Der Himmel schweigt
Aufbäumen wilder, lustvoller Freude wirbelte sie herum und trat in den Angriff. Das Messer sprang ihr in die Hand und sie stieß es dem Angreifer aufwärts in den Bauch.
Schmierenpaule, dachte sie. Blutet den Gehsteig voll. War zu erwarten.
Nicht weit entfernt kommentierte eine Stimme: »Hübsch.«
Sie betrachtete den Sprecher. Er war jung, dunkelhaarig und muskulös. Stimme und Kleidung waren fast-aber-nicht-ganz Clan. Vielleicht der freigeborene Sohn einer Einheimischen? Er stand im Lichtkegel der Straßenlaterne und lächelte.
»Es war nicht als Straßentheater gedacht.« Tassa verspürte plötzlich ein anderes Verlangen, nicht minder dringend wie das nach Gewalt. »Aber wenn es dir gefallen hat ...«
Das Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. »O ja, das hat es.«
Sie erwiderte sein Lächeln, während Schmierenpaules Leiche zu ihren Füßen schon kalt wurde. »Dann lass uns zurück zu mir gehen und was anderes machen, das dir womöglich noch besser gefällt.«
Anastasia Kerenskys Wohnung, Vier Städte, Tigress Präfektur IV, Republik der Sphäre
Mai 3133, Sommer
Anastasia Kerensky wachte in weit besserer Stimmung auf als noch am Abend zuvor, als sie sich auf den Weg zum Raumhafenstrip gemacht hatte, um Ärger zu suchen. Das durch den zugezogenen Schlafzimmervorhang dringende Tageslicht holte sie langsam und schmeichelnd in den Wachzustand. Ihre Muskeln waren entspannt und angenehm müde und sie war sich des warmen Gewichts eines neben ihr liegenden Menschen bewusst. Die vollständige Erinnerung an die vergangene Nacht kehrte zurück, und sie lächelte, während sie sich genüsslich räkelte und streckte.
Es war ein verdammtes Glück, dachte sie, dass sich das Bett als solide herausgestellt hatte und kein lose zusammengezimmertes Stück Müll war, das der Vermieter billig irgendwo auf dem Trödel erstanden hatte, um die Wohnung möbliert vermieten zu können. Sonst hätte es leicht zu Bruch gehen können, nachdem sie einmal entdeckt hatte, dass ihr Partner für die Nacht - freigeboren oder nicht - robust genug war, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte, ihn zu zerbrechen.
Sie wälzte sich herum, um ihn zu betrachten, und stellte fest, dass er schon wach war und sie beobachtete. Im Tageslicht, das durch die Vorhänge gedämpft wurde, erkannte sie, dass er nicht ganz so jung war, wie sie im Licht der Straßenlaterne angenommen hatte, aber wohl noch immer ein, zwei Jahre jünger als sie selbst. Er hatte dunkle Haut und war auf eine angenehm kompakte Weise muskulös. Das schwarze Haar trug er kurz geschoren, der Schädel darunter hatte eine Form, die ihr gefiel. Er hatte überraschend volle Lippen, und seine Augen waren dunkelbraun, fast schwarz, ihr Blick sehr lebhaft und neugierig.
»Guten Morgen«, sagte sie und lächelte ihn an. »Nach einer sehr guten Nacht. Hast du zufällig auch einen Namen?«
Er erwiderte das Lächeln mit einem Aufblitzen kräftiger weißer Zähne. Sein Gebiss hatte etwas Raubtierhaftes. »Nicholas Darwin.«
Das war ein einheimischer Name, dachte sie, nicht der eines Clan-ners. Sie verspürte eine leichte Enttäuschung. Einheimische konnten auf ihre Weise auch Spaß machen, aber sie hatten immer jemanden, zu dem sie zurückwollten, und eine Arbeit, die sie nicht aufgeben mochten. »Kommst du von einem der Landungsschiffe?«
Er lachte. »Nein. Ich bin Panzerfahrer. Sterncaptain.«
Doch nicht so schlecht. Sie stützte sich auf einem Ellbogen auf und fuhr mit dem Fingernagel die lockige Haarlinie nach, die in der Mitte seines Brustkorbs abwärts verlief. »Darwin ist kein Wolfsclan-Name.«
»Es war ...« Er stockte, als ihr Fingernagel weiter abwärts glitt. »... der Familienname meiner Mutter. Mein Vater war ein Wolfsclanner, hat sie jedenfalls behauptet. Und die Gentests haben es bestätigt.«
»Ah.«
Ihre Hand hielt an und sie musterte ihn lange im Morgenlicht. Zugegeben, er war freigeboren und nur ein halber Clanner. Nicht wirklich gut genug, um sich einen Blutnamen zu verdienen und das Recht, einen BattleMech in den Kampf zu führen. Trotzdem war er ein hübscher Anblick - und ein angenehmer Bettgefährte. Und Sterncaptain war ein ausreichend hoher Rang, sodass sie sich nicht zu schämen brauchte.
Sie traf ihre Entscheidung.
»Ich heiße Anastasia Kerensky.«
»Ich weiß.«
»Was!«, stieß sie wütend aus. Sie setzte sich kerzengerade auf und das Laken rutschte von ihrem Körper und kam faltig um ihre Hüften zu liegen. »Du hast es gewusst?«
Er lachte,
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