Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Himmel schweigt

Der Himmel schweigt

Titel: Der Himmel schweigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
Vom Netzwerk:
Weg machen.«
    Er schwang sich auf den Panzerschweber. »Los jetzt«, forderte er Lexa auf. »Wir fahren.«
    Juni 3133, Sommer
    Am späten Nachmittag hatte die Panzerkolonne der Stahlwölfe die Ausläufer der Rockspires erreicht und hielt am westlichen Ende des Red-Ledge-Passes kurz an. Bisher war der Tag klar und warm, aber am Himmel über ihnen gab es eine Menge kleiner, an Fischschuppen und Pferdeschweife erinnernder Wolken, und das kündigte in der Regel ein Gewitter an.
    In den Zeiten vor dem Zusammenbruch des HPG-Netzes - eine Zeit, die bereits wie ein verlorenes Goldenes Zeitalter erschien, selbst für diejenigen, die den Ausfall des Netzes fröhlich für ihre Zwecke ausnutzten - hätte sich ein Kommandeur bei der Vorbereitung einer Invasion die aktuellen Wettervorhersagen für Lichtjahre entfernte Schlachtfelder beschaffen können. Doch mit diesem Luxus war es jetzt vorbei, möglicherweise für immer. Das Wissen um örtliche Wetterbedingungen war wieder zur Stärke des Verteidigers und zur Schwachstelle des Angreifers geworden.
    Die Stahlwolf-Kolonne hatte eine breite, mehrspurige Schnellstraße aus der Salzwüste in die Berge benutzt und war schnell vorangekommen. Sterncolonel Nichhlas Darwin vermutete, dass die Straße zu normalen Zeiten von Fernfahrern frequentiert wurde. Mehr als einmal waren die Panzer an Raststätten und Tankstellen vorbeigekommen, aber die Fenster aller Geschäfte waren dunkel gewesen und die Parkplätze leer.
    Ganz offensichtlich hatte sich die Nachricht von der Invasion noch schneller ausgebreitet, als seine Panzer fahren konnten: Sperrt die Türen ab und macht, dass ihr abhaut - die Wölfe kommen!
    Falls die Schilder nicht trogen, führte dieselbe Straße weiter durch die Berge, auch wenn aus den vier Spuren auf der Pass-Strecke nur noch zwei wurden. Darwin stand im offenen Geschützturm seines Condor und schaute von den Straßenschildern auf die Karte seines Compblocks.
    Die Karte basierte auf Bildern, die die Stahlwölfe während des Sinkflugs der Landungsschiffe aufgezeichnet hatten, und war entsprechend zuverlässig. Andererseits enthielten Landkarten, die vom Computer aus Luftaufnahmen erzeugt wurden, keine Straßennummern und Richtungsangaben oder hilfreiche Ortsnamen, sodass es immer eine gewisse Schwierigkeit dabei gab, das am Boden durchquerte Gelände auf dem Bild wiederzufinden, das die Draufsicht aus großer Höhe vermittelte.
    Falls die Einheimischen schlau genug waren, die Hinweisschilder auf der Flucht auszutauschen, und das kam durchaus vor, konnte die Situation noch verwirrender werden. Zum Glück für die Panzerkolonne war das Hinweisschild am Eingang des Red-Ledge-Passes für ein derartiges Täuschungsmanöver denkbar ungeeignet. Die Information, dass es sich bei der Straße um die Nationale Schnellstraße 66 durch das Waldschutzgebiet Bloodstonemassiv nach Liddisda-le, Harlaugh und Tara handelte, war mit zwanzig Zentimeter großen Lettern in einen riesigen roten Felsblock gemeißelt.
    Das lässt sich höchstens mit Sprengstoff unleserlich machen, dachte Nicholas zufrieden. Wir sind eindeutig auf der richtigen Straße, jetzt müssen wir es nur noch auf die andere Seite des Gebirges schaffen. Denn - er beäugte misstrauisch das zweispurige Asphaltband, das kurz hinter dem Eingang der engen Schlucht hinter einer Felsbiegung verschwand - wäre ich ein Verteidiger, der versucht uns aufzuhalten, wäre
    dies genau die Art von Gelände, die ich mir dafür aussuchen würde.
    Er schaltete das Mikro auf die Befehlsfrequenz der Panzerkolonne. »Kundschafter und Plänkler voraus!«
    Entlang der Kolonne stiegen Kröten und Elementare von den Ketten- und Schwebepanzern, auf denen sie mitgefahren waren. Diese Vorhut von Fußtruppen würde die Geschwindigkeit der Kolonne zwar erheblich reduzieren, aber nicht annähernd so dramatisch wie ein Überraschungsangriff feindlicher Truppen ohne eigene Infanterie, die zum Gegenangriff übergehen konnte.
    »Wenn wir durch den Pass brechen wollen, dürfen wir nicht unnötig Zeit verlieren«, bemerkte Nicholas' Stellvertreter über die Privatverbindung. Sterncaptain Greer hatte an Bord der Lupus den Positionstest gegen Nicholas verloren und neigte noch immer dazu, sich von Zeit zu Zeit gegen dessen Führung zu sperren. »Sterncolonel.«
    »Dessen bin ich mir bewusst«, schoss Nicholas zurück. Seinen verletzten Stolz darüber, dass er den Test gegen ein freigeborenes Halbblut verloren hatte, konnte Greer in seiner Freizeit pflegen. Hier und

Weitere Kostenlose Bücher