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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Begeisterung. Aber was das an Strom verbraucht, an Telefonleitungen, das ist übel, übel,
übel
. Allerdings muss selbst ein Miesepeter wie ich manchmal Kompromisse machen   … also bin ich dann bei Ross Records gelandet, die hatten die
Hazey Jane
-Alben nicht, aber sie hatten diese Sammlung von Norma Waterstone mit ‹The Baker’s Lament›. Und   … ich muss sagen, du bist gut, Junge. Du   … bist   … gut.»
    Lol wusste nicht, was er sagen sollte. «Danke. Das ist nett von dir, aber   –»
    «Ich mag diese Songs, die du da schreibst. Sind ja eigentlich so was wie neuartige Folksongs. ‹The Baker’s Lament› ist ein neuer Song, der klingt, als wäre er uralt, bis man genauer auf den Text achtet und feststellt, dass es eine neue Stellungnahme zu einem alten Thema ist, dazu, was mit der Landschaft und der Natur passiert. Ergebnis war dann, dass ich dieses Norma-Waterstone-Album
gekauft
hab.»
    «Äh   … Waterson», sagte Lol.
    «Tolle Stimme, was? Hab’s gestern Abend vier Mal gehört und dafür meine ganzen Stromreserven aufgebraucht. Hör zu, ich komm jetzt mal zum Punkt, Lol. Du bist jemand, dem die Verwüstung der Landschaft wirklich was ausmacht. Du kennst meine Haltung dazu – und zu den Stromleitungen. Aber du weißt nicht alles. Da ist so   … viel   … mehr.»
    «Na ja, ich bin sicher   –»
    «Und, hör zu, ich mein jetzt nicht weltweit, sondern hier. Ich rede von Underhowle, ich rede von Lodge, und ich rede von Melanie Pullman. Darüber rede ich die ganze Zeit, und niemand hört mir zu, weil ich so ’n alter Miesepeter bin, der Verrückte auf dem Hügel, niemand hört mir zu. Willst du mich jetzt abwürgen?»
    «Red weiter», sagte Lol.
    «Wenn du mich abwürgen willst, würg mich ab. Jeder würgt mich früher oder später ab. Also, jedenfalls – nachdem Lodge tot war, hab ich meine Nachbarn auf dem Nachhauseweg Sachen sagen hören wie: Besser so, jetzt müssen ihm die Steuerzahler wenigstens nicht den Rest seines erbärmlichen Lebens im Gefängnis finanzieren. – Und ich hab gedacht, zur Hölle, bin ich denn der Einzige in diesem ganzen Dorf, der das als eine Art Tragödie betrachtet? Das sage ich ja immer – bin ich der Einzige in diesem ganzen Tal, der weiß, was uns allen passiert? Jedenfalls bin ich dann nach Haus gegangen und hab ein Gedicht geschrieben. Hab die ganze Nacht dran gesessen, bis es fertig war – ein Zwei-Kerzen-Gedicht. Und als Bliss mir von dir erzählt hat, hab ich gedacht, hey, das kann doch kein Zufall sein. Das
sollte
so sein.»
    Nicht gerade einer von Lols Lieblingssätzen.
Das sollte so sein
war eine Falle.
    «Ich frag dich jetzt ganz direkt», sagte Sam, «ich bin nämlich gerne direkt. Wenn du irgendeine Möglichkeit siehst, aus diesem Gedicht ein Lied zu machen – ich hab natürlich kein Geld, das ich dir dafür geben könnte, aber du könntest den Song behalten, wenn er dir gefällt. Und es ist ein gutes Thema. Ein Thema, das global von Bedeutung ist. Bin ich mein ganzes Leben drauf zugesteuert.» Sam machte eine Pause. «Bist du noch da? Hast du schon aufgelegt?»
     
    Als Eirion anrief, lag Jane mit Ethel, der Katze, und einem Taschenbuch auf dem Bett. Sobald sie seine Stimme hörte, schob sie das Buch unter ihr Kissen, als könnte er es durch das Telefon sehen.
    Eirion sagte: «Tut mir leid, dir sagen zu müssen, dass sie sauber ist, Jane. Es gibt rein
gar keine
schmutzigen Skandale, die was mit Jenny Driscoll zu tun haben – nicht im Internet jedenfalls, und ich habe wirklich lange gesucht. Hat mir sogar gefallen, was ich über sie gelesen hab.»
    Jane dachte, dass man auf Eirions Meinung angesichts seiner unnatürlichen Leidenschaft für ehemals gutaussehende ältere Damen kaum etwas geben konnte, doch sie sagte nichts.
    «Willst du’s hören?», fragte Eirion. «Oder soll ich was ausdrucken und dir faxen oder so?»
    «Kannst du’s zusammenfassen? Ich unterbreche dich, wenn irgendwas interessant klingt.»
    «O.   k.» Eirion räusperte sich und sprach in einem Ton, als wäre er die Off-Stimme in einer Fernsehbiographie. «Sie wurde im County Wicklow in eine angesehene Familie der unteren Mittelklasse hineingeboren. Ihr Vater war Geschäftsführer einer kleinen Softdrink-Firma. Als Jugendliche hat Jenny offenbar Fernweh bekommen und ihr Foto an eine Modelagentur mit Sitz in Dublin geschickt. Es stellte sich heraus, dass ihr Äußeres dem damaligen Ideal entsprach, und innerhalb eines Jahres fand sie sich in London wieder. Jemand sagte,

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