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Der Himmel schweigt

Der Himmel schweigt

Titel: Der Himmel schweigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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sowie die Markierungen für die angenommene Position von Feindeinheiten, die entsprechend der einlaufenden Meldungen ständig korrigiert wurden.
    Die Linie der Highlanders ist dünn und zerbrechlich, dachte sie. Wenn wir sie an einer Stelle durchstoßen können, löst sie sich auf, und der Weg nach Tara ist frei.
    »Auf mein Zeichen«, befahl sie. »Artillerie. Ziel wählen. Erfassen. Feuer.« Und wieder: »Artillerie. Feuer.« Und noch einmal: »Artillerie. Feuer.«
    Dann: »Auf mein Zeichen. Langstreckenraketen. Feuer.«
    Ein Vorhang aus Feuer, von Regen und Wind zerfasert und verdeckt, breitete sich als Antwort auf ihre Befehle über die feindlichen Truppen aus. Vor ihr detonierten bereits die Artilleriegranaten. Das Licht der Explosionen brach sich in einem Regen, der wie aus Kübeln fiel.
    Dieser Wolkenbruch war für die Infanterie die Hölle, auf beiden Seiten, für Stahlwölfe und Highlanders. Aber in ihrem Mech saß Anastasia trocken. Und der Regen half, den Ryoken II zu kühlen, als er vorwärts stampfte.
    »In der Nähe bleiben«, befahl sie ihren Truppen. »Schweber, sucht nach dem Ende ihrer Linie. Dann schwenkt darum herum ein. Kesselt sie ein. Fallt ihnen in den Rücken. Greift sie an, wo immer ihr sie findet. An mir orientieren und vorwärts!«
    Sie setzte den Ryoken II auf die feindlichen Linien zu in Bewegung und genoss in einem Anflug von Tassa Kay das Wissen, dass sie dabei war, etwas zu tun, was kaum jemand in der Inneren Sphäre besser konnte. Sie war eine Kerensky, und das Talent, in einem Mech zu kämpfen, war in ihrer Blutlinie in den Genen kodiert.
    Das Skelett des BattleMechs war ihr Skelett, seine Panzerung ihre Haut. Sie hatte das ihr ganzes Leben lang trainiert, und es kostete sie nicht mehr Gedanken, fünfundsiebzig Tonnen tödliches Metall zu bewegen, als in Stiefeln und Leder durch die dunklen Straßen von Tigress, Dieron oder Achernar zu streifen.
    »Galaxiscommander.« Die Worte drangen aus dem Neurohelmlautsprecher an ihr Ohr. »Wir fangen ein Signal von den Northwind-Truppen auf. Es kommt auf allen Frequenzen herein.«
    »Lass hören.« Jetzt flammte Geschützfeuer vor ihr auf. Ein unter einem Tarnnetz versteckter Panzerzerstörer spuckte Feuer. Sie zielte, ohne bewusst zu rechnen, und schickte eine Blitzsalve in seine Richtung. Entweder die Crew zog ab oder sie starb.
    Ein Gemisch aus steigenden und fallenden Stimmen drang aus den Lautsprechern.
    »Was ist das?«, fragte Anastasia.
    »Das Signal der Highlanders, Galaxiscommander. Sie singen.«
    Jetzt, da sie genau hinhörte, konnte sie etwas vom Text verstehen. »... Wer noch niemals in lauschiger Nacht einen Puffbummel hat gemacht, ist ein armer Wicht, denn er kennt es nicht .«
    »Tatsächlich«, stellte sie fest. »Und schlecht dazu.« Tassa Kay erinnerte sich sehr gut an den Refrain, und an einen Highlander auf einem stinklangweiligen Raumflug, der behauptet hatte, das Lied hätte fünfhundertfünfundsechzig Strophen, er selbst könne sich aber nur an zweiundvierzig erinnern.
    Das war ein Irrtum gewesen. Tassa Kay hatte sie einmal mitgezählt, und er kannte siebenundvierzig, zumindest wenn er betrunken war. Anastasia fragte sich, ob er jetzt auch dort draußen war und sang.
    »Die Highlanders lassen uns wissen, wo sie sind«, bemerkte sie. »Erfassen.«
    Neben ihr hielt plötzlich ein Dämon-Panzer an und kippte auf blanken Felgen zur Seite, als die Munition seiner Multi-Autokanone Flammen und Funken schlagend abbrannte. Die Luke des Dämon sprang auf und die Besatzung rannte in Deckung. Jeden Augenblick mussten die Flammer Feuer fangen, und wer sich dann noch im Innern aufhielt, war verloren. Anastasia verfolgte die vermutliche Flugbahn der Raketen, die den Panzer getroffen hatten, zurück und feuerte eine PPK-Salve ab.
    Vorwärts, dachte sie. Nicht zu schnell, ich will die Truppen anführen und ihnen nicht davonrennen. Die Highlanders haben nichts, keine Hoffnung auf Erfolg, sonst hätten sie nicht versucht, einen Aufschub auszuhandeln.
    Eine Trefferspur zog sich das Bein des Ryoken II hoch und fraß sich in die obersten Schichten Boron-Nitrit - Granaten aus einer Autokanone, die den Mech erfasst hatten. Sie wirbelte zu dem Angreifer herum und aktivierte die Sprungdüsen des BattleMechs, um die Zielerfassung der Autokanone zu brechen.
    Sie kam im Laufen wieder auf und preschte auf die AK-Stellung zu, vorbei an Lasern links und rechts. Der Regen brach das Licht der Strahlbahnen, es brannte sich aber trotzdem einen Weg. Durch

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