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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Sich das Mobiliar angeschaut – das zu der Zeit noch ziemlich spärlich war   –, nicht um es zu bewundern, sondern um es
zur Kenntnis
zunehmen. Als ob sie prüften, ob es irgendetwas Wertvolles gäbe. Dann hat er gefragt, ob er die Toilette benutzen könnte, und ich habe ihn unten ins Bad geschickt, aber dann hörte ich ihn im Schlafzimmer oben herumlaufen. Sie hat sich inzwischen die Bücher angeschaut, dann hat sie eins aus dem Regal genommen und gesagt: ‹John Donne, das war mal ein sexy Typ, oder?› Und dann hat sie mich mit diesem Halblächeln angesehen. Dann ist Lodge wieder heruntergekommen. Er roch immer noch nach diesem schauderhaften Aftershave, und bevor sie wieder hinausgegangen sind, hat er mich auf eine unheimlich   … dreiste Art angestarrt und mich gefragt, wie ich klarkäme. Ob ich nicht einsam wäre, ohne meinen Mann.
‹Lange Nächte›
, hat er gesagt.
‹Lange, langweilige Nächte, was?› »
    Mrs.   Pawson verschränkte die Arme und begann leicht vor und zurück zu schaukeln. Lol glaubte nicht, dass sie sich dessen bewusst war.
    «Um die Mittagszeit haben sie   … Sie hatten einen Transporter, den sie hergebracht hatte, weil er den Bagger fahren musste, und der Transporter stand hinter dem Haus, die offenen Hecktüren in Richtung Küche. In der Mittagspause sind sie auf die Ladefläche gestiegen, vermeintlich, um ihre Brote zu essen, aber es war ziemlich schnell klar, was sie eigentlich trieben. In dem Transporter lag eine Matratze. Sie haben keine Anstrengung unternommen, diskret oder leise zu sein. Ich hatte den Eindruck, dass sie sogar so viel Lärm wie möglich machten. Als ob sie alles um sich herum vergessen hätten, wie brünstige Tiere.»
    Mrs.   Pawson unterbrach sich und sah sie an, als wolle sie feststellen, ob Merrily und Lol das nicht für ein vollkommen normales Verhalten während der Mittagspause hielten.
    «Wie viele Tage haben die Arbeiten gedauert?», fragte Lol. «Der Einbau des Tanks?»
    «Zwei. Ich bin sicher, dass sie es auch an einem Tag hätten erledigenkönnen, aber sie schienen es nicht eilig zu haben   … mit gar nichts.»
    «Offensichtlich», sagte Merrily.
    «Ja, aber inzwischen habe ich schon bedauert, ihm den Auftrag gegeben zu haben.»
    «Haben Sie etwas zu ihnen gesagt?»
    «Was hätte ich denn sagen sollen, ohne wie eine spießige, verklemmte   … Städterin zu klingen, die vom freien und spontanen Landleben keine Ahnung hat?»
    «Wie? Sie haben sich im Ernst gefragt, ob sich so vielleicht alle jungen gesunden Leute auf dem Land   …?»
    «Das ist nicht witzig.»
    «Nein, ist es auch nicht», sagte Merrily. «Vor allem dann nicht, wenn man allein ist. Es ist beleidigend, und es ist bedrohlich.»
    «Auf jeden Fall haben sie am zweiten Tag die Hecktüren des Transporters sperrangelweit offen stehen lassen, und deshalb bin ich davon ausgegangen, dass sie dieses Mal wirklich ihre Brote aßen. Also bin ich raus, um sie zu fragen, ob sie eine Tasse Tee wollten. Und da saßen sie beide hinten in dem Transporter, nackt. Na ja,
sie
war nackt, beinahe   … sie hatte ihr Top ausgezogen, und der Reißverschluss ihrer Jeans war offen. Sein Oberkörper war auch nackt, und er hatte den Gürtel aufgeschnallt.»
    Merrily schüttelte den Kopf.
    «Ich fürchte, ich habe vor Schreck aufgeschrien. Man will ja in so einer Situation gelassen bleiben, aber   … Und dann hat Lodge gelacht und gesagt, es wäre wirklich ein unheimlich heißer Tag. Sie wollten sich nur ein bisschen abkühlen, meinte er. Ich habe so etwas gesagt wie
‹Entschuldigung›
, und dann hat sie mit ihrer tiefen, kehligen Stimme gesagt:
‹Warum leisten Sie uns nicht ein bisschen Gesellschaft? Das würde Ihnen bestimmt guttun
.

»
    Mrs.   Pawson begann zu husten und hielt sich die Hand vor den Mund. Lol fragte: «Soll ich Ihnen etwas zu trinken bringen?»
    «Nein danke. Ich gehe bald zum Abendessen. Jedenfalls habe ich dann ziemlich kühl gefragt: ‹Wie lange brauchen Sie noch, bis Sie fertig sind?› Ich habe immer noch dieses schreckliche Aftershave gerochen, und mir war schlecht. Und sie hat geantwortet:
‹So lange Sie wollen   … so lange Sie es verkraften.›
Und Lodge sagte:
‹Nein, länger   …›
Und dann hat er wieder gelacht. Und ich bin zurück ins Haus gerannt, habe die Tür abgeschlossen, und dann habe ich ziemlich lange am Telefon gestanden und überlegt, ob ich die Polizei rufen sollte   … ob das, was sie taten oder gesagt hatten, vielleicht irgendwie strafbar

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