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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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sie sehe aus ‹wie ein Mädchen, das leicht blaue Flecken bekommt›. Offenbar ein berühmtes Zitat. Das war anscheinend die Post-Punk-Neue-Romantik-Ära. Schreckliche Klamotten, schreckliche Musik. Und dies Quäntchen Sadomasochismus.»
    «Mom hatte die Phase auch – ich hab Fotos gesehen. Sie war kurzfristig sogar Grufti.»
    «Ja», sagte Eirion nachdenklich, «ich weiß.»
    «Lewis   …»
Jane gab ihrer Stimme einen drohenden Unterton. «Vergiss diese Phantasie
sofort
wieder.»
    Eirion kicherte.
    «O.   k., also die Neue Romantik.» Jane wusste das zum Teil, aber vielleicht kam ja noch was Neues.
    «Aber romantisch auf eine irgendwie
schmutzige
Art», sagte Eirion. «Weil sie so verletzlich aussah, haben sie sie in diese Vivienne-Westwood-artigen Sachen gesteckt, sodass sie gewirkt hat wie vom Straßenstrich. Verschmiertes Lipgloss und verlaufene Wimperntusche, als hätte sie geheult. Blutjung und heruntergekommen, verstehst du? Alles ein bisschen pervers vermutlich.»
    «Ich bin so froh, dass dir das auffällt.»
    « Ihr
scheint es auch aufgefallen zu sein», sagte Eirion. «Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere hat sie plötzlich mit dem Modeln aufgehört, sich das ganze Make-up abgewaschen und einen Job beim Kinderfernsehen angenommen, in der Produktionsabteilung.»
    «Eine Heilige.»
    «Wo man schnell festgestellt hat, dass sie Talent zum Moderieren hat.»
    «Was weißt du darüber?»
    «Die Kinder fanden sie toll, weil sie immer noch diesen leicht zwielichtigen Ruf hatte, also hat sie in null Komma nichts diese Kultsendung für Teenager moderiert – da war sie zwar selbst kein Teenager mehr, sah aber noch wie einer aus. Und dann war sie auch noch bei den Eltern und älteren Leuten beliebt, weil sie offenbar wirklich nett war. Und als sie älter wurde, war sie Moderatorin dieser Lifestyle-Sendungen – das war Mitte bis Ende der neunziger Jahre, da wurde ihr auch eine Kolumne bei einer Zeitung angeboten, in der
Mail
oder dem
Express
, das habe ich vergessen, aber da hat sie jedenfalls ihren Mann kennengelernt, Gareth Box. Ein Journalist.»
    «Hat er die Kolumne für sie geschrieben?»
    «Musst du immer so abschätzig sein?», sagte Eirion. «Box war verantwortlicher Redaktionsassistent oder so, aber weil sie viel mehr Geld verdiente als er, hat er diesen Job, kurz nachdem sie geheiratet hatten, an den Nagel gehängt, um ihr Manager zu werden. Vielleicht hat er sie ausgebeutet.»
    «Hmm», sagte Jane skeptisch.
    «Na jedenfalls war das, als es mit dem Privatfernsehen gerade so richtig abging, und Jenny und ihr Mann haben sehr schnell diese Neuer-Glanz-in-alte-Hütten-Sendungen gemacht, mit Schwerpunkt Feng-Shui – ein paar davon hab ich sogar gesehen und fand die ziemlich gut. Und dann haben sie diesen Laden eröffnet,
Vestalia
, der ziemlich schnell zu einer Kette wurde und offenbar   … na ja, ziemlich viel Geld wert ist.»
    «Dann haben sie ja alles richtig gemacht.»
    «Aber dann hat sie sich aus dem Rampenlicht zurückgezogen.»
    «Oder sie hat gemerkt, dass das Rampenlicht schon wieder auf einen neuen Medienliebling scheint. Oder sie hatte so viel Geld verdient, dass sie diesen ganzen Scheiß nicht mehr brauchte.»
    «Es gab damals Spekulationen, dass die Ehe am Ende ist», sagte Eirion, «allerdings wurde sie nie mit einem anderen Mann in Verbindung gebracht.»
    «Sind sie wegen des Geschäfts zusammengeblieben?»
    «Keine Ahnung. Die Läden waren da schon ziemlich viel wert, weil es
Vestalia
-Filialen in den ganzen großen Städten gab und die Ausrichtung ein bisschen verändert worden war. In einem Artikel, den ich gefunden habe, aus dem
Telegraph
, Ende letzten Jahres, stand, dass sich Jenny Box immer mehr der persönlichen Entwicklung gewidmet hat, Meditation und Spiritualität, und
er
nicht, trotzdem hat er mitgemacht. Zu der Zeit haben sich die Läden auch auf Spirituelles fürs Zuhause spezialisiert. Da haben sie dann auch nicht mehr von Feng-Shui gesprochen, weil sie das als Mode betrachtet haben, die vorbei war.»
    «Gut», sagte Jane. «Da kommen wir der Sache schon näher.» Das ging tatsächlich in die Richtung von Privatkapellen.
    Sie zog das Taschenbuch unter dem Kissen hervor. Es hieß
Mit Engeln, Elfen und Naturgeistern arbeiten
. Vor ungefähr einem Jahr – das gab sie ja zu – hatte sie es sehr inspirierend und klug gefunden, wie das Buch diese komplexe Sphäre mit ihren unterschiedlichen Ebenen darstellte, all diese Kräfte und unkörperlichen Intelligenzen, die man anrufen

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