der Tür zurück, die sie gerade leise hinter sich geschlossen hatte, und
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