Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Himmel schweigt

Der Himmel schweigt

Titel: Der Himmel schweigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
Vom Netzwerk:
korrekt festgestellte Mindeststärke, die Verschwendung von Clanmitteln in einem aussichtlosen Kampf zu verhindern. Ihrer Einschätzung nach hatte Radick die Mindeststärke für den Überfall in einer durchaus annehmbaren Höhe festgelegt. Sie war bereit gewesen, in diesem Fall deutlich darunter zu bieten - wenn überhaupt, hatte der Galaxiscommander sich zugunsten der Wölfe geirrt -, aber Ulans letztes Gebot lag unverantwortlich niedrig.
    »Kein weiteres Gebot«, erklärte sie.
    Soll Ulan den Überfall bekommen, dachte sie. Durch eigene Dummheit Ehre einzubüßen, war eindeutig nicht Teil von Anastasia Ke-renskys Planung.
    Anastasia Kerenskys Wohnung, Vier Städte, Tigress Präfektur IV, Republik der Sphäre
    Mai 3133, Sommer
    Anastasia Kerensky stürmte in ihre Wohnung und wünschte sich, der Türmechanismus hätte ihr gestattet, sie hinter sich ins Schloss zu werfen. Sie riss die Wodkaflasche aus dem Kühlschrank, schenkte sich ein großes Glas ein und kippte es. Importierter terranischer Wodka, die echte Ware, eine Schande, ihn so zu vergeuden, aber sie war eine Kerensky und sie tat, was ihr, verdammt noch mal, passte. Terras Naturschätze hätten ohnehin ihr gehören müssen.
    Es war alles für uns bestimmt, dachte sie. Die Clans wurden geschaffen, um den Sternenbund wiederherzustellen - den echten Sternenbund, nicht diese zusammengeschusterte Imitation namens Republik der Sphäre. Und ihm zu dienen, nachdem der Rest der Menschheit diesem Ideal den Rücken gekehrt hatte. Nur Narren können glauben, wir hätten diese Mission aufgegeben, nur weil ein Teil der Clans sich für eine Weile auf Devlin Stone eingelassen hat.
    Kal Radick hatte Stone gelauscht. Jetzt behauptete Kal Radick, er hätte sie vergessen und es sich zum Ziel gemacht, die StahlwolfKrieger wieder zu altem Ruhm zurückzuführen. Als hätte er einen echten Wolfsclankrieger erkennen können.
    Anastasia Kerensky kippte noch einen Wodka und knallte das Glas auf den Tisch.
    Kal Radick war ein Lügner.
    Wäre er ernsthaft daran interessiert gewesen, Terra zurückzuerobern, würde er aufhören, ihre Bemühungen beim Batchall zu sabotieren. Dreimal schon hatte er die Mindeststärke für das Bieten übervorsichtig hoch angesetzt und seine Favoriten ermutigt, darunter zu bieten. Zweimal hatte es funktioniert, wenn auch nur gerade eben. Beide Male hatten die Offiziere Verstärkung anfordern müssen, um ihre Mission zu erfüllen, ohne dadurch bei ihrem Kommandeur an Ansehen zu verlieren. Kal Radick hatte ihnen weiter gestattet, an den Batchalls teilzunehmen und Anastasias Gebot jedes Mal zu unterbieten - man hätte sogar sagen können, er hatte sie dazu ermutigt
    Diesmal hatte Kal Radicks Politik nicht nur zu einer Peinlichkeit geführt, sondern ins Desaster: in eine Niederlage und Erniedrigung, zu einer Flucht in die Landungsschiffe und zurück nach Hause, auf einer Welt, die Anastasia ohne einen einzigen BattleMech hätte einnehmen können.
    Anastasia kannte die düstere Laune, die sie gepackt hatte. Diese Stimmung machte sie gefährlich, ebenso gefährlich für sich selbst wie für andere, und ließ sie zu übereiltem Handeln tendieren. Beim letzten Mal, als sie in dieser Stimmung gewesen war, hatte sie Arc-Royal für die Republik den Rücken gekehrt. Die Entscheidung hatte sich auf lange Sicht als so schlecht nicht erwiesen, doch es hätte böse enden können, wenn sie Pech gehabt hätte oder wenn die langen Landungsschiffsflüge ihr nicht reichlich Zeit verschafft hätten, sich zu beruhigen, nachzudenken und zu planen.
    Ich muss mich austoben, bevor ich eine Dummheit begehe und alles ruiniere!
    Sie schaute sich in der Wohnung um. Aus einem bestimmten Grund hatte sie sich dazu entschlossen, allein und außerhalb der Clanenklave auf Tigress zu wohnen. Sie hatte geahnt, dass es irgendwann so weit kommen würde. Es wurde Zeit, sich helfen zu lassen - von einer Expertin für die Art von Vergnügen, die ihr die innere Ruhe zurückgeben und das körperliche Verlangen stillen
    würde, das bereits drohte, sie aus der Bahn zu werfen.
    Es wurde Zeit für Tassa Kay.
    Anastasia ging zum Kleiderschrank und legte die Sachen aufs Bett, die sie für die Verwandlung brauchte: die schwarze, eng auf der Haut anliegende Lederhose; die schwarze Seidenbluse; die schwarze Lederjacke mit den Aufnähern von Dieron und Achernar; die bis über die Knie reichenden Stiefel aus poliertem schwarzem Leder.
    Und noch etwas: ein Messer in einer Scheide, die versteckt unter dem Ärmel

Weitere Kostenlose Bücher