Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
Schuluniform, mit seinem Pubertätsspeck und seiner bedrückten Miene. «Es ist nur, dass Jane   … sie sieht plötzlich nur noch Dunkelheit und Unheil, es gibt für sie gar nichts Tolles mehr. Mrs.   Watkins war in letzter Zeit ziemlich beschäftigt. Vielleicht hat sie gar nicht gemerkt, wie schlimm es geworden ist.»
    «Also, ich helfe Gomer morgen wieder», sagte Lol. «Vielleicht kann ich da ja mal beim Pfarrhaus vorbeigehen.»
    «Tut mir wirklich leid.» Eirion fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und stand auf. «Lol   … Mann, vielleicht ist das auch bloß eine Überreaktion, o.   k.?»
    Lol sah ihn an und schüttelte den Kopf. «Es geht um
Jane
, Eirion.»
    «Ja», stimmte Eirion kläglich zu.
     
    Der Mann hatte gesagt: «Sie wird bestimmt nicht lange weg sein. Wollen Sie reinkommen und warten?» Und im ersten Moment hatte er Jane damit kalt erwischt. Dies war wohl kaum ein Thema, das sie mit ihnen beiden besprechen konnte, vor allem, wenn ihre Ehe mehr oder weniger am Ende war. Und dann dachte sie:
Auf der anderen Seite   …
    Und hatte sich plötzlich raffiniert und stark gefühlt, weil sie so schnell umschaltete, die Situation nutzen wollte.
    «Ja, o.   k.», hatte Jane ganz cool gesagt. «Ein paar Minuten hab ich wohl.» Sie folgte ihm in die dunkel getäfelte Halle und dann in   … wow   …
    «Es bringt mich etwas in Verlegenheit, jemanden hier hereinzuführen», murmelte er, «der Geschmack meiner Ehefrau ist wohl ziemlich minimalistisch geworden.»
    Minimalistisch
. Jane gefiel es sofort, dass er überhaupt nicht herablassend mit ihr sprach. Dann begriff sie, dass er einfach so war: ernsthaft, er sagte, was er meinte.
    Nur zwei beleuchtete Bereiche: die neblige grünliche Nacht vor den bleiverglasten Fenstern und das glühende Feuer im Ofen – gerade genug, um dieses eichene Gefühl von Alter und Kraft hervorzurufen. Ein Fernseher oder eine Stereoanlage waren nicht zu sehen, nichts Modernes oder Neues; und der Raum atmete den starken Geruch des ältesten Aromas von Herefordshire, den reichen, süßen Duft nach Apfelholz.
    Sie sollte eigentlich unschlüssig sein angesichts all dessen, weil es – obwohl es sich wie das alte Ledwardine anfühlte – tatsächlich das
neue
Ledwardine war. Die meisten normalen Leute hatten gar nicht das Geld für diese feinfühlige, zurückhaltendeArt der Konservierung; sie lebten einfach
rund um
die Vergangenheit, mit Kabeln um die Balken und einem Elektroofen in der Kaminecke.
    Dennoch, Jane hatte sich sofort zu Hause gefühlt. Wie in einem Kokon. Er hatte ihr die Fleece-Jacke abgenommen, um sie aufzuhängen. «Entschuldigen Sie die Temperatur, aber meine Ehefrau weigert sich hartnäckig, hier eine Zentralheizung einzubauen. Sie behauptet, das würde dem schaden, was sie klösterliche Reinheit nennt.»
    «Das ist in Ordnung. Es ist warm genug.»
    «Es ist nicht
so richtig
in Ordnung, wenn man die ganze Zeit das verdammte Feuer am Brennen halten muss», hatte Gareth Box gesagt und schon beim Gedanken daran erschöpft geklungen, aber mit dieser attraktiven schleppenden Stimme. «Wenn ich hier bin, lasse ich es die ganze Nacht brennen, was heutzutage wohl eine ziemliche Verschwendung ist.»
    «Vielleicht hat dieses Haus mit ‹heutzutage› einfach nicht viel zu tun», sagte Jane sanft. «Man muss ihm geben, was es braucht.»
    «Tatsächlich.»
    «Ich vermute, Sie verbringen hier nicht so viel Zeit, wie Sie gerne würden.»
    «Ich glaube eigentlich doch», sagte er. «Dies ist das Haus meiner Ehefrau. Sie hat es ausgesucht und restauriert. Mit ihrem unfehlbaren Geschmack.»
    Ja,
dachte Jane jetzt und beobachtete ihn über ihr Glas hinweg
, zumindest hat sie Geschmack. An
Ihnen
ist dagegen nichts Minimalistisches, Mr.   Box.
    Zu beiden Seiten des Feuers standen sich zwei Stühle gegenüber, die nach Tudor aussahen und viel bequemer wirkten, als sie waren. Wenn man sich darauf niederließ, fühlte man sich irgendwie in der Zeit
zurückversetzt
. Vor allem mit einem Glas Wein in der Hand – rot und bukettreich natürlich.
    Und besonders, wenn man von Gareth Box bedient wurde, der – so abgedroschen es klingen mochte – mit seinem kragenlosen Hemd, der schwarzen Jeans, den etwas längeren Haaren und dem vollen breiten Schnurrbart tatsächlich etwas von einem Kavalier an sich hatte. Er setzte sich Jane gegenüber und schenkte sich selbst ein Glas seines schweren Weins ein und passte dabei viel besser zu diesem Haus, als es die substanzlose Jenny Driscoll

Weitere Kostenlose Bücher