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Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Titel: Der Himmel über Garmisch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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auf die Uhr, als es an der Tür klingelte. Das würde Karin Zettel sein. Er öffnete.
    Sie hatte sich in Schale geworfen. Sie trug eine enge Jeans, die in hochhackigen schwarzen Stiefeln steckte, und ein knappes Top unter einer kurzen dunkelgelben Jacke, das ihren Bauchnabel so gerade eben bedeckte.
    »Ich hoffe, das entspricht dem Dresscode«, sagte sie.
    »Den kennen wir ja nur vage. Ich werde wahrscheinlich ein etwas weniger aufreizendes Ensemble wählen.«
    Sie lachte müde.
    »Was Neues von Théo?«, fragte er.
    »Nein. Nur dieser Journalist. So ein Artikel könnte vielleicht was helfen.«
    »Mit einem wird es nicht getan sein. Außerdem ist die Frage, ob und wo der überhaupt erscheint.«
    »Sie wissen, einem Mut zu machen«, sagte Zettel und deutete auf einen Stuhl. »Darf ich?«
    »Oh, Verzeihung, natürlich.«
    »Haben Sie Ihre Einladung?«, fragte sie und setzte sich.
    »Eine Einladung? Brauch ich die?«
    »Ja. Ula Unterwexler hat Ihrer Frau einen Bierdeckel gegeben. Auf der Hochalm. Aber da waren Sie schon fort. Mir auch. Schauen Sie …« Sie kramte einen Bierfilz aus ihrer Handtasche und reichte ihn Schwemmer.
    »Einladung von Ula. An Karin Zettel«, stand darauf.
    »Oha«, sagte Schwemmer. »Keine Ahnung, wo Burgl den hingetan hat.«
    »Dann müssen Sie sie fragen.«
    Er sah wieder auf die Uhr. Es war spät genug, er konnte sie im Büro anrufen, der letzte Klient war weg.
    Ihre Stimme klang seltsam zittrig, als sie sich meldete. Den Einladungs-Bierdeckel würde er in der Tasche ihrer Windjacke finden, sagte sie auf seine Frage.
    »Ist was?«, fragte er.
    »Erzähl ich ein andermal«, sagte sie.
    »Sehen wir uns noch vorher?«, fragte er. »Wir wollen in einer halben Stunde los.«
    »Nein. Bis heut Abend, wenn du wiederkommst.«
    Sie legte auf. Schwemmer spitzte die Lippen, während er den Telefonhörer bedächtig wieder auflegte. Zettel beobachtete den Laptop, auf dem nun erstmals Personen auftauchten, die wie Gäste wirkten. Schwemmer sah ihr über die Schulter. Junge Männer und Frauen stiegen aus Autos, die dann von anderen jungen Männern oder Frauen in weißen Uniformjacken davongefahren wurden.
    Schwemmer ging zur Garderobe in der Diele und wühlte in Burgls Wanderjacke nach dem Bierfilz. Er hatte ihn gerade in einer der Brusttaschen entdeckt, als er Zettel nach ihm rufen hörte.
    Er lief zurück ins Wohnzimmer, wo Zettel mit ungläubigem Lachen auf das dunkle Display des Laptops deutete. Dass es nicht an der Übertragung lag, war an den immer noch vorhandenen Standfotos an der Seite zu sehen.
    »Das dürfte Ihnen gefallen.« Zettel klickte auf der Zeitleiste des Videos dreißig Sekunden zurück. Das Bild wurde wieder hell. Aus der Einfahrt kamen zwei muskulöse Männer in schwarzen Anzügen. Einer hatte eine Rolle Klebeband in der Hand, der andere trug ein schwarzes Bündel, das sich als große Kunststoffplane entpuppte, als die Männer es auseinanderfalteten. Die beiden verschwanden nach rechts und links, während die Folie sich von unten nach oben ins Bild schob und es schließlich komplett verdunkelte.
    »Na, servus«, sagte Schwemmer.
    »Was werden die Kollegen jetzt machen?«, fragte Zettel.
    »Feierabend, nehme ich an«, sagte Schwemmer. »Ich an ihrer Stelle würde aussteigen, die Plane entfernen, mich dabei auslachen lassen und nach Hause fahren.«
    ***
    Keith und Konnie hatten jeder ein breites Grinsen aufgesetzt, als sie wieder zur Tür kamen.
    »Ich setze fünfzig, dass sie höchstens noch dreißig Minuten stehen bleiben«, sagte Keith, fand aber niemanden, der dagegenhielt. Die ersten Gäste waren naturgemäß die, die die Einladung am nötigsten hatten oder sich am meisten über die Gratisgetränke freuten – zwei Gruppen, die durchaus nicht identisch waren. Ein blonder Stenz, dessen Gesicht Hardy schon mal auf dem Fernsehschirm gesehen hatte, belagerte von Beginn an Ula, die sich darüber nur sehr zurückhaltend freute. Er wich nicht von ihrer Seite, sodass die Neuankömmlinge, die sie zuvorkommend begrüßte, glauben mussten, er gehöre zu ihr. Als es ihr gelang, ihn nach einem Sprizz zu schicken, trat Hardy zu ihr.
    »Soll ich ihn bitten, sich anderweitig zu orientieren?«, fragte er.
    Sie seufzte lächelnd. »Danke, das ist noch was früh. Könnte aber sein, dass ich auf das Angebot zurückkomme.«
    »Wie läuft’s? Bist du zufrieden?«
    »Wir sind noch in der Aufwärmphase.«
    Es begann zu dämmern, und in Haus und Garten wurde die Beleuchtung angeschaltet. Hardy war gelinde

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