Der Himmel über Garmisch (German Edition)
stöhnte und rieb sich mit der Hand über Stirn und Augen. »Ich frag gar nicht erst, woher du das hast«, sagte er.
»Ein Tipp einer aufmerksamen Mitbürgerin.«
»Schon klar.«
»Das ist das dritte Mal, dass der uns in dem Fall über den Weg läuft. Und wir machen nichts.«
»Ja«, sagte Schafmann nur.
»Man könnte ihm ja mal einen kollegialen Besuch abstatten, dem geplagten Mann«, sagte Schwemmer.
»Ach, hör doch auf …« Schafmann sah ihn bekümmert an. »Wenn ausgerechnet du bei dem auftauchst, was glaubst du, wen der anruft? Hessmann. Und wen macht Hessmann dann zur Schnecke? Genau: mich! Und was willst du da überhaupt? Der sagt dir doch nichts.«
»Man muss es aber doch wenigstens versuchen«, sagte Schwemmer, ohne Hoffnung auf Zustimmung. Schafmann wechselte prompt das Thema.
»Hast du eigentlich die Presse alarmiert? Oder die Zettel?«
»Presse? Ich hab mit keinem gesprochen.« Schwemmer hoffte, nicht rot zu werden. »Waren die hier?«
»Ja. Heute Morgen. Ein Herr Streitel. Freier Journalist. Recherchiert die Geschichte des Herrn Dumoulin. Er wollte sich erst mal unsere Version anhören. Hat er jedenfalls gesagt.«
»Und was hast du ihm erzählt?«
»Ich? Gar nichts. Den hab ich zu Hessmann geschickt. Soll der sich den Mund verbrennen.«
»Was wusste dieser Streitel denn bereits?«
»Die Namen Zettel und Grellmayer immerhin; von Dumoulins Anschuldigungen gegen Grellmayer, von Grellmayers Alibi. Und dass es eine Auseinandersetzung auf dem Mohrenplatz gab.«
»Das sind ja keine Geheimnisse.«
»Nein. Aber je nachdem, was dieser Streitel daraus macht, kann das unangenehm werden.«
»Fragt sich nur, für wen.« Das Handy in Schwemmers Jackentasche läutete. Es war Wasl.
»Wo sind Sie?«, fragte er.
»In Garmisch.«
»Ich muss mit Ihnen reden. Persönlich.«
»Worum geht’s?«
»Das möchte ich ungern am Telefon besprechen. Kommen Sie heute noch rein?«
»Hatte ich nicht vor.«
»Na schön … können Sie reden?«
Schwemmer sah mit hochgezogenen Brauen zu Schafmann. »Nein«, sagte er.
»Rufen Sie mich zurück. In den nächsten zehn Minuten.« Wasl legte auf.
Schwemmer seufzte. »Irgendwas ist immer«, sagte er.
»Und wenn nicht, sorgst du dafür«, sagte Schafmann.
***
Hardy schreckte auf, als sein Handy klingelte. Er hatte tief geschlafen, sodass er eine Sekunde brauchte, um sich zu orientieren. Marie war verschwunden. Er griff nach dem Sakko, das über der Stuhllehne hing, und zog das Gerät aus der Tasche.
Es war Gunther. »Kannst du mal kurz runterkommen?«, fragte er.
»Klar.« Er stand auf und lief ins Erdgeschoss. Gunther stand in der Halle an einem der Fenster neben der Haustür.
»Schau mal«, sagte er.
Hardy trat neben ihn und sah auf die Straße. Gegenüber der Einfahrt parkte ein hellgrauer Ford Transit mit geschwärzten Scheiben.
» LKA «, sagte Gunther.
»Glauben wir das, oder wissen wir das?«, fragte Hardy.
»Wissen wir. Die interessieren sich für unsere Gäste. Und wir haben etliche auf der Liste, die nicht gerne fotografiert werden.«
»Ich kümmere mich drum«, sagte Hardy. »Aber erst einmal sollten wir nicht reagieren. Wenn die jetzt schon spitzkriegen, dass wir wissen, dass sie da sind, versuchen sie was anderes.«
»Was hast du vor?«
»Wart’s ab«, sagte Hardy.
In diesem Moment hielten zwei große schwarze SUV s direkt vor dem Haus und blockierten die Einfahrt.
Die Türen öffneten sich. Drei in Schwarz gekleidete Männer stiegen aus dem vorderen Wagen, es waren Keith, den Hardy aus Nürnberg kannte, und zwei neue Gesichter. Aus dem zweiten Wagen kletterten vier junge Frauen in High Heels und gewagt geschnittenen Dirndlvarianten.
»Ula!«, rief Gunther lautstark ins Haus. »Komm her.«
»Wie wär’s mit einem ›Bitte‹?«, schallte es zurück, aber sie kam in die Halle.
Gunther wies auf die Mädchen. »Ich hoffe, sie gefallen dir. Das ist ein teurer Spaß, dass die vier heute nicht im Club arbeiten.«
»Ich hoffe, wir können das verkraften«, sagte sie. »Wer hat denn diese Kleider ausgesucht?«
»Ich hab ihnen gesagt, sie sollten es volkstümlich bayerisch halten.«
»Gut gemeint ist es«, sagte Ula.
Gunther lachte. »Sieh halt zu, was du mit ihnen machst.«
Ula nahm die vier an der Tür in Empfang. Sie begrüßten Gunther und Hardy mit großem Hallo, wurden aber von Ula umgehend nach oben dirigiert.
Keith kam herein. Er begrüßte Hardy artig. Seine schwarzen Locken hatte er zu einem straffen Pferdeschwanz
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