Der Himmel über Garmisch (German Edition)
der Schlagring hinterließ einen tiefen Kratzer. Reagan stürzte sich auf ihn, sie gingen gemeinsam zu Boden. Reagan lag auf ihm und holte aus. Es gelang Hardy, den Arm zur Seite zu schlagen. Er umfasste Reagans Schädel und rammte ihm die Stirn auf die Nase. Reagan schrie auf. Eine Menge Blut quoll hervor und tropfte auf Hardy herab. Er stieß Reagan von sich hinunter, sprang auf und packte ihn an den Haaren. Ein schneller Blick die Treppe hinunter zeigte ihm Keith und seine Jungs, die mit Radek und David beschäftigt waren. In den Türen standen dicht gedrängt Gäste und sahen in einer Mischung aus Abscheu und Sensationsgier dem Geschehen zu.
Hardy zog Reagan hinter sich her zur nächsten Tür. Es war Ulas Zimmer, das spielte keine Rolle. Er stieß die Tür auf und schleuderte Reagan dahinter zu Boden.
»Versau nicht den Teppich«, sagte er und schaltete das Licht an. Auf dem Bett lagen ein halb nackter Mann und eine völlig nackte Frau. Es war eines von Gunthers Mädchen. Die beiden starrten den blutenden Reagan entgeistert an.
»Raus hier«, sagte Hardy. Die beiden rafften ihre Sachen zusammen und beeilten sich hinaus.
Reagan hockte an die Wand gelehnt auf dem Boden. Das Blut lief weiter aus seiner Nase und durchnässte sein Hemd. Er atmete heftig durch den Mund.
»Was war das eben?«, fragte Hardy. Er betastete die Wunde an seiner Wange. Auch die blutete stark.
»Es war Gunther«, keuchte Reagan. »Er hat Claude umgelegt. Wenn ich da gewesen wär, hätt er mich auch erledigt.«
Völlig ansatzlos sprang er auf. Hardy konnte dem Schlag nur knapp ausweichen. Er traf ihn voll an der linken Schulter. Schmerz schoss durch seinen Körper, aber es gelang ihm, einen rechten Schwinger seitlich gegen Reagans Kiefer zu setzen. Er fühlte etwas brechen. Reagan klammerte. Hardy mühte sich, seinen Griff zu lösen. Seinen linken Arm konnte er kaum bewegen, aber er bekam ihn auf Distanz. Er hieb ihm die Rechte gegen die Schläfe, und Reagan ging zu Boden.
Hardy setzte sich aufs Bett und atmete durch. Der Spiegel der Ankleidekommode zeigte ihn voller Blut, und er konnte nicht sagen, was davon seines war. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte.
***
In der Storistraße stieg Schwemmer in den Polo. Er hatte gerade das Handy aus der Tasche gezogen, um Karin Zettel anzurufen, als es zu klingeln begann und ihre Nummer im Display erschien.
»Wo sind Sie?«, fragte sie.
»Im Auto. Man hat mich rauskomplimentiert.«
»Hier gibt’s Krawall. Ein paar Männer haben den Türsteher zusammengeschlagen. Ich hörte einen der Gäste sagen, dass das Ronald Unterwexlers Leute waren und er selber sich im ersten Stock mit Hardy Lepper geprügelt hat. Probieren Sie die Wanze mit der Nummer 1. Das ist die in Ulas Zimmer. Kann sein, dass sie da drin sind.«
»Alles klar. Rufen Sie die Kollegen an.«
Es dauerte eine Sekunde, bis sie antwortete. » Wessen Kollegen?«, fragte sie.
»Ach verdammt … Bleiben Sie einfach da, solange man Sie lässt. Ich meld mich wieder.«
Er nahm das Blatt mit den Rufnummern der GSM -Wanzen aus dem Portemonnaie und ärgerte sich, dass er sie nicht vorsorglich einprogrammiert hatte. Er wählte die Nummer 1 an. Zweimal ertönte das Freizeichen. Dann hörte er jemanden schnaufen.
»Es war Gunther«, sagte eine Stimme. »Er hat Claude umgelegt. Wenn ich da gewesen wär, hätt er mich auch erledigt.«
Dann, urplötzlich, Poltern und Stampfen, danach wieder Schnaufen. Jemand stöhnte. Schritte, eine Tür klappte, jemand schien in den Raum zu kommen.
»Oh Scheiße«, sagte eine Stimme.
***
Reagan stöhnte, aber er war noch ausgeknockt. Die Tür öffnete sich, und Gunther kam herein.
»Oh Scheiße«, sagte er, als er Reagan sah.
»Wir müssen uns was einfallen lassen«, sagte Hardy. »Wie sieht es unten aus?«
»Nicht schön. Radek haben wir fertiggemacht. David konnte abhauen. Die Gäste sind nicht amüsiert. Wenn wir Pech haben, hat einer die Bullen gerufen.«
»Was habt ihr mit Radek gemacht?«
»Der liegt in der Garage.«
»Wir müssen uns um ihn kümmern. Es gab zu viele Zeugen. Ruf den Krankenwagen.«
»Keith wollte das machen.«
»Gut. Was ist mit Ula?«
»Sie versucht unten, die Stimmung zu retten.«
In diesem Moment setzte unten die Musik wieder ein, und erst jetzt fiel Hardy auf, dass sie verstummt gewesen war. Er stand auf, wankte in Ulas Bad und wusch sich das Blut aus dem Gesicht. Dann presste er sich ein Gästetuch auf die Wunde. Der Schmerz in der Schulter wollte nicht
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