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Der Himmel schweigt

Der Himmel schweigt

Titel: Der Himmel schweigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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die Ortungsgeräte.«
    »Eisen und Magneterz«, stellte Nicholas nachdenklich fest. »Das ist keine Überraschung, Krieger. Verlass dich nicht auf die Sensoren, nur auf deine eigenen Sinne. Sonst noch etwas?«
    »Nein, Sterncolonel.«
    »Gut. Mach weiter. Gib sofort Meldung, wenn du den Feind sichtest. Darwin Ende.«
    Er klappte den Empfänger zu und steckte ihn zurück in die Uniformtasche. Dann wies er den Fahrer des Condor an: »Vorwärts.« Mit einem Handsignal befahl er dem Rest der Kolonne zu folgen.
    Hinter ihm setzte sich die lange Schlange der Fahrzeuge in Bewegung und donnerte langsam in die einbrechende Nacht.
    Juni 3133, Sommer
    Will Elliot hielt auf dem Felskamm knapp unterhalb der Kammlinie an. Er achtete darauf, im Schatten eines großen Felsens zu bleiben, um sich nicht vor dem Abendhimmel abzuzeichnen. Die Nacht brach an, und die kurvenreiche Straße unter ihnen lag bereits im Halbschatten.
    Die Aussicht war ihm wohlvertraut. Als er das letzte Mal hier gestanden hatte, hatte er gerade seine letzte Bergtour für Rockhawk-Erlebnisreisen beendet, auch wenn ihm diese Tatsache damals noch nicht bewusst gewesen war. In mancher Hinsicht schien dieser Tag eine Ewigkeit her zu sein. Damals schon hatte sich die Welt um ihn herum verändert, aber er hatte nicht geahnt, wie rasant sich die Veränderung vollziehen würde oder wie viel davon zum Schlechteren ausfiel.
    Hier im Gebirge wehte der Wind schneidend und drang mühelos durch die Uniformjacke. Er wünschte sich, er hätte seine alte Bergführerkluft getragen. Die Standardsommeruniform war für das warme Wetter im Tiefland gut geeignet, aber im Hochgebirge lief man das ganze Jahr über Gefahr, sich zu unterkühlen. Die Kälte konnte einen Infanteristen ebenso sicher töten wie ein Stahlwolf-Mech. Jock und Lexa waren mit dem Wechselhaften Gebirgswetter nicht ver-traut. Er würde sie im Auge behalten müssen.
    Er lief zurück den Hang hinab und in die Deckung des Waldes. Der Holzfällerweg war nicht weit. Es war nur ein Trampelpfad, nicht für ForstMechs gedacht. Die riesigen Maschinen eigneten sich vor allem für Kahlschläge und für die Arbeit in den geraden Nadel-und Hartholzzeilen der großen Baumfarmen. Hier im Naturschutzgebiet wurden nur einzelne, ausgesuchte Bäume gefällt. Das Holz wurde mit Ein- oder Zwei-Mann-Kettensägen geschnitten und auf Kipplastern über schmale Wege abtransportiert, die keine dauerhaften Spuren am Berghang hinterließen.
    Das Naturschutzgebiet existierte vor allem deshalb noch, weil Fremdwelter-Touristen keine großen Kahlschläge mochten und auch nichts für riesige ForstMechs übrig hatten, die ihnen die Aussicht auf unberührte Wildnis verdarben. Wie lange diese Rücksichtnahme auf die Gebirgslandschaft noch anhalten würde, jetzt, da die Touristen nicht mehr kamen, wusste Will nicht zu sagen.
    Mit Ausnahme der Stahlwölfe, erinnerte er sich. Und die sind nicht wegen der schönen Aussicht hier.
    Seine Stimmung war noch immer gedrückt, als er Jock und Lexa am Fuchs erreichte.
    »Schlechte Neuigkeiten?«, fragte Lexa.
    Er schüttelte den Kopf. »Noch keine Spur vom Feind.«
    »Vielleicht kommen sie gar nicht«, sagte Jock.
    »Die kommen.«
    »In allen Richtungen haben sie tausend Kilometer Raum«, wandte Jock Gordon ein. »Warum gerade hier?«
    »Weil Schnellstraße 66 der schnellste Weg durch die Berge nach Tara ist. Weiter im Norden liegt der Knochenbrecherpass, aber das ist, selbst wenn der frei ist, ein Umweg von zwei bis drei Tagen. Und Knochenbrecher ist manchmal bis Ende Juni oder sogar noch in den August unpassierbar. Golden Gap im Süden ist das ganze Jahr frei, aber das ist ein noch größerer Umweg als Knochenbrecher.
    Nein, sie müssen hier durch. Genau hier, über den Red-Ledge-Pass.«
    Im Gegensatz zu Jock, der noch immer eine zweifelnde Miene machte, wirkte Lexa geradezu unvernünftig aufgedreht. »Hier? Kämpfen wir hier gegen sie?«
    »Nein«, antwortete Will. »Hier lassen wir den Fuchs stehen. Von jetzt an geht es zu Fuß weiter. Ein einzelner Mensch ist in den Wäldern viel schwerer zu sehen als eine Maschine.«
    Jock hievte seine Sachen aus dem Schweber. »Und seine Chance, einen Mech aufzuhalten, ist viel geringer.«
    Will schulterte seinen Tornister und hob das Gaussgewehr aus dem Wagen. »Wir müssen keine Mechs aufhalten. Wir finden die Mechs und sagen den Leuten, die sie aufhalten können, wo sie sind. Und wenn wir beim Fuchs bleiben, werden wir weder das eine noch das andere

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