Der Himmel schweigt
anderen nach dem Tornister. Jemand war an seine Schulter gelehnt eingeschlafen. Dem Gewicht und Gefühl nach vermutlich Lexa McIntosh.
Und wir waren beide zu müde, um das Erlebnis schätzen zu können, dachte Will bedauernd.
»In Ordnung«, bellte die Stimme eines Truppführers. Will erkannte den Sprecher nicht, aber nur ein Truppführer konnte so brüllen. »Aus den Lastern und sucht eure Einheit.«
»Na denn«, bemerkte Lexa und löste sich von Wills Schulter. »Dann wollen wir mal die Nässe mit ein wenig Schlamm auffrischen.«
Die drei stiegen vom Laster. Obwohl es Morgen war, sorgte der Regen dafür, dass der Himmel dunkel, sogar beinahe schwarz, blieb, und über den Lichtkegel der Lastwagenscheinwerfer hinaus war nichts zu erkennen. Will hörte in der Nähe einen Bach plätschern und schaute auf den Kompass.
»Wir sind weit gekommen«, stellte er fest, »aber hinter uns kommen die bösen Buben. Die Wölfe sind unterwegs nach Tara und wir stehen genau in ihrem Weg.«
In der Dunkelheit brüllte wieder der Truppführer: »Aufstellen! In Formation!«
Will und die anderen Highlanders aus dem Laster versammelten sich zu einer nicht sonderlich sauberen Formation. Der Unteroffizier stellte sich diesmal als Truppführer Murray heraus, derselbe Mann, der Will und die beiden anderen am Tag zuvor auf die Erkundungsmission geschickt hatte. Murray blieb lange genug stehen, um den dreien einen musternden Blick zuzuwerfen, dann ging er weiter.
»Kommt her, meine Kinder«, schnarrte Murray, als er das Ende der Linie erreicht hatte.
Sie versammelten sich um ihn.
»Also denn, Mädels und Buben«, fuhr Murray fort. »Die Kompanie hat uns Folgendes wissen lassen: Hier an dieser Stelle werden die Highlanders Northwind retten. Aber nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass uns das nicht gelingt: Falls ihr von eurer Einheit getrennt werdet, seht zu, dass ihr euch nach Carcross durchschlagt. Das liegt im Hügelland, abseits aller Hauptverkehrsstraßen, auf denen mit Wölfen zu rechnen ist. Und haltet hier, genau hier, durch, so lange ihr könnt.«
»Ist das alles, Truppführer?«, fragte Lexa. »Hört sich nach keinem großartigen Plan an.«
»Das ist alles, was die Kompanie uns zu sagen hatte. Aber jetzt werde ich euch erzählen, was ich zu sagen habe. Ihr seid Infanterie. Versucht euch nicht mit Panzern oder Mechs anzulegen. Die verspeisen euch zum Frühstück, und es macht sie nicht mal satt. Euer Gegner ist die feindliche Infanterie, und deren Haut ist auch nicht dicker als eure. Haltet sie von unseren Mechs und Panzern fern. Falls eine unserer Einheiten in Schwierigkeiten kommt, helft ihr. Falls eine ihrer Einheiten Probleme hat, zückt den Büchsenöffner. Falls ihr einen feindlichen Mech erbeuten könnt - und ich möchte nicht, dass irgendeiner von euch nach einer Gelegenheit dafür sucht, denn Helden sind zum Sterben da -, aber falls ihr einen feindlichen Mech erbeuten könnt, holt ihn euch intakt. Diese Dinger sind teuer, und wir brauchen jeden, den wir in die Finger kriegen können. Falls ihr den MechKrieger lebend rausholen könnt, noch besser. Diese Leute verfügen über Informationen, die unsere Seite braucht, und sie sind bei einem Gefangenenaustausch sehr viel wert. Trotzdem, falls ihr einen Mech zerstören könnt, tut es. Besser ein ausgebranntes Wrack mit einem knusprig gebratenen Piloten am Knüppel als ein kampfklarer Gegner im Feld. Und jetzt formt Vierertrupps, sucht euch eine Stelle westlich des Bachs und grabt euch ein.«
»Wie lange haben wir noch, Truppführer?«, fragte Jock.
Ein Feuerstrahl zuckte in weitem Bogen von Westen her über sie hinweg. Er schoss tief über ihre Köpfe nach Osten vorbei und hinter dem Hügelkamm leuchtete eine Explosion auf.
»Sie sind schon da. Alle Mann auf Position. Und denkt daran, verteilen, und niemand spielt den Helden!«
Trotz des kalten Winds und Regens versprach es ein langer, heißer Morgen zu werden.
Anastasia Kerensky hatte sich für den Kampf ausgezogen und trug unter der Kühlweste nur Unterwäsche. Sie hatte nicht vor, die Kanzel ihres Mechs zu verlassen, bevor sie die Highlanders aus Tara getrieben hatte.
Der wuchtige Kopf des Ryoken II drehte sich hin und her, als sie die Linie der Truppen und Panzer ihrer Stahlwölfe in den unverzerrten Mittelbereich des Sichtschirms holte, und danach die im Osten gegen sie aufgereihten Highlanders. Die Computeranzeige des Mechs zeigte Position und Status aller Einheiten ihrer Seite, auch der nicht sichtbaren,
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