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Der Himmel schweigt

Der Himmel schweigt

Titel: Der Himmel schweigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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Scouts vorhergesagt«, antwortete ihm Nicholas. »Dieser ganze rote Fels hier ist voller Magnet- und Glanzeisenerz, das die Sensoren stört. Führ eine Systemprüfung durch und versuch, die Störungen zu kompensieren.«
    »Verstanden.«
    Nicholas kletterte zurück zur Luke des Panzers und stieg hoch, bis sein Oberkörper ins Freie ragte. Es war ein riskantes Manöver, falls sich ein feindlicher Scharfschütze in der Nähe aufhielt. Aber ohne zuverlässige Sensordaten war es die einzige Möglichkeit, wirklich zu bemerken, was außerhalb des Condor geschah.
    »Systemprüfung zeigt: Störungen rühren von magnetischen Erzvorkommen her«, meldete der Orter wenige Minuten später. »Die Geräte arbeiten einwandfrei.«
    »Wir können also nichts dagegen tun.«
    »Nein, Sterncolonel. Für die Sensoren sieht ein Klumpen Metall aus wie ein anderer. Es besteht die Gefahr, dass wir bei all diesen Falschmeldungen einen feindlichen Mech übersehen könnten.«
    »Falls der Feind einen Mech hier draußen hat, kann er nur unent-deckt bleiben, solange er seine Waffen nicht abfeuert. Sobald er schießt, leuchtet er auf Infrarot auf wie eine aufgehende Sonne. Fahrer, gib Gas. Wir haben noch etwas vor und kaum noch Licht.«
    »Fahren wir die Nacht durch, Sterncolonel?«
    »Allerdings, Krieger.«
    Nicholas Darwin musterte die Landschaft, durch die sie fuhren. Die Sonne war inzwischen ganz hinter den Bergen verschwunden, und die Nacht senkte sich dunkel und für die Jahreszeit überraschend kalt herab. Der von den Gipfeln kommende Wind war über eisige Gebirgsbäche geweht und über schattige Schneebänke, die möglicherweise das ganze Jahr über nicht schmolzen. Diejenigen seiner Soldaten, die wegen der Hitze in der Salzwüste nur leichte Uniformen angezogen hatten, würden jetzt frieren. Er konnte nur hoffen, dass er niemanden wegen Unterkühlung oder eigener Dummheit verlor. Die Einsatzgruppe konnte sich eine derartige Schwächung nicht leisten.
    »Allerdings«, wiederholte er. »Wir werden den Tag, die Nacht, und wenn nötig auch noch den nächsten Tag durchfahren, bis Nor-thwind unser ist.«
    Juni 3133, Sommer
    »Es wird Nacht«, stellte Jock fest.
    »Tatsache«, bestätigte Will. Er schaute nach Westen, wo das Blau des Himmels schnell in Indigo überging und die untergehende Sonne die Wolken rot erglühen ließ. »Wir schaffen es noch an den Red Peaks vorbei, bevor wir Lampen brauchen.«
    »Ich mache mir Sorgen«, bemerkte Lexa. »Wir haben den ganzen Tag noch keine Flieger gesehen. Keine der Wölfe und keine unserer eigenen.«
    »Könnte alles Mögliche bedeuten«, meinte Jock. »Vielleicht balgen sie sich woanders.«
    »Könnte sein«, bestätigte Will. »Aber falls ich einen Grund nennen müsste, würde ich sagen, es ist ein Gewitter im Anmarsch, durch das die Piloten lieber nicht fliegen wollen.«
    Er deutete nach Osten, wo dunkle Wolkenmassen den Himmel nahezu verdeckten. »Siehst du das?«
    »Sehen tu ich's schon«, antwortete Jock. »Aber ich bin eher ein Stadtmensch. Ich könnte dir nicht sagen, was es bedeutet.«
    »Um diese Jahreszeit bedeutet es Ärger. Hätte ich noch meinen alten Beruf, ich würde all den mutigen Jägern und Fischern aus dem
    All ungefähr jetzt sagen, sie sollen sich darauf einstellen, das Wochenende in der Hütte Karten zu spielen, denn das ist der beste Ort, um ein Unwetter abzuwarten.«
    »Zu schade, dass du das den Wölfen nicht vorschlagen kannst«, warf Lexa ein.
    »Aye«, stimmte Will ihr zu. »Aber ich befürchte, wenn wir ihnen begegnen, werden wir keine Gelegenheit zum Austausch haben. Jedenfalls nicht von Worten. Munition vielleicht.«
    Lexa McIntosh schaute ihn neugierig an. »Hast du schon mal was geschossen? Getötet, meine ich?«
    »Nur Wild«, antwortete Will, und gleichzeitig antwortete Jock mit »Nein«.
    »Ich auch nicht«, erklärte Lexa. Sie strich mit der Hand über den Schaft ihres Lasergewehrs. »Ich weiß, bei Zielscheiben habe ich's raus, aber wenn es ernst wird . Ich weiß es nicht.«
    Will machte ihr Mut. »Wenn es so weit ist, werden wir alle tun, was wir tun müssen. Denkt daran, unsere Hauptaufgabe besteht darin, den Feind zu finden und Bericht zu erstatten. Die Stahlwölfe aufhalten ist nur die Zugabe.«
    »Wir drei allein werden ohnehin kaum jemanden ernsthaft aufhalten können«, gab Jock zu bedenken.
    »Wir tun, was wir können, mit dem, was wir haben«, antwortete Will. »Gehen wir.«
    Sie kletterten den Hang hinauf, Will an der Spitze. Die Krüppelkiefern, die in

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