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Der Himmel schweigt

Der Himmel schweigt

Titel: Der Himmel schweigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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unterlegte Anastasias Überlegungen mit einem steten Bassdröhnen. Sie schaute kurz auf und lächelte. Die Panzer und Artillerie schifften aus, rumpelten aus den offenen Toren der Landungsschiffe und formierten sich in der Weite der Salzwüste zu Marschkolonnen.
    Sie widmete sich wieder der Karte. Spätestens in einer Stunde würden die Stahlwolf-Mechs die Schiffe verlassen haben und marschbereit sein. Tara, die planetare Hauptstadt Northwinds, lag einen Tagesmarsch entfernt auf der anderen Seite der Rockspires. Bisher hatte sich ihre Entscheidung, den Raumhafen Taras zu meiden, bezahlt gemacht. Die Wölfe hatten die Landungsschiffe ungestört und ohne Verluste auf die Oberfläche gebracht.
    Die Luft/Raumjäger, die sie zum Schutz der Landungsschiffe losgeschickt hatte, um die Highlanders zu beschäftigen, würden so viel Glück nicht haben. Einige von ihnen würden nicht mehr zurückkehren. Möglicherweise sogar die meisten. Aber sie hatten eine wichtige Funktion, und die Piloten wussten das. Und auf die Überlebenden warteten Ehre, Beförderungen und eine bessere Chance, mit ihrem genetischen Material in das Zuchtprogramm des Clans integriert zu werden.
    Ihre Kampfmoral war ausgezeichnet gewesen, als sie zum Angriff aufbrachen. Sie würden die Highlanders ablenken und dort binden, wo sie waren, über den ganzen Planeten verstreut, so verteilt, dass es der Präfektin nie gelingen würde, sie rechtzeitig zusammenzuziehen.
    Schon morgen würde sie mit ihren Wölfen auf der anderen Seite der Berge stehen, dachte Anastasia, und übermorgen würde das Fort in Tara ihnen gehören.
    Danach würden die Highlanders erkennen, dass weiterer Widerstand sinnlos war. Sie würde aus einer Position der Stärke verhandeln oder vielleicht würde sie auch ganz auf Verhandlungen verzichten und die restlichen Truppen Northwinds wie Ratten zu Tode hetzen. Ganz, wie es ihr gefiel.
    Während sie noch nachdachte, hörte sie Schritte. Sie schaute auf. Es war Nicholas Darwin. Er wirkte hellwach. Seine Uniform war sauber und frisch gebügelt, das Abzeichen des Sterncolonels glänzte, und er trug die Mütze schräg, im draufgängerischen Stil des Panzerfahrers. Für einen Augenblick bedauerte Anastasia, dass sie sich während der Wochen an Bord des Landungsschiffes den Spaß nicht gegönnt hatte, seine Gesellschaft zu genießen. Hier draußen im Feld würde sie noch weniger Gelegenheit dazu bekommen.
    Falls Darwin ihr Bedauern teilte, ließ er es sich ebenso wenig anmerken wie sie. Er blieb wie vorgeschrieben in zwei Schritten Abstand stehen und salutierte.
    »Galaxiscommander. Die Panzer und Artillerie sind ausgeladen und einsatzbereit. Wir erwarten deine Befehle.«
    »Ausgezeichnet.« Sie deutete auf den Kartentisch. Eine gewundene rote Linie zog sich durch das Gebirge und auf die Ebene der anderen Seite. »Öffnet uns einen Weg von hier nach Tara«, befahl sie. »Die restliche Infanterie und die Mechs werden euch folgen, sobald es geht. Aber du hast die Verantwortung, uns den Weg zu bereiten. Stoß durch die Berge vor und sichere uns auf der Ebene nördlich der Hauptstadt ein Aufmarschgebiet.«
    »Jawohl, Galaxiscommander.« Darwin salutierte noch einmal und drehte sich um.
    »Warte«, hielt Anastasia ihn auf. Er blieb stehen und sie kam um den Kartentisch an seine Seite. Mit einer Stimme, die deutlich von Tassa Kays Akzent geprägt war, fügte sie hinzu: »Da ist noch was.«
    Darwin drehte sich wieder um. »Und das wäre ...?«
    »Das.« Sie nahm sein Gesicht in beide Hände und gab ihm einen langen Kuss. Ihre linke Hand steckte noch in einem Druckverband, ein Souvenir des Zweikampfs mit Kal Radick, und die Finger lagen steif auf Darwins weicher Wange.
    »Wenn dieser Feldzug vorbei ist«, erklärte sie ihm, »werde ich das Quartier der Präfektin übernehmen, mit all dem hübschen Schottenmustermobiliar. Und ich werde jemanden brauchen, der mir hilft, das Bett einzuweihen. Also, lass dich nicht umbringen.«
    Dann ließ sie ihn los und trat einen Schritt zurück.
    »Du weißt deine Truppen aufzumuntern, Galaxiscommander«, sagte er und salutierte noch einmal, bevor er sich wieder umdrehte und das Zelt verließ.
    Sie schaute ihm lächelnd nach, als er hinüber zum Aufmarschpunkt der Panzer ging und auf seinen Condor stieg.
    »Krieger!«, rief er. Seine Stimme schnitt durch das Scheppern von Metall und all den Lärm der Entladearbeiten. »Wir haben die Ehre, die Speerspitze dieser Operation zu sein. Wir rücken nach Südosten aus. Eure Befehle

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