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Der Himmel schweigt

Der Himmel schweigt

Titel: Der Himmel schweigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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ab. In einem Gefecht hätte er sich natürlich nicht auf diese Weise zur Zielscheibe gemacht, aber für die relative Sicherheit im Innern des Panzers bezahlte man mit reduzierter Sicht. Die Panzer verfügten zwar über moderne Sensorsysteme und Ortungsanzeigen, aber die Informationen, die er dort erhielt, stellten ihn nicht völlig zufrieden.
    Bei dieser Mission wünschte er alles an Daten, was er bekommen konnte, und dazu gehörte auch das Gefühl für das Gelände, das ihm nur die eigenen fünf Sinne vermitteln konnten. Schon früher, auf anderen Welten, hatten ihn Kleinigkeiten vor Schwierigkeiten gewarnt: der von einem wechselnden Wind herangetragene Geruch von Öl oder Ozon; das beunruhigende Flackern irgendwo im peri-phären Sichtfeld, wenn sich etwas bewegte oder am falschen Ort war; das Kratzen von Staub in der Kehle. Darauf wollte er auch diesmal nicht verzichten.
    Hinter ihm erstreckte sich eine lange Schlange von Fahrzeugen und Infanterie, die Vorhut der Stahlwolf-Invasionsstreitmacht. Er wünschte, die Kolonne wäre schneller vorangekommen. Die Nacht brach an, und die Straße lag bereits in tiefem Schatten, weil die Berge ringsum das Sonnenlicht abhielten. Aber so sehr er sich das auch wünschte, ein schnellerer Vormarsch war nicht möglich. Die Kolonne musste sich der Geschwindigkeit ihres langsamsten Mitglieds anpassen, um nicht über die ganze Länge der engen Gebirgsschlucht namens Red-Ledge-Pass ausgedehnt zu werden.
    Nicholas Darwins Panzer führte die Kolonne an. Die einzigen Stahlwolf-Einheiten vor ihm waren die Scouts: Zwei- und DreiMann-Teams in leichten, geländegängigen Shandra-Scoutwagen, die sich häufig über Funk meldeten. Er achtete darauf, die Scouts regelmäßig zurückzurufen und durch frische Teams zu ersetzen.
    Selbst unter den Stahlwölfen gab es reichlich dummes Gerede über Scouts, die Feindkontakt meldeten, aber Nicholas wusste ebenso gut wie jeder andere, was davon zu halten war. Die meiste Zeit machte sich ein Feind dadurch bemerkbar, dass sich ein Scout nicht mehr meldete. Er hatte selbst schon mehr als einmal Scoutdienst geleistet, bevor er seinen jetzigen Rang erreicht hatte. Und er hatte sogar mehr als einmal den Feind entdeckt und es überlebt, was ihm den Ruf eingetragen hatte, nicht nur fähig, sondern auch ein Glückspilz zu sein.
    Heutzutage erstattete er allerdings keine Berichte mehr, er empfing sie. Im Funkgerät des Condor knackte es. Er hob ein Empfangsgerät auf und schaltete es ein. »Darwin hört.«
    »Scoutteam Alpha meldet sich, Sterncolonel. Hauptstraße auf zehn Kilometer frei. Kein Feind gesichtet.«
    Nicholas studierte die Geländekarte auf dem Bildschirm seines Compblocks und runzelte die Stirn. Die Hauptstraße - Schnellstraße 66, falls er der Beschilderung glauben konnte - verlief geradewegs durch den engen Pass. Das gefiel ihm nicht. Die Kolonne war gezwungen, im Gänsemarsch über die schmale Straße zu rollen, ohne eine Möglichkeit umzudrehen oder zu manövrieren. Und durch die hohen Felswände, die zu beiden Seiten aufragten, fühlte er sich eingesperrt und nervös.
    »Wie sieht das Gelände aus?«, fragte er nach. »Könnte die Kolonne die Straße verlassen?«
    »Neg, Sterncolonel«, antwortete die von Knistern überlagerte Stimme. »Die Shandras werden damit fertig und die Mechs kämen vermutlich auch zurecht, sonst aber niemand. Der Hang ist zu steil.«
    »Na schön«, sagte er. »Sucht weiter das Gelände rund um die Straße ab. Mit besonderer Aufmerksamkeit für erhöhte Positionen.«
    »Verstanden, Sterncolonel.«
    »Gibt es sonst noch etwas zu berichten, Krieger?«
    Es folgte eine Pause. Nicholas sah vor sich, wie der Infanterist am anderen Ende der Verbindung nach den richtigen Worten suchte. »Die Sensoren des Shandra , Sterncolonel.«
    »Was ist mit den Sensoren?« In Nicholas' Magengrube machte sich ein einigermaßen flaues Gefühl breit. Es war nie eine gute Nachricht, wenn bisher zuverlässige Apparate plötzlich unberechenbar wurden. »Was genau machen sie?«
    »Sie zeigen falsche Daten, Sterncolonel. Die Anzeigen sind nicht konstant, lassen sich nicht deuten, geben Alarm, wo nichts ist.«
    »Hast du eine Vorstellung, woran es liegen könnte?«
    Diesmal kam die Antwort sofort. »Nur eine Vermutung, Sterncolonel. Wir sind an Schildern vorbeigekommen, die diesen Teil der Rockspires als das Bloodstonemassiv gekennzeichnet haben, und ich sehe große Vorsprünge aus Hämatit und Magneteisenerz. Ich vermute, diese Felsvorsprünge stören

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