Der Himmel über Garmisch (German Edition)
sie.
»Ist grad schlecht«, antwortete Hardy.
»Ich brauch Hilfe unten. Die Polizei ist da und befragt die Gäste.«
»Das musst du alleine regeln.«
Ihr Schweigen dauerte nicht länger als zwei Sekunden. »Mach ich«, sagte sie dann.
Carlo saß immer noch auf dem Bett. Er atmete schwer. »Ist das wahr, Gunther? Stimmt das, was dein Bruder behauptet?«
Gunther lachte auf. »Spielt das denn überhaupt eine Rolle? Ich sag dir, was eine Rolle spielt: dass wir einen Konkurrenten losgeworden sind. Wer immer es war, wir müssen ihm dankbar sein.«
»Also warst du es?«
»Pah, das kann dir völlig egal sein.«
»Du wolltest mich umbringen«, keuchte Reagan. »Deinen eigenen Bruder!«
»Der seiner Familie in den Rücken gefallen ist!« Gunther machte ein paar Schritte auf ihn zu, aber Hardy hielt ihn mit festem Griff zurück.
Carlo stützte die Stirn in die Hände. »Wie kannst du es wagen, deinen Bruder anzugreifen? Wieso kommst du nicht zu mir? Wieso sagst du mir nichts?« Langsam erhob er sich von dem niedrigen Bett und packte Gunther an den Schultern. »Das geht nicht, Gunther«, sagte er. »Das geht nicht.«
Gunther befreite sich mit einer schnellen Bewegung von seinem Griff. »Ich sag dir, was nicht geht. Wochenlang hier unten rumsitzen und glauben, alles bleibe beim Alten. Das geht nicht. Er verkauft seine eigenen Drogen direkt vor unserer Haustür. Und er steckt mit Levan unter einer Decke. Die beiden schicken uns die Schläger auf den Hals, egal, was Aleko da säuselt.«
Reagan versuchte zu grinsen, aber sein gebrochener Kiefer ließ das kaum zu. »Immerhin haben wir dich am Leben gelassen«, sagte er.
»Drecksack.« Gunther spuckte ihm ins Gesicht. Dann wandte er sich an Carlo. »Du kannst es dir aussuchen. Entweder machen wir es auf meine Art. Oder ich mache es auf meine Art. Auf jeden Fall redet ihr mir nicht mehr rein. Dein Zug ist abgefahren, alter Mann. Genau wie der von Aleko. Und jetzt kann Hardy mir von mir aus in den Rücken schießen.«
Er drehte sich um, schloss die Tür auf und öffnete sie.
Davor stand Ula. Sie hielt einen Revolver in der Hand und zielte auf ihren Bruder.
Gunther stieß ein Lachen aus. »Was hast du vor, Schwesterherz? Mich erschießen, während die Bullen im Haus sind?«
»Ich hatte ernsthaft darüber nachgedacht«, sagte sie.
Er schob sie beiseite und lief die Treppe hinunter.
»Nicht so richtig gelungen, das Fest«, sagte Ula.
***
»Wir sind auf dem richtigen Dampfer«, sagte Schwemmer ins Handy. »Und es nutzt überhaupt nichts.«
»Am liebsten würd ich ihn umbringen«, sagte Zettel. »Einfach so. Von hinten erschießen.«
»Machen Sie sich nicht unglücklich«, sagte Schwemmer.
» Ich? Ich soll mich nicht unglücklich machen? Das tun schon genug andere!«
»Verdammt, Sie wissen doch genau, wie ich das gemeint habe. Was ist mit dem Fest? Ist noch was los?«
»Wenig. Die meisten haben sich verzogen. Ein stellvertretender Bürgermeister will natürlich nicht in der Nähe sein, wenn so was passiert. Normalerweise wäre ich auch schon weg. Das ging heftig zur Sache. Zwei Krankenwagen waren hier.«
»Und die Kollegen … schon gut, meine Kollegen?«
»Stellen den Gästen höfliche Fragen. Familie Unterwexler ist nicht in Sicht … Moment, da kommt Gunther. Er redet mit den Securityleuten. Er trägt einen Mantel, scheint auch gehen zu wollen … Er geht mit einem der Männer hinaus. Er wirkt ziemlich erregt auf mich … Ich ruf wieder an.«
Schwemmer fuhr die Seitenscheibe herunter und ließ frische Luft in den Wagen strömen.
Die Nacht war frisch, am klaren Himmel überstrahlte der fast volle Mond die meisten Sterne. Schwemmer schloss die Augen.
Grellmayer war bei dem Mord dabei gewesen. Hatte jemand gesagt. Jemand, den er, Schwemmer, gesetzeswidrig abgehört hatte. Von dem er nicht wusste, wer es war.
Einen Scheiß wusste er. Nicht mal mehr sein Fall war es.
Tief atmete er die Nachtluft ein. Es macht keinen Spaß mehr, dachte er. Ein rechter Scheiß ist es.
Durch das offene Fenster hörte er einen entfernten Knall, noch einen und noch einen.
Schüsse.
Schwemmer öffnete die Augen und startete den Motor.
***
Die Luft im Zimmer war stickig. Der Rauch von Alekos Zigarre hing noch im Raum. Carlo saß in einem Sessel und starrte vor sich hin. Hardy stellte ihm einen gut eingeschenkten Cognac hin. Dann zog er die Vorhänge auf und öffnete das Fenster. Er genoss die frische Nachtluft, die hereinströmte, und sah hinunter auf die Straße.
»Wir
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