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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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seine Gefühle nicht verletzen – ich hasse so was. Es muss doch einen besseren Weg geben.»
    «Mit Gomer komme ich im ganzen Tal rum. Allein wegen der Umwelt würde ich
gerne
etwas tun. Vorausgesetzt, er meint es ernst. In unserer Branche unterstützt man ja nicht oft jemanden einfach so, oder? Nicht wie andere Leute.»
    «Nicht wie deine kleine Freundin, die Pfarrerin, hm?» Moira lächelte.
    Lol sah sie ungläubig an. Die Leute hatten zwar immer gesagt,dass sie ein Medium wäre, aber nicht, dass sie die Fähigkeit hatte, versteckte Motive zu erkennen, die man sich nicht mal selbst eingestand.
    «Sehr charmant, dass du rot wirst», sagte Moira. «Das können heute nur noch wenige Typen. Laurence, es ist völlig in Ordnung, dass du an dem beteiligt sein willst, was sie tut. Wie ich neulich Abend schon gesagt habe, jemand, der in der Lage ist, Verrücktheit zu erkennen   …»
    Er seufzte. «Da war noch was. Als ich da stand und zugesehen hab, wie dieser Mann den Mast hinaufklettert Richtung   … Ewigkeit. Ich wusste, wie es ausgehen würde. Und ich hatte das ganz starke Gefühl, die Leute
wollten
, dass es passiert.»
    «So wie das Publikum im Kolosseum oder so, das will, dass der Imperator beim zweiten Gladiator mit dem Daumen abwärtszeigt?»
    «Ich weiß nicht. Es war, als gäbe es da etwas, das man   … verstehen müsste.»
    «Was hast du mit diesem Typen verabredet?»
    «Er hat gesagt, ich soll irgendwann mal zu ihm kommen. ‹Bring deine Freundin mit›, hat er gesagt.»
    «Wird sie mitkommen?»
    «Ich   … glaube nicht, dass sie Zeit hat.»
    «Ich sag dir was.» Moira stand auf. «Wie wär’s, wenn ich mitkäme und mir den Kerl mal ansehe? Ich habe für manche Sachen ein ganz gutes Gefühl, weißt du? Das würde dich doch nicht stören, wenn ich mitkäme?»
    «Nein, das wäre   –»
    «Dann ruf ihn an.»
    «Ich kann ihn nicht anrufen. Er hat kein Telefon. Man hinterlässt im Gemeindehaus eine Nachricht für ihn, und dann ruft er zurück. Es gibt ’ne ganze Menge Dinge, die er nicht hat.»
    «Interessant», sagte Moira.

23   Nichts als die Nacht
    «Meine Frau», sagte Bliss, «Kirsty   …» Er schaufelte einen dritten Zuckerwürfel in seinen Kaffee und ließ den Löffel auf den Tisch fallen. «Ah, es ist so kompliziert, Merrily, dieser
private
Mist.»
    Als Erstes war ihr aufgefallen, dass er sich nicht rasiert hatte. Das war sehr untypisch. Frannie war gepflegt, Frannie war ordentlich.
    Er trank etwas Kaffee und zog eine Grimasse.
    «Ehrlich gesagt, hab ich nie wirklich eine Frau haben wollen. Irgendwie ist es wirklich so einfach.»
    Merrily rollte mit den Augen.
    «Die Polizei   … Entweder man läuft auf Hochtouren, Tag und Nacht, oder es ist nur ein   … nur ein Job. Aber ich wollte nie einfach nur
arbeiten
. Ich bin wie Sie, es muss eine Berufung sein – und dabei konnte ich keine Ehefrau brauchen oder erst, wenn ich Ende dreißig wäre oder so. Und mit
Sicherheit
habe ich nie Kinder gewollt.» Er hatte jetzt Tränen in den Augen. «Anspruchsvolle kleine Schreihälse.»
    «Haben Sie überhaupt etwas Vernünftiges gegessen, Frannie?», fragte Merrily. Er hatte ihr auf dem Dorfplatz gesagt, dass er ihr eine Stunde gebe, um sich umzuziehen und zu sortieren – was wohl heißen sollte, dass Jane nicht da sein sollte   –, und dann zu ihr käme, falls das in Ordnung sei.
    «Für mich nichts, danke.» Er hob beide Hände. «Kirsty   … Sie hat immer dafür gesorgt, dass ich ein verdammtes Joghurt mit zur Arbeit genommen hab. Jetzt nicht mehr. Das vermisse ich.»
    Er sah aus dem Fenster auf die schrundigen Apfelbäume. Es herrschte Stille, nicht einmal das Mäuserascheln von Jane war hinter der Tür zu hören. Vielleicht, dachte Merrily, war sie aus dieser Phase herausgewachsen und nach dem Mittagessen wirklichin ihr Apartment hinaufgegangen. Morgen hatte sie schließlich Schule.
    «Kommt sie aus der Gegend?», fragte Merrily. «Kirsty.»
    «Hatte Mist an den Füßen, sobald sie laufen konnte.» Bliss zog ein verzweifeltes Gesicht. «Ihre ganze Sippschaft wohnt auf irgendwelchen abgelegenen Bauernhöfen   – Mama und Papa und ihre verdammte alte Oma und ungefähr sechstausend Tantchen. Gott, die sehen auf den ersten Blick so
normal
aus, diese Mädchen vom Land. Sie hat bei
Chadd’s
gearbeitet, in der Modeabteilung. Sie war   … sehr schick. Und jedenfalls bin ich ihretwegen immer noch hier und jage Bauerntölpel. Bevor wir geheiratet haben, dachte ich, West Mercia ist nur eine kurze

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