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Der Himmel schweigt

Der Himmel schweigt

Titel: Der Himmel schweigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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getragen wurde. Auf Achernar, unter Kameraden, hatte sie das Messer nicht gebraucht, und unter den Wölfen auf Tigress hatte sie es bewusst nicht angelegt. Aber auf der Reise von Arc-Royal hatte es sich mehr als einmal als nützlich erwiesen, und Tassa Kay liebte diese Waffe.
    Sie zog sich hastig um, dann verließ sie die Wohnung und machte sich auf den Weg zum Strip. Jeder Raumhafen hatte einen Strip, ganz gleich wie diese Gegend auf dem jeweiligen Planeten genannt wurde. Es war der Teil der Stadt, in dem man sich zu jeder Tagesund Nachtzeit vergnügen konnte, wo man immer grelle Lichter und laute Musik fand, und wo sich das Gesetz mit Vorsicht bewegte, falls es überhaupt auftauchte. Der Strip war voller Orte, an denen man sein Geld loswerden und die Mischung aus Anspannung und oder Langeweile vergessen konnte, die sich auf langen Raumreisen aufstaute.
    Es war kein Ort - jedenfalls in der Regel nicht -, an dem man hochrangige Clanoffiziere antraf. Nur, gelegentlich, Clanner der anderen Kasten, Nichtclanner und Durchreisende. Aber Ärger fand man, wenn man es darauf anlegte, immer.
    Tassa Kay fand eine Kneipe. Sie hatte eine geschmacklos bunte Fassade voller blinkender Lichter, und aus dem Innern drang hämmernde Musik. Das Spektakel zog sie an wie das Licht eine Motte.
    Sie brauchte sich keinen Weg durch die Menge zu bahnen. Kaum hatte sie einen Fuß über die Schwelle gesetzt, als die anderen Gäste ihr schon den Weg zur Bar freimachten. Sie trat zur Theke und auf dieselbe magische Weise fand sich ein freier Hocker.
    »Wodka«, sagte sie, noch bevor der Barmann etwas fragen konnte.
    »Sofort, Sterncolonel.«
    Verdammt, dachte sie. Selbst hier erkannte man sie. Sie kippte den Drink und wollte das Geld dafür auf den Tresen legen.
    »Das geht auf's Haus, Sterncolonel.«
    Der Frust schlug über ihr zusammen. Sie zog einen Geldschein aus der Tasche und knallte ihn auf die Theke. »Dann bezahle ich eben eine Lokalrunde. Gute Nacht.«
    Sie drehte sich um und ging. Auf dem Weg hörte sie das aufgeregte Gemurmel hinter sich: »Kerensky?«
    »Kerensky!« Sie wanderte tiefer in die dunklen Gassen des Strips.
    Schließlich entdeckte Tassa eine Kaschemme. Das Gebäude hatte keine Fenster mehr. Was an Fenstern einmal existiert hatte, war zugemauert. Der Name über der Tür, aus zum größten Teil ausgebrannten Leuchtröhren, lautete: EIMERWEISE BLUT.
    Sie musste sich an einem stoppelbärtigen Schläger in einem ölverschmierten Overall vorbeizwängen, um ins Innere zu gelangen, und sich dann zwischen zwei anderen Versagern hindurchquetschen, um die Theke zu erreichen. Sie war nicht die einzige Frau im Raum, wohl aber die einzige, deren Beruf nicht auf den ersten Blick offensichtlich war. Von den anderen Frauen trugen zwei den Overall von Raumhafenarbeiterinnen - sie gehörten offenbar zusammen und waren schlau genug, einander bei der Sauftour am Zahltag nicht allein zu lassen - und die drei anderen trugen hautenge Röcke, Netzblusen und reichlich Glitzerstaub auf der Haut. Alle fünf musterten ihre glänzende Lederkluft mit mürrischem Widerwillen.
    Der Barmann beäugte sie misstrauisch. »Was soll's sein?«
    »Was Starkes«, antwortete sie. »Wodka.«
    »Erst will ich Geld sehen«, erklärte er. »Hier gibt's keine Deckel.«
    Sie knallte ihm Geld auf die Theke. »Sag mir, wenn es aufgebraucht ist. Und jetzt her mit meinem Drink.«
    Heißer Atem strich über die Härchen in ihrem Nacken; sie drehte sich halb um. Es war der Kerl, den sie am Eingang beiseite gedrängt hatte.
    »He«, knurrte er wütend. »Was glaubst du, wer du bist?«
    Sie lächelte ihn süß an. »Diejenige, die hier was trinkt.« Sie spürte das Adrenalin in den Adern, drehte sich auf dem Hocker und verlagerte das Gewicht, um bereit zu sein, wenn Schmierenpaule angriff. »Wenn du hier trinken willst, musst du mich erst aus dem Weg räumen.«
    Er stierte sie trotzig an. »Pass bloß auf. Wenn du mal mit dem Falschen so redest, könnte das sehr schmerzhaft werden.«
    Aber offenbar nicht für ihn, nicht hier und nicht jetzt. Er zog den Schwanz ein und machte sich murrend davon. Dreck! Jetzt loderte das wütende, waghalsige Feuer wirklich in ihren Adern, und sie hatte niemanden, an dem sie es abreagieren konnte. Sie kippte den letzten Wodka, ließ einen verächtlichen Blick über den Schankraum schweifen und schwankte hinaus.
    Tassa kam zwei Querstraßen weit, bevor die Schritte, die sie hinter sich hörte, mutiger wurden und auf sie zustürmten. In einem

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