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Der Himmel schweigt

Der Himmel schweigt

Titel: Der Himmel schweigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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sie sich bei dem Posten an der Tür und
    ging dann auf direktem Weg in den Hauptstrategiesaal, wo das bevorstehende Batchall stattfinden sollte, das rituelle Bieten vor dem Kampf. Der Galaxiscommander war noch nicht anwesend, doch ein schneller Rundblick zeigte, dass seine Anhänger bereits zahlreich erschienen waren. Sie erkannte die Sterncolonels Ulan und Marks, die momentan zu Radicks Favoriten zählten. Eine Reihe Sterncaptains und Sterncommander standen in der Gruppe Uniformierter, die sich am zentralen Kartentisch versammelt hatte. Sie waren aber wahrscheinlich nur Zuschauer, die gekommen waren, um das Batchall zu verfolgen und einen ersten Eindruck des Kommandeurs zu gewinnen, unter dem sie im anstehenden Feldzug dienen würden.
    Die rangniedrigeren Offiziere machten Anastasia Platz, als sie durch die Menge ging und einen Platz am Rand des Kartentisches einnahm. Die Tischplatte war momentan in zwei Darstellungen geteilt, von denen eine die generelle Topographie Ruchbahs zeigte und die andere einen Straßenplan der planetaren Hauptstadt. Sterncolonel Ulan musterte sie misstrauisch, Marks nahm keine Notiz von ihr. Anastasia sagte zu keinem der beiden etwas.
    Die Tür des Strategiesaals öffnete sich und Galaxiscommander Kal Radick trat ein. Radick kam an den Tisch und verkündete: »Eidgeschwister, die Wölfe sind aufgebrochen, Ruhm zu ernten. Unser Weg führt uns zum Planeten Ruchbah. Ein jeder, der an diesem Ruhm teilhaben will, trete vor zum Batchall für diesen Besitztest um die Michaelson-Industries-Fabrik.«
    Bei Radicks Worten leuchtete ein Häuserblock auf dem Stadtplan gelb auf.
    »Die Mindeststärke für dieses Batchall sind zwei Trinärsterne«, fuhr er fort, »bestehend aus jeweils fünf Mechs, zehn Fahrzeugen sowie Elementaren und einfacher Infanterie. Es beteilige sich niemand, der nicht entschlossen ist, den Sieg zu erringen. Wer bietet zuerst?«
    Sterncolonel Marks meldete sich als Erster. »Ich biete einen Sternhaufen.«
    Ein Sternhaufen - drei Trinärsterne - war ein gutes Gebot, aber kein besonders mutiges. Es lag deutlich über der Kampfstärke, die Radick für einen Sieg mindestens voraussetzte. Marks war kein Dummkopf. Er gehörte zu den Offizieren, die vom Ausgang des Achernar-Feldzugs enttäuscht worden waren. Offenbar hatte er seine Lehren aus der Erfahrung gezogen, wenn auch nicht unbedingt die besten.
    »Sterncolonel Marks bietet einen Sternhaufen«, wiederholte Ra-dick. »Bietet jemand niedriger?«
    »Ich biete zwei Trinärsterne und einen Stern«, erklärte Anastasia. Die Zuschauer wechselten überraschte Blicke. Sie hatten wohl nicht damit gerechnet, dass ein Neuankömmling wie sie sich bereits am Bieten beteiligen würde, obwohl ihr Rang ihr das Recht dazu gab.
    Auch Radick schien von ihrem Gebot konsterniert, doch man sah ihm die Überraschung nur für einen kurzen Moment an, dann hatte er sich gefangen. Hätte sie nicht bereits erwartet, dass ihn ihre Teilnahme am Batchall schockieren würde, wäre es selbst ihr möglicherweise entgangen.
    »Sterncolonel Anastasia Kerensky bietet zwei Trinärsterne und einen Stern. Bietet jemand niedriger?«
    Sterncolonel Ulan trat einen Schritt näher an den Tisch. »Ich biete zwei Trinärsterne minus einen Mech und fünf Fahrzeuge.«
    Überraschung zuckte durch die Zuschauer. Dies war jedoch nicht hörbar, etwa durch kollektives Einatmen, sondern mehr ein hastig unterdrücktes Zusammenzucken, hoch gezogene Augenbrauen, ein Atemanhalten, fast unmerkliches Muskelzucken. Ein Gebot unter der Mindeststärke schien waghalsig. Falls es Sterncolonel Ulan nicht gelang, das Missionsziel mit seinem Anfangsgebot zu erreichen, und er gezwungen war, Verstärkungen anzufordern, riskierte er einen beträchtlichen Ehrverlust.
    »Sterncolonel Marks?«, fragte Radick.
    Marks schüttelte den Kopf. »Kein weiteres Gebot.«
    »Sterncolonel Anastasia Kerensky?«
    »Ich biete zwei Trinärsterne minus zwei Mechs und sieben Fahrzeuge.«
    »Sterncolonel Anastasia Kerensky bietet zwei Trinärsterne minus zwei Mechs und sieben Fahrzeuge. Sterncolonel Ulan?«
    Ulan spießte Anastasia mit einen düsteren Blick auf und verkündete: »Ich biete zwei Trinärsterne minus einen Stern.«
    Schweigen senkte sich über den Saal, als Radicks Offiziere abwarteten, wie der Neuankömmling von Arc-Royal auf Ulans Gebot reagieren würde.
    Anastasia fand die Vorstellung eines Gebots weit unter der Mindeststärke nicht wie manch anderer grundsätzlich abstoßend. Andererseits half eine

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