Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Himmel schweigt

Der Himmel schweigt

Titel: Der Himmel schweigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
Vom Netzwerk:
kein Interesse, das Bieten zu verfolgen.«
    Das löste ein Raunen unter den versammelten Offizieren aus. Sie schauten von ihr zu Radick und zurück. Genau wie ihrem Kommandeur war ihnen klar, dass etwas in der Luft lag, aber sie wussten auch nicht, um was es sich handelte.
    »Warum bist du dann hier?«, fragte Radick.
    »Ich bin gekommen, um ein separates Batchall zu erklären.«
    Ein neues, lauteres Raunen lief durch die Ränge. Anastasia sprach weiter. »Ich biete mich, und nur mich, für einen Besitztest gegen Kal Radick.«
    Diesmal herrschte mehrere Atemzüge lang Totenstille im Saal. Schließlich brach Radick das Schweigen. »Um welche meiner Mittel oder Besitztümer willst du kämpfen?«
    »Deinen Rang als Galaxiscommander. Und die Leitung der Stahlwölfe.«
    »Mit welchem Grund?«
    »Mit dem Grund, dass du sie hast und ich sie will.« Sie starrte ihn über den Kartentisch an, auf dem sich die Oberfläche von Small World dreidimensional zwischen ihnen ausbreitete. »Wir sind Wölfe, oder nicht? Was braucht es mehr?«
    »Rang und Position sind keine geeigneten Objekte für einen Besitztest.« Radick erwiderte ihren Blick mit schmalen Augen. »Deinen eigenen Worten nach zu schließen scheint es dir um einen Konflikttest zu gehen.«
    Anastasia gelang es mit einiger Anstrengung, ein unbewegtes Gesicht zu zeigen, sie konnte aber nicht verhindern, dass sie angesichts der Beleidigung Radicks das Kinn hob und die Schultern leicht zurückzog. Sie hatte keine so geschickte Antwort erwartet.
    Hätte sie einen Konflikttest gegen Radick ausgetragen und gewonnen, hätte ihr das weder den Rang noch die Position eingetragen, auf die sie es anlegte. Dazu hätte sie Positionstests gegen sämtliche anderen Sterncolonels Radicks austragen müssen. Ohne Zweifel hätten die ihre Anstrengungen darauf konzentriert, zunächst die Außenseiterin zu eliminieren, die den beliebten Kommandeur geschlagen hatte, bevor sie sich gegeneinander kehrten.
    Und zusätzlich beleidigt er mich noch, dachte sie, indem er unterstellt, ich hätte keine Ahnung von Tradition und Protokoll. Er bildet sich ein, wenn er mich wütend macht, kann er mich zu einer Dummheit verführen. Du irrst dich, Kal Radick, du machst mich wütend, mehr aber nicht.
    »Du hast mir kein direktes Unrecht angetan, Galaxiscommander. Ich habe keinen Konflikt mit dir auszutragen.« Sie setzte sich wieder in Bewegung und strich um den Kartentisch, bis sie bewusst knapp außerhalb der bequemen Gesprächsdistanz zu Radick stehen blieb. »Du, andererseits, besitzt etwas, das ich bekommen will.« Sie tat zwei weitere Schritte auf ihn zu. »Und ich glaube, dass ich besser für deine Position geeignet bin als du.«
    Radick ließ sich nicht einschüchtern. »Weshalb?«
    Sie wirbelte herum und streckte in bewusst theatralischer Geste den Arm aus, um auf die Karte zu deuten. »Seht euch das an!« Ihre Stimme war durchdringend. Sie sprach nicht nur mit dem Galaxis-commander, sondern zu allen versammelten Offizieren. »Small World! Was sollen wir mit einer Welt, deren Name schon verkündet, wie unbedeutend sie ist?«
    »Hätte der Sterncolonel jemals einen langen Feldzug geplant, statt nur in den Feldzügen anderer mitzukämpfen«, erwiderte Radick, »dann verstünde sie vielleicht, wie wichtig es ist, unsere Machtbasis um zusätzliche Systeme zu erweitern.«
    Anastasia verzog verächtlich das Gesicht. »Wir sind Wölfe. Wir sind unsere eigene Machtbasis. Und was werden die Herrscher der Inneren Sphäre sagen, wenn sie diesen Feldzug betrachten?«
    Sie machte eine Pause und ließ die Worte in der Luft hängen, wartete auf das Einatmen und die leichte Veränderung im Gesichtsausdruck, die ihr verrieten, dass Radick zu einer Entgegnung ansetzte. Dann kam sie ihm zuvor. »Ich werde euch sagen, was sie sagen werden. Sie werden sagen: >Die Stahlwölfe sind keine Gefahr für uns. Sie suchen sich leichte Ziele aus, weil sie von Kal Radick angeführt werden, einem vorsichtigen Mann.<«
    So, dachte sie, jetzt habe ich es ausgesprochen. Und er wird heraushören, was gemeint ist: von einem Feigling.
    Sie sah die Wut in seinen Augen auflodern, bevor er sie unterdrücken konnte, und wusste: Sie hatte ihn an der Angel. Sie drängte weiter. »Ich erkläre es noch einmal, Galaxiscommander. Ich biete mich gegen dich in einem Besitztest um deinen Rang und deine Position. Bewaffnet oder unbewaffnet, die Wahl liegt bei dir.«
    Radick schaute auf sie hinab und nutzte ihre Position zueinander, um seine

Weitere Kostenlose Bücher