Der Himmel über Garmisch (German Edition)
Unterschied machen? Im Resultat ist es nämlich das Gleiche! Du säst Zweifel an meiner Kompetenz. Warum kontaktest du die Klinik? Ich sag’s dir: Weil du ein Gegengutachten erstellen willst! Zu dem dich niemand beauftragt hat! Was gibt das für ein Bild in der Öffentlichkeit? Das hier ist eine Praxis gemeinschaft . Das hat eine Bedeutung!«
Burgl nickte stumm.
Ferdi war noch nicht fertig. »Und du weißt nichts ! Alles ist nur vom Hörensagen!«
»Deswegen will ich ja mit ihm reden. Vielleicht kann ich dir danach ja recht geben.«
» Vielleicht! « Er beugte sich zu ihr herunter, dass sie seinen nach Nikotin riechenden Atem spürte. »Das ist in einem Maße arrogant und unkollegial, dass es mir die Sprache verschlägt!«
Schön wär’s, dachte Burgl.
»Dieser Streiter oder wie er heißt, dieser Schmierfink, der hat mich während des gesamten Gespräches spüren lassen, dass er mich für den inkompetenten Trottel von hinterm Berg hält. Ich kann das nicht akzeptieren! Das würde ich nicht mal von einem Fremden akzeptieren, und von dir akzeptier ich’s schon gar nicht!«
»Ferdi, bitte …« Sie hob die Hände. »Wir sollten uns erst einmal beruhigen.«
Ferdi richtete sich mit einem Schnaufen auf. »Na schön«, sagte er. »Ich werde einmal darüber schlafen. Aber ich denke, wir sollten die Praxisgemeinschaft beenden.«
Burgl ließ die Schultern sinken. »Schütten wir da nicht das Kind mit dem Bade aus, Ferdi?«
»Wie gesagt, ich werde darüber schlafen. Ich ruf dich morgen an.« Grußlos rauschte er aus der Tür.
Burgl schloss die Augen und ließ den Kopf sinken.
»Herrschaftszeiten«, flüsterte sie.
***
Schwemmer biss in die Leberkässemmel und beobachtete den Laptop, der vor ihm auf dem Esstisch stand und das Bild der Überwachungskamera zeigte. Noch war nicht viel los vor der Villa. Rechts waren Fotos von den Leuten, die im Laufe des Nachmittags gekommen waren, und von ihren Autos. Bei den meisten handelte es sich um Angestellte der Dienstleister für das Fest oder Leute, die in Nürnberg für Unterwexler arbeiteten. Darunter vier Damen, die auf Schwemmer nicht wie Verwaltungskräfte wirkten.
Er nahm einen Schluck Radler, um die Semmel hinunterzuspülen. Eigentlich hatte er gar keinen Hunger, aber der Disput mit Wasl hatte mal wieder diesen Frustappetit entstehen lassen, der ihm schon so manches Kilo auf den Hüften beschert hatte.
Er schob den Teller beiseite und schüttete den Inhalt einer Plastiktüte mit der Aufschrift » MNY -Electronics« auf den Tisch. Der Mann in dem Laden hatte ihm die drei Wanzen betriebsfertig zusammengebaut und dabei immer wieder betont, dass man so einen Service im Internet nicht bekäme. Dass sich das natürlich im Preis niederschlug, hatte er nicht ganz so betont, aber Schwemmer war es eh recht. Er hatte es eilig gehabt.
Mikroreichweite zwölf Meter, bei Flüstergesprächen fünf bis sechs, Stand-by zweiundsiebzig Stunden, Betrieb etwa drei. Die Geräte waren kleiner als eine Scheckkarte, wobei der meiste Platz für den Akku draufging. Sie enthielten SIM -Karten, wenn man die Nummern anrief, schalteten sie sich ein. Funktionierten weltweit.
Eigentlich ganz schön gruselig, dachte Schwemmer, während er in dem Katalog blätterte, der neben Wanzen und Überwachungskameras Dinge wie Keylogger, Überwachungsrouter und Bluetooth Handyabhörer anbot, GPS -Überwachungen für Autos und und und.
Er hörte im Wohnzimmer das Fax klingeln und surrend anspringen. Er ging hinüber und nahm zwei Blätter aus dem Schacht. Absender: LKA Dezernat 42, Staatsschutz.
Sie enthielten Informationen über Peter Ultsch und Rainer Haddow.
»War ja klar«, murmelte er, während er las.
Die Brandstiftung, wegen der Ultsch in Österreich verurteilt worden war, galt einer Synagoge. Haddow hatte in Rostock gemeinsam mit anderen einen amerikanischen Geschäftsmann arabischer Abstammung attackiert und krankenhausreif geschlagen. Die räuberische Erpressung galt dem Inhaber einer chemischen Reinigung in Oberhausen. Der Mann hieß Kim. In den Prozessen hatten sich Ultsch und Haddow gegen die Unterstellung verwahrt, Ausländerhasser zu sein. Der Amerikaner habe ihn beleidigt, so Haddow. Und bei dem Koreaner ging es nur ums Geld. Und Ultsch hatte es tatsächlich fertiggebracht, zu behaupten, er sei als Kind von einem Rabbi sexuell missbraucht worden, nur deswegen habe er was gegen Synagogen.
Mit einem Fluch knüllte Schwemmer die Blätter zusammen und warf sie in den Papierkorb.
Er sah
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