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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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soll.»
    Merrily setzte sich auf eines der Sofas am Fenster. «Wenn jemand aus Ihrer Familie vermisst würde   … eine Tochter, eine Schwester   … würden Sie dann nicht wissen wollen, ob ein neuer Fred West am Werk war?»
     
    «Also, an manchen Orten», sagte Jane, «gibt es in der volkstümlichen Überlieferung
Legenden
darüber, dass Engel gesehen worden sind. Oder Erscheinungen der Heiligen Jungfrau und so weiter. Aber   … Ledwardine? Halten Sie mich wirklich für so naiv?»
    Augenblicklich bedauerte sie ihren Spott, aber jetzt war es zu spät.
    «Du glaubst also nicht daran, dass Menschen Engel sehen können, Jane?», sagte Jenny Box.
    «Kommt drauf an, was Sie unter einem Engel verstehen.»
    «Ich denke, wir wissen alle, was wir unter einem Engel verstehen.»
    «Ich glaube jedenfalls, dass ich weiß, was
Sie
darunter verstehen.»
    «Ich weiß ganz genau, was ich darunter verstehe.
Und
was ich gesehen habe.»
    «Ich glaube dagegen, dass Sie ganz einfach bloß Mom gesehen haben. Sie haben nach einem Ort zum Leben gesucht   … der Ihnen gefällt, um sich zu entspannen. Um mal diesen ganzen Presseleuten und dem Tratsch und Klatsch von London zu entkommen. Und dann haben Sie Mom gesehen.»
    «Irgendwann, ja.»
    «Und Sie waren scharf auf sie», sagte Jane.
    Jenny Box bewegte sich nicht, aber ihr Blick flackerte. Jane wurde beinahe schlecht vor Schreck über das, was sie gesagt hatte. Außerdem war sie wütend, und der Gedanke, dass das alles stimmen könnte, verletzte sie so sehr, dass sie kaum atmen konnte.
    «Das war eben so etwas wie Blasphemie, Jane.»
    Jane stand auf. «Es stimmt also, oder etwa nicht? Sie haben, also echt, einfach alles – ein tolles Haus, Erfolg im Beruf, einen umwerfenden Mann   –, und trotzdem müssen Sie noch hierherkommen und in anderer Leute Leben rumpfuschen. Das hat mit Engelhaftigkeit allerdings überhaupt nichts zu tun.
Göttliches Feuer
? Echt, wenn es nach mir geht, kommt für Sie nur eine einzige Art göttliches Feuer in Frage.»
    Jenny Box sprang auf. Sie war ziemlich blass geworden. Ihr weißes Tuch segelte zu Boden.
    Jane standen die Tränen in den Augen. Jetzt war alles egal, sie hatte es gesagt. Es war vorbei. Jenny Box hob ihr Tuch auf. Dann ging sie zur Küchentür, sodass der Tisch und ein paar Meter Boden zwischen ihr und Jane lagen.
    Jenny Box sagte: «Wann hast du meinen Mann gesehen?»
    «Woher wissen Sie   …?»
    «Er ist jetzt wieder in London. Wir nutzen dieselben Häuser, aber wir leben nicht zusammen. War er hier?»
    «Nein.»
    «Also bist du bei ihm gewesen.» Alle Sanftheit war aus ihrer Stimme verschwunden. «Und hat er dich angefasst, Jane? Nachdem er mich nach besten Kräften diffamiert hat, hat er dich da auch noch angefasst?»
    «Was?»
    «Hast du dich von ihm anfassen lassen?»
    Jane konnte sie nur noch anstarren.
    «Schon gut», sagte Jenny Box ruhig. «Ich werde dich nicht weiter aufregen. Ich gehe jetzt.»
    Jane kam mit geballten Fäusten um den Tisch herum. Als sie die Eingangshalle erreichte, hatte Jenny Box schon die Haustür geöffnet. Ihr Gesicht war so weiß wie eine Hostie, und sie murmelte in einem Fort «O Gott, o Gott», während sie sich ihr Tuch um den Kopf schlang.
     
    «Es war, als wollten sie, dass ich es mitbekomme», sagte Mrs.   Pawson. «Von Anfang an.»
    «Also sind sie
beide
zur Montage gekommen?», fragte Lol.
    «Es war ein ziemlich warmer Herbsttag. Diese Frau, Lynsey, trug ein knappes schwarzes Top und nichts darunter. Sogar während sie die Geräte vom Transporter luden, haben sie sich ständig angefasst.»
    «Wie war Lynsey so?», fragte Merrily.
    «Sie war sehr kräftig. Nicht besonders groß, aber breit gebaut. Sie hatte schwarze Locken und dunkelbraune Augen. Sie sah nicht
besonders
gut aus, aber sie hatte eine starke sexuelle Ausstrahlung, könnte man wohl sagen, und diese sexuelle Ausstrahlung war weniger sinnlich als
lauernd
. Wie sie sich bewegte – herumschlich   –, sogar, wenn sie dabei war, diese Plastikrohre und das Zubehör herumzuhieven. Und   … sie hat eigentlich nie gelächelt, das ist mir richtig aufgefallen, und wenn sie es tat, wirkte es   …
verschlagen
ist nicht das richtige Wort. Es war, als wüsste sie etwas, das man selbst nicht wusste.»
    Lol bemerkte, dass Mrs.   Pawson immer wieder eine Tischlampe ansah, als wolle sie sicher sein, dass sie noch brannte.
    «Ich habe den Fehler gemacht, sie hereinzubitten, als sie das erste Mal kamen. Sie   … haben sich genau umgesehen.

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