Der Himmel über Garmisch (German Edition)
müssen Reagan wegschaffen«, sagte er zu Carlo. »Bevor die Bullen merken, dass er hier ist.«
»Kümmer dich drum.«
»Mach ich.« Er sah Gunther aus dem Haus kommen und die Einfahrt hinuntergehen, gefolgt von Keith. Der AMG -Mercedes wurde vorgefahren, ein Junge in weißer Jacke sprang heraus und hielt die Tür auf. Gunther warf seinen Mantel auf den Rücksitz, bevor er auf der Beifahrerseite einstieg. Keith setzte sich hinters Steuer.
Aus den Augenwinkeln bemerkte Hardy eine Bewegung. Im Vorgarten gegenüber kam ein Mann zwischen den Büschen hervor und ging mit schnellen Schritten in Richtung Straße. Er trat aus dem Dunkel des Gartens, als der Junge mit der weißen Jacke gerade die Beifahrertür hinter Gunther schloss. Sein helles Kapuzenshirt war voller dunkler Flecken.
»Scheiße«, sagte Hardy, als er ihn erkannte. Es war David. Keith startete den Motor des Mercedes, und David zog etwas aus der Bauchtasche seines Shirts. Es war eine Pistole.
»Scheiße«, sagte Hardy wieder.
»Was ist los?«, fragte Carlo hinter ihm.
Mit ein paar schnellen Schritten stand David frontal vor dem Mercedes. Keith fuhr gerade an und musste abrupt bremsen, um ihn nicht über den Haufen zu fahren – was wahrscheinlich die bessere Idee gewesen wäre.
Hardy zog den Colt aus dem Gürtel, lud durch und zielte, aber es war zu spät. Davids erster Schuss durchschlug die Windschutzscheibe. Keith gab Vollgas. Einen zweiten Schuss konnte David noch abfeuern, dann erfasste ihn der Wagen und schleuderte ihn durch die Luft. Ein dritter, ungezielter Schuss löste sich. Mit heulendem Motor verschwand der Mercedes aus Hardys Blickfeld. Nach ein paar Sekunden erfüllte das Geräusch eines hässlich splitternden Aufpralls die Nacht.
Carlo trat neben ihn ans Fenster. »Mein Gott, was war das?«, fragte er.
»Reagan muss sofort hier weg«, sagte Hardy.
***
Schwemmer hatte seinen Wagen noch nicht aus der Parklücke manövriert, als den Schüssen das garstige Geräusch einer heftigen Kollision folgte. Er gab Gas und bog Richtung Villa ab. Aber schon unmittelbar hinter der Ecke war die Klarweinstraße blockiert. Ein schwarzer AMG -Mercedes stand diagonal auf der Fahrbahn, eingedrückte Schnauze, Airbags offen. » N - GU 111 «, las Schwemmer auf dem Nummernschild. Das Coupé war gegen einen geparkten Geländewagen geprallt, hatte diesen gegen eine Gartenmauer geschoben und war dann zurück auf die Fahrbahn geschleudert worden.
Schwemmer sprang aus dem Wagen. Er hatte keine Ahnung, wer auf wen geschossen und ob jemand in dem Wagen eine Waffe hatte, die er vielleicht gegen einen Polizisten einsetzen würde. Aber in dem Wrack rührte sich nichts. Vorsichtig näherte er sich. Von der Villa her liefen Leute heran, die Bewohner der benachbarten Häuser erschienen in Fenstern und Haustüren.
Der Mann hinter dem Steuer atmete noch. Auf dem Beifahrersitz saß Gunther Unterwexler. Er hatte ein rundes Loch in der Stirn und starrte Schwemmer mit einem überraschten Ausdruck durch die gesplitterte Frontscheibe an.
Karin Zettel kam angelaufen. Hinter ihr entdeckte er zwei uniformierte Kollegen. Uli Schickl war einer von ihnen.
»Der Schütze ist überfahren worden«, sagte Zettel. »Er liegt bei der Villa. Atmet noch, aber keine Ahnung, ob er das überlebt. Das war einer von denen, die den Türsteher angegriffen haben.«
» RTW rollt«, sagte Uli. » KDD auch. Ist das Ihr Fall?«
»Eigentlich nicht«, sagte Schwemmer. »Ich war privat in der Nähe und hab’s rumsen hören. Tatwaffe?«
»Hat der Kollege Lömann sichergestellt. Einfacher .38er Revolver.«
»Das Fest ist denen ja ziemlich aus dem Ruder gelaufen«, sagte Schickl und stieß ein böses Lachen aus. Er versuchte, die Fahrertür zu öffnen, aber die rührte sich nicht. »Den muss die Feuerwehr rausholen … Heh, hallo, bitte bleibts von dem Wagen weg!« Immer mehr Menschen kamen aus den Häusern. Schickl und sein Kollege bekamen alle Hände voll zu tun, sie von dem zerstörten Auto fernzuhalten.
»Lassen Sie mich durch«, sagte eine Stimme. »Mein Sohn ist da drin.«
Im Licht der Straßenlaternen war Carlo Unterwexler bleich wie der Tod, aber seine Schritte waren fest. Vor der eingedrückten Front des Wagens blieb er stehen. Reglos starrte er in das Gesicht seines ermordeten Sohnes. Schwemmer kam die halbe Minute, die er dort stand, wie eine Ewigkeit vor. Schließlich drehte Unterwexler sich um und ging wortlos davon.
Martinshörner näherten sich. Schwemmer forderte Zettel mit
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