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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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sind sowieso Arschlöcher: geben dir ein paar Nerventabletten   … Sollen es die roten oder die blauen Pillen sein? Mephisto hat dann jedenfalls diese internationale Selbsthilfegruppe für Elektro-Allergiker gefunden oder wie immer die sich nennen.»
    «Und wo ist er jetzt?»
    «Irgendwo in Irland, wo’s so gut wie keinen Strom gibt, mit ein paar akustischen Gitarren. Lebt von Tantiemen für alte Songs und kontrolliert ängstlich vom Fenster aus, ob jemand sein Tal ins letzte Jahrhundert befördern will. Die hätten einiges zu besprechen,dein Verrückter und Mephisto Jones. Falls Mephisto in der Stimmung ist, ans Telefon zu gehen.» Prof griff nach dem Schraubenzieher. «Kein Handy, versteht sich. Darf ich jetzt wieder zu meinen Kabeln?»
    «Das ist ja interessant. Danke, Prof.»
    Aber Prof war schon verschwunden wie ein Dachs in seinen Bau. Lol ging durch die Küche und durch die Stalltür und fragte sich, wo in diesem Fall eine Pfarrerin von Nutzen sein konnte.
    Der Nebel zog sich noch immer geisterhaft an den Ufern des versteckten Frome entlang, aber die Dächer der Häuser waren gut zu sehen. Es war kalt hier draußen, kälter, als er erwartet hatte. Im Moment war sein eigener Song zu hören, weil Prof die Anlage testete. Diese Burt-Bacharach-artigen Akkorde, denen er keine Namen geben konnte und die aus der Ferne besser klangen.
    «Erinnerst du dich daran? Der Tag schwindet
    Unten in Badger’s Wood, Kleinholz sammeln
    Verschmierte Augen, der Mond geht auf   …
    Golden.»
    Warme Bilder. Die Füße unter dem Elektroofen.
    Das widerliche Gefühl in Moiras Bauch. Das plagte ihn. Lol hatte schon zu viele Geschichten über Moiras Vorahnungen gehört, die einen schaudern ließen.
    Lol schauderte tatsächlich und wollte gerade zurück in die Küche gehen, raus aus der Kälte, als die Büsche von Scheinwerfern erhellt wurden.
    Das Auto kam sehr langsam den Weg herauf, der Matsch schmatzte unter den Rädern, als die zweite kurze Strophe des Songs zu hören war. Am Ende klang der Akkordwechsel, durchzogen von Cellotönen, in der feuchten Luft trauernd und paranoid nach.
    Die Scheinwerfer blendeten Lol. Das Auto hielt, die Scheinwerfer wurden abgestellt. Er hörte, wie sich die Fahrertür öffnete, Schritte auf dem Kies, und dann wurde die Tür sehr leise und vorsichtig geschlossen, um nur ein minimales Geräusch zu verursachen. Ein Besucher, der Rücksicht auf die Arbeitszeiten im Studio nahm.
    Lol machte ein paar Schritte und sah, dass es der junge Eirion war, allein.
     
    Auf dem Weg nach Hause war der Nebel mal stärker, mal schwächer. Zwei Kilometer lang war die Straße deutlich zu sehen, und dann war der Volvo plötzlich wieder sanft von einer sepiafarbenen Decke umhüllt. Im Auto neben Merrily hatte es sich den ganzen Weg von Hereford nach Ledwardine ein grauer Beifahrer gemütlich gemacht: Angst.
    Tote. Wir sprechen über Tote.
    Fast sein ganzes Leben lang schien Roddy Lodge bei den Toten Trost gefunden zu haben, und jetzt gehörte er zu ihnen. Er war fort. Niemand konnte mehr durch ihn Schaden nehmen. Außer, vielleicht, seine Familie.
    Und die Gemeinde? Wirklich?
    Auf dem Weg nach draußen hatte Sophie ihr bedauernd eine weitere E-Mail gegeben, die am späten Nachmittag im Büro des Bischofs eingetroffen war. Die Sekretärin des Entwicklungsausschusses von Underhowle/​Ariconium bat um ein Treffen des Ausschusses mit Mrs.   Watkins. Merrily konnte kaum nein sagen.
    Aber die Angst kam von etwas Unklarem. Es war, als würden der Schatten Roddy Lodges und seine Verschmelzung mit dem noch monströseren Schatten Fred Wests ihren Geist verdunkeln, eine Verbindung, die Huw Owen noch bekräftigt hatte.
    Merrily fuhr um den Platz herum, verlangsamte das Tempoam Eingang des Friedhofs und sah durch die Bäume ein Licht im Pfarrhaus.
    Und dann, seitlich, noch ein Licht, ein winziges – rote Glut unter dem Friedhofstor. Ein Licht, das sie gut kannte – seinen Abstand zum Boden, die Geschwindigkeit, mit der es sich bewegte, wie das Landesignal eines kleinen Schiffes: Gomer Parry, der seiner Zigarette zu Minnies Grab folgte.
    Merrily bremste stark.
Gut
.
    Sie fuhr halb unter das Friedhofstor und glitt aus dem Auto. Die Kälte überfiel sie geradezu, sie rang nach Luft. Sie ließ die Autotür weit offen, rannte durch das Tor auf den Friedhof und entdeckte Gomer bei den ersten Apfelbäumen, dort, wo sich der Weg gabelte. Er drehte sich nicht um. Er wusste, wer das war, murmelte seine Antwort schon, bevor sie auf seiner

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