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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Cinderford. Musste früher an Weihnachten und so immer rüber. Hab mich aber nie anerkannt gefühlt. Misstrauische Teufel, ihre Leute. Völlig verschlossen.»
    Es war auffällig, dass Gomer in den letzten fünf Minuten mehr gesprochen hatte als den ganzen bisherigen Tag lang. Er hatte seine erste Frau noch nie erwähnt, jedenfalls nicht, soweit Lol gehört hatte. So war Gomer, wenn er wachgerüttelt war, wenn er spürte, dass der Höhepunkt kurz bevorstand.
    Lodge hat ausgespuckt, dass es um drei Mädchen geht: Lynsey, Melanie Pullman und das Mädchen aus Monmouth, Rochelle Bowen.
    Rochelle war die Tochter des Paares, das dabei gewesen war, als sie den dritten Efflapure bei einem Backstein-Cottage außerhalb von Pontshill gehoben hatten. Sie war neunzehn, als Zahnarzthelferin in der Lehre und seit fünf Monaten verschwunden. Es hatte Lolim Herzen wehgetan, in den Gesichtern ihrer Eltern diese Mischung aus Hoffnung und nackter Angst zu sehen. Er hoffte, dass sie nicht dabei sein würden, wenn Bliss mit seinem Häftling kam.
    Gomer fuhr langsamer, als sie ein Schild passierten, das
Under Howle
anzeigte – zwei Wörter, als hätte der Ort keine eigene Identität, als existierte er nur in Bezug auf den Hügel. Lol konnte jedoch keinen Ort ausmachen, nur eng beieinanderstehende Bäume mit braunen, trockenen Blättern.
    «Gilt das denn hier überhaupt als Teil des Forest of Dean, Gomer? So nah an Ross?» Gomer zog an seiner Zigarette. «Das, mein Junge, gilt als ein Ort, den nicht mal die Leute aus dem Forest of Dean kennen. Ideales Schlupfloch für solche wie Lodge. Macht es wie die Räuber vor Jahrhunderten   … von hier aus kann er plündern, Frauen nachstellen   … morden   …» Er hustete. «Feuer legen. Und dann kriecht er zurück in seine gemütliche Höhle.»
    Sie kamen in das Dorf, das seltsam durcheinandergewürfelt wirkte, die Häuser trieben in der Dämmerung wie Croûtons in einer braunen Suppe. Sie passierten eine Kirche, die wie ein riesiger dunkler Klotz aufragte, und bogen in eine Straße ein, in der sich – überraschenderweise – mehrere erleuchtete Geschäfte befanden. Dann fuhren sie über eine unübersichtliche Kreuzung und waren wieder im Wald.
    Schließlich sah Lol zu seiner Linken das erste Polizeiauto, das Absperrband und die abgestufte Fassade der Werkstatt, wie eine Lego-Werkstatt aus seiner Kindheit, hinter der der Strommast aufragte. Gomer fuhr sehr langsam und vorsichtig auf das Grundstück.
    «Richtig gemütlich», sagte er.
     
    Merrily hieb Lols Nummer in die Tasten ihres Telefons.
    «Der Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar   –»
    Lols Telefon war so schlicht, dass es nicht mal eine Mailboxhatte. Wahrscheinlich hatte er es überhaupt nicht mitgenommen. Sie stellte sich ihn beim Graben auf irgendeinem matschigen Feld vor, bereitwillig, aber ein bisschen unbeholfen, sein Alien-Sweatshirt voller rotbrauner Flecken – sie konnte ihn sich immer noch nicht ohne das Alien-Sweatshirt vorstellen. Einmal hatte sie darauf bestanden, es mit nach Hause zu nehmen, um ein Loch in der Schulter zu flicken, und hatte das verblichene Ding dann schließlich mit ins Bett genommen: War das nicht jämmerlich? Da versuchte man, sich in diesen Dingen erwachsen zu verhalten, es langsam angehen zu lassen, aber die Gefühle legten ein ganz anderes Tempo vor, waren auf der Überholspur: Wenn sie allein im Auto war, spielte Merrily die alten
Hazey Jane
-Alben – damals war seine Stimme noch etwas höher und weicher; er war damals kaum älter gewesen als Jane jetzt, und inzwischen waren fast zwanzig Jahre vergangen und –
oh Gott
.
    Merrily zündete sich eine Zigarette an. Ihre Hand zitterte. Offensichtlich musste dieser Tage nicht viel passieren, damit ihre Hand anfing zu zittern.
    Jane hatte auch von dieser Folkrock-Sängerin erzählt, Moira Cairns, für die Eirion zu schwärmen schien, obwohl Jane empört berichtet hatte, dass Moira Eirions Mutter sein könnte. Merrily erinnerte sich an ein Moira-Cairns-Album, auf dem Moira zu sehen war, wie sie an einem leeren Strand eine Gitarre hinter sich herzog. Das war damals etwas Besonderes gewesen; und wie besonders war sie jetzt? Am Abend zuvor hatte Prof Levin, laut Jane, der schönen Moira in ihrem verführerischen Kleid einen schiefen Blick zugeworfen und gesagt, sie sollten «geschehen lassen, was geschehen soll». Wollte Jane sie provozieren? Jane wollte tatsächlich, dass Lol mit seinen Gitarren ins Pfarrhaus zog, was   … was im Moment

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