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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Höhe war.
    «…   Is nich Ihr Problem, Frau Pfarrer.»
    Wie oft hatte er das schon zu ihr gesagt? Sie ging neben ihm auf dem nassen, überfrierenden Gras. «Heute ist ein kalter, scheußlicher Abend, Gomer. Sie werden sich den Tod holen.»
    «So isses eben um die Jahreszeit.»
    Es war, als hätte sie einen inneren Monolog unterbrochen. Er war so, wie Lol ihn nach seiner nächtlichen Fahrt von Underhowle nach Ledwardine beschrieben hatte. Als
wollte
er sich den Tod holen.
    «Hören Sie», sagte sie, «ich bin auf dem Weg nach Hause, ich werde für Jane und mich was kochen. Nichts Besonderes, aber wir wären höchst beleidigt, wenn Sie nicht dazukommen.»
    «Frau Pfarrer, das hier is nichts, was Sie in Ordnung bringen könnten.» Gomer ging weiter, die Zigarette in der hohlen Hand.
    «Na gut.» Sie stellte sich vor ihn, zu beiden Seiten schiefe alte Grabsteine, die im Nebel glänzten. «Wer hat es Ihnen gesagt?»
    «Hrm?»
    «Dass ich die Beerdigung in Underhowle abhalte. Von Roddy Lodge.»
    Sie merkte, wie er plötzlich aufmerksam wurde, als bekäme er jetzt erst richtig mit, dass sie da war.
    « Sie
verscharren Lodge?»
    Verdammt! Dann hatte er es gar nicht gewusst.
    « Sie
machen Roddys Beerdigung?»
    «Das muss Ihnen wie Verrat vorkommen.»
    Gomer lachte, ohne jeden Humor. «Wir kommen alle nicht drum rum, was?»
    «Scheint so.»
    «Als sollte es so sein.»
    «Bitte?»
    «Ach», sagte er, «Sie und ich, Frau Pfarrer.»
    Sie verstand nicht, was er meinte, und versenkte beide Hände tief in den Taschen von Janes Dufflecoat.
    «Dachte, wir haben alles rausgefunden.» Gomer drehte sich um und ging zwischen den Grabsteinen hindurch zurück Richtung Friedhofstor. «Gefühle hauen einen übers Ohr, nicht? Bringen einen dazu, die Klappe aufzureißen, bevor man weiß, was Sache is   …»
    Merrily folgte ihm, ohne etwas zu sagen, unter ihren Schuhen knirschte das gefrorene Gras.
    «Musste mich um Nevs Beerdigung kümmern, wissense», sagte Gomer. «Deshalb hab ich mich nich viel sehen lassen.»
    «Ist alles   … in Ordnung?»
    «Der Pfarrer von Presteigne macht das. Wir werden Nevs   … Nev nächste Woche wiederbekommen. Hab jedenfalls auch mit andern Leuten geredet, als ich drüben war. Leuten wie Cliff Morgan.»
    «Dem Polizisten?»
    «Hat mir gesagt, was ich schon wusste, Frau Pfarrer.»
    «Haben die ihn endlich mit dem Brand in Verbindung gebracht? Lodge?»
    Vom Platz war das Lachen einer Frau zu hören: Leute, die den
Black Swan
besuchten. Gomer blieb unter dem Friedhofstor stehen.
    «Nev hat das Feuer gelegt.» Er starrte über den Platz. «War ein Unfall, wie sie gedacht haben. Haben Überreste von ’nem alten Primuskocher gefunden. Wahrscheinlich hat der Junge sich Würstchen machen wollen, völlig hirnverbrannt. Hat immer gesagt, er isst nicht mehr gern zu Hause. So is die Lage. Lodge is draußen – auch wenn er jetzt nix mehr davon hat.»
    «Wann haben Sie das denn erfahren?»
    Gomer sah aufs Pflaster hinunter. «Ungefähr fünf Sekunden bevor der Mistkerl den Mast hochgeklettert ist, wenn Sie’s genau wissen wollen.»
    «Was?»
    Er seufzte. «Ich hab zwar nicht viel Appetit im Moment, Frau Pfarrer, aber gegen eine Tasse Tee hätt ich nix.»
     
    Lol machte etwas Platz in dem Durcheinander der Küche und reichte Eirion einen Cappuccino aus Profs Maschine. Eirion wirkte erschüttert – ließ die Schultern hängen und hielt den Blick gesenkt: die Haltung der Verlassenen.
    «Ich wusste nicht, wo ich sonst hinsoll. Du weißt doch, wie sie ist   … richtig gemeingefährlich.» Es war acht Uhr abends, und er trug immer noch seine Schuluniform.
    «Willst du in diesem Nebel heute Abend noch nach Abergavenny zurück?»
    «Der Nebel verzieht sich schon. Und sie wissen, wo ich bin. Es macht dir doch nichts aus, Lol? Ich   –»
    «Eirion, sieh mal   …» Lol kletterte auf einen Hocker an der Frühstücksbar, auf der immer noch hauptsächlich Kisten standen.«Das Hauptproblem ist vielleicht, dass sie als Allerletztes glauben will, dass sie ist wie ihre Mutter, verstehst du?»
    Eirion lächelte schwach. «Eine religiöse Irre?»
    «Schlimm genug, wenn dein Vater Pfarrer ist. Aber deine Mutter? Was soll sie also machen, um zu rebellieren? Ist doch offensichtlich. Sie geht zu einem praktizierenden Heiden, tritt heimlich einer esoterischen Frauengruppe bei, die sich über einem Bio-Café in Hereford trifft. Und als Nächstes ist sie im Pfarrhausgarten und nimmt Verbindung mit dem Vollmond auf.»
    Eirion

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