Der Himmel über Garmisch (German Edition)
denke nicht, dass Sie eingeladen worden wären, wenn meine Tochter Ihren Beruf gekannt hätte«, sagte Unterwexler. »Und Herr Lepper hat mir abgeraten, Sie hereinzulassen. Aber ich war neugierig.«
»Auf mich?«
»Ja.«
»Warum?«
Unterwexler zögerte mit der Antwort. »Sie gelten als fähiger Polizist«, sagte er dann.
»Vielen Dank. Wer sagt denn so was?«
»Man hört das hier und da. Dass es Ihnen gelungen ist, sich eine Einladung durch meine Tochter zu erschleichen, spricht unter professionellen Gesichtspunkten für Sie.«
»Das war, ehrlich gesagt, nur ein Glückstreffer.«
»Das Glück ist mit den Tüchtigen.«
Schwemmer grinste. »Auf die Dauer in jedem Fall.«
»Machen Sie Fortschritte bei der Suche nach Claude Grandos Mörder?«, fragte Unterwexler.
»Das kann ich leider nicht behaupten. Aber ich bin an dem Fall nicht mehr beteiligt.«
»Darf ich fragen, warum?«
»Mein Vorgesetzter teilt Ihre Einschätzung meiner Fähigkeiten anscheinend nicht.«
»Ist das so …? Wenn Sie nicht mehr daran arbeiten, was suchen Sie dann hier?«
»Ein wenig Kurzweil. Es ist doch ein Fest, nicht wahr?«
Unterwexler tippte mit einem Kugelschreiber spielerisch auf die Tischplatte. Er sah ihn lange an.
»Na schön«, sagte er schließlich. »Amüsieren Sie sich gut.«
Schwemmer hörte, dass Hardy Lepper sich räusperte. Unterwexler warf ihm über Schwemmers Schulter hinweg einen Blick zu.
»Hardy wird Sie hinunterbegleiten. Aber seien Sie bitte so freundlich und geben Sie ihm Ihr Handy. Uns ist daran gelegen, dass unsere Gäste nicht fotografiert werden. Schon gar nicht von der Polizei.«
»Das hab ich bereits bemerkt.«
Schwemmer stand auf, Unterwexler blieb sitzen und entließ ihn mit einem Nicken. »Und empfehlen Sie mich Ihrer Gattin«, sagte er noch, als Schwemmer bereits an der Tür war, die Lepper ihm aufhielt.
Schwemmer trat aus dem Zimmer. Draußen reichte er Lepper sein Handy.
»Das können Sie sich am Ausgang wieder abholen«, sagte Lepper. »Mir wäre es lieb, wenn Sie nicht länger blieben als nötig.«
Schwemmer nickte, und Lepper ließ ihn stehen. Er sprach mit einem schwarz gekleideten, muskulösen Mann und deutete auf Schwemmer. Der Mann nickte und ließ ihn nicht mehr aus den Augen.
Schwemmer suchte unauffällig nach Zettel und sah sich dabei das Haus an. Es gefiel ihm. Die Zimmer waren geräumig, aber nicht protzig, die Einrichtung von unaufdringlicher Eleganz. Er vermutete eine weibliche Handschrift. In einem Raum mit einem großen, modernen Kamin wurde zu ziemlich lauter Musik getanzt. Er schlenderte weiter, in ein paar Metern Abstand gefolgt von dem Mann in Schwarz. Im nächsten Zimmer, einem großzügigen Wohnraum mit Glasfront zum Garten, stand Cordula Unterwexler inmitten einer Gruppe junger Leute, überwiegend Männer. Sie schien sich zu amüsieren, aber ihr Blick schweifte immer wieder kontrollierend durch den Raum, es war der Blick der aufmerksamen Gastgeberin. Als sie Schwemmer entdeckte, trat sie aus der Gruppe heraus und begrüßte ihn freundlich. Sie erkundigte sich nach Burgl und schien ehrlich zu bedauern, dass sie nicht mitgekommen war.
»Als ich Ihren Namen eben erwähnte, schien es mir, als ob unser Hardy Lepper Sie kennen würde. Ist das so?«
»Er weiß, wer ich bin. Ich bin Polizist.«
Sie nahm das Sektglas, aus dem sie gerade trinken wollte, wieder herunter und verzog den Mund. »Dann haben Sie mich reingelegt«, sagte sie.
»Nur ein bisschen.« Er lächelte sie an. »Zugegebenermaßen habe ich kein Patenkind, das eisläuft. Aber dass wir Sie auf der Hochalm getroffen haben, war schlicht Zufall. Und dass Sie uns eingeladen haben, hat uns sehr gefreut. Meine Gattin bedauert sehr, verhindert zu sein.«
Sein Charme verfing nicht.
»Ich sollte Sie rauswerfen lassen«, sagte sie.
»Ihr Herr Vater hat mir erlaubt zu bleiben.«
Sie hob ungläubig die Augenbrauen.
»Außerdem stehe ich unter Aufsicht.« Er wies auf seinen Aufpasser, der neben der Tür stand und ihr Gespräch beobachtete.
»Ist Frau Zettel auch bei der Polizei?«, fragte sie.
»Nein«, sagte Schwemmer. »Ist sie nicht.«
»Na schön … Dann viel Spaß. Und verderben Sie ihn nicht den andern.« Sie ließ ihn stehen.
Schwemmer trat in den Garten hinaus, in dem ein großes Zelt aufgebaut war. Darin standen Biertische und -bänke, ringsum war ein opulentes Buffet aufgebaut, vor dem sich eine Warteschlange gebildet hatte. Er entdeckte Karin Zettel darin. Eine Bedienung im Dirndl trug Maßkrüge
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