Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
jemals könnte.
    Ein ermatteter Kavalier allerdings, vielleicht abgekämpft vom Ehekrieg.
    «Tut mir leid.» Er hielt einen Arm ans Feuer, um seine Uhr erkennen zu können; es gab in dem Raum keine Wanduhr. «Sie sollte eigentlich längst zurück sein. Sie scheint sich dieser Tage nicht besonders bewusst zu sein, wie die Zeit vergeht.»
    Jane spürte seinen Blick auf sich wie eine Berührung.
    «Sehen Sie   … Jane   … Gibt es denn nichts, womit
ich
Ihnen helfen könnte? Es ist mir sehr unangenehm, Ihre Zeit so zu vergeuden.»
    Meine
Zeit zu vergeuden? Oh, ganz und gar nicht.

31   Guter Arbeiter
    Gomer nahm schließlich seine Mütze ab und setzte sich an den Refektoriumstisch in der Küche. Er schien abgenommen zu haben, so wie nach Minnies Tod. Seine Brillengläser waren matt.
    Merrily warf einen Blick in das Spülküchenbüro, Ethel strich um ihre Beine. Keine Spur von Jane. «Ist vermutlich nach oben in ihr Apartment gegangen. Kann ich Ihnen wenigstens einen Toast machen?»
    «Tee reicht völlig, Frau Pfarrer.»
    «Mal sehen, was Sie danach sagen.» Sie ging umher, machte Licht an, setzte den Kessel auf, eher froh, dass ihre Tochter nicht dabei war. Sie wollte nicht, dass Gomer Hemmungen hatte.
    «Ich hätt’s den Kerlen von der Polizei gleich sagen sollen. Aber er war sowieso schon stocksauer auf mich, der Junge. Und es war ein einziges Durcheinander, manche Leute waren rein hysterisch. War die Hölle.»
    «Ich kann’s mir vorstellen.»
    Er war mit allem herausgerückt, kaum dass sie die Kirche hinter sich gelassen hatten, keine Unwahrheiten, keine Ausreden. Er war an dem Abend wahnsinnig wütend gewesen, das musste man verstehen – wahrscheinlich auf sich selbst. Konnte sich nicht zurückhalten, nicht mal in der Öffentlichkeit.
    Sie erinnerte sich an die Stelle unter dem Mast, konnte die Szene durch das, was Lol ihr erzählt hatte, heraufbeschwören: Die Polizisten versuchten ihre Panik zu verbergen, weil ihnen ein Mörder entkommen war. Einheimische überall, die das Bild verwischten, als Roddy Lodge sich durch die Strahlen der Scheinwerfer hindurchschlängelte, schnell und geschmeidig auf seinem eigenen Grundstück, daran gewöhnt, sich nachts zu bewegen. Er konnte die Polizisten leicht umgehen, weil sie sich um die möglichen Fluchtwege kümmerten und bestimmt nicht um den Mast ganz hinten.
    Nur Gomer, der Lol mit dem Spaten hatte stehenlassen, hatte ihn weglaufen sehen. Und er hatte seinen Feind am Fuß des Mastes eingeholt. Er hatte seine Chance genutzt und leise gesagt:
«Hast du’s ihnen schon gesagt, Junge?»
    «Du verrücktes altes Arschloch!»
Gomer hatte die Pfarrerin gebeten , seine Ausdrucksweise zu entschuldigen, aber so hatte Lodge ihn genannt:
verrücktes altes Arschloch
.
    Er hatte Lodge bis zu den Stahlträgern des Masts zurückgedrängt und ihm gesagt:
«Du wirst sowieso eingebuchtet. Warum
erzählste ihnen nich die verdammte Wahrheit darüber, was du mit meinem Lager gemacht hast? Was du mit Nev gemacht hast. Sag die Wahrheit, Junge, nur ein einziges Mal in deinem miesen, verlogenen, betrügerischen, verdammten kleinen Leben.»
    Lodge hatte seinen Blick über den Platz schweifen lassen, Lodge in seinem leuchtend orangefarbenen Overall. Aber es war dunkel hier, keine Polizisten in der Nähe, nur Gomer behauptete seine Stellung.
    «Ich bring dich um, alter Mann, wenn du mir nicht aus dem Weg gehst.»
    Gomer rührte sich nicht. Merrily konnte sich vorstellen, wie sich all die einzelnen Taschenlampenstrahlen in seinen Brillengläsern trafen, als er sich zu seiner vollen Größe von einem Meter fünfundsechzig aufrichtete und Lodge böse anfunkelte.
    «Ach ja? Womit bringste mich denn um? Hast wohl ’n Benzinkanister dabei, was, Kleiner?»
    Es hatte eine halbe Sekunde gedauert, bis das angekommen war, und dann war Lodge auf ihn zugekommen, vor Zorn bebend – man spürte, dass er wie elektrisch aufgeladen war, das hätte Gomer beschworen. Erschrocken hatte er einen Schritt zurück gemacht, aber Lodge hatte ihn noch mit der flachen Hand im Gesicht erwischt und ihm dabei seine Brille dicht an die Augen gerammt. Und dann hatte Lodge auf seine typische frohlockende, angeberische Art losgefaucht, und seine Worte bewiesen, dass er rein gar nichts mit dem Tod von Nevin Parry zu tun hatte.
    «Klar hab ich’s getan, altes Arschloch. Ich war dauernd in Ledwardine. Hab in dem ganzen Ort Kunden, alles reiche Idioten. Ich hatte gar nicht geplant, deine Bude abzufackeln, aber dann hatte ich an

Weitere Kostenlose Bücher