Der Himmel über Garmisch (German Edition)
einer Kopfbewegung auf, ihm zu folgen. Sie gingen in Richtung Villa. Fünfzehn Meter vor der Einfahrt lag ein Körper im Rinnstein. Jemand hatte ihn in stabile Seitenlage gebracht. Ein Dutzend Leute standen um ihn herum.
»Des wird fei nix mehr«, hörte Schwemmer jemanden sagen, und nach einem Blick in das zerschmetterte Gesicht des jungen Mannes war Schwemmer geneigt, ihm zuzustimmen.
»Kennen wir den?«
Zettel schüttelte den Kopf. »Wie bereits gesagt: Er gehört vermutlich zu Reagan Unterwexler.«
»Reagan ist doch zur Fahndung ausgeschrieben. Wir sollten mal schauen, ob er in der Villa ist.«
Als sie gerade die Einfahrt erreicht hatten, kam eine schwarze S-Klasse aus der Garage geschossen. Schwemmer musste zur Seite springen, um nicht gestreift zu werden. Der Wagen bog auf die Straße und zwang einen herankommenden Notarztwagen zum Bremsen.
»Nach Reagan brauchen wir nicht mehr zu suchen«, sagte Zettel. »Haben Sie das Kennzeichen?«
»Ja«, sagte Schwemmer.
Der Notarztwagen hielt neben dem verletzten Mann. Arzt und Sanitäter sprangen heraus, beleuchtet vom zuckenden Blaulicht. Immer mehr Martinshörner und Blaulichter näherten sich. Die ersten Polizeiwagen erschienen. Aus einem stieg Kriminalkommissar Eckler.
»Was machen Sie denn hier?«, war das Erste, was er fragte, als er Schwemmer entdeckte. »Das ist doch gar nicht mehr Ihr Fall.«
»Jetzt halten Sie bitte mal den Ball flach, Herr Kollege«, sagte Schwemmer scharf. »Was ist das denn für ein Ton, den Sie sich da anmaßen?«
Eckler zuckte zurück, aber sein Blick blieb trotzig.
»Woher wissen Sie überhaupt, um was für einen Fall es sich hier handelt?«, fragte Schwemmer.
Eckler antwortete nicht. Stattdessen wies er mit angewidertem Gesichtsausdruck auf Zettel. »Und die ?«, fragte er.
»Sie ist Zeugin.«
»Na, dann kann ja nichts mehr schiefgehen«, sagte Eckler und ließ sie stehen.
»Herr Kommissar Eckler«, sagte Schwemmer laut, »es braucht für Sie noch ein paar Beförderungen, bevor Sie sich einem EKHK gegenüber so ein Benehmen leisten können.«
Eckler ging einfach weiter. »Beschweren S’ sich halt«, sagte er.
***
Carlo saß in einem Sessel und starrte reglos vor sich hin.
»Ula bringt Reagan zu einem Arzt«, sagte Hardy, »und dann in das Apartment einer Freundin in Augsburg. Ich hab ihr einen Aufpasser mitgegeben. Der bleibt bei ihm. Sie kommt morgen früh wieder her.«
Carlo nickte kaum merklich. Hardy stand am Fenster und sah hinunter. Die Polizei war da, Rettungswagen, überall Blaulicht. Er entdeckte Schwemmer, der sich mit einem Kollegen zu streiten schien.
Konnie lag in der Klinik, Keith wurde gerade aus Gunthers Wagen geschweißt, ein Mann war mit Ula und Reagan unterwegs, und der letzte fuhr gerade die Mädchen nach Nürnberg zurück. Es würde eine lange Nacht werden.
»Ich verstehe es nicht«, sagte Carlo in seinem Rücken. »Warum hat dieser Junge das getan?«
»Er war bis obenhin voll mit irgendwas«, sagte Hardy, ohne sich umzudrehen. »Der hat geglaubt, er kann fliegen. Und nachdem Gunthers Leute Radek und ihn aufgemischt hatten …« Er zuckte die Achseln.
»Es ist so sinnlos«, sagte Carlo, »so sinnlos.«
Hardys Handy vibrierte. Es war Marshall Stevens. Er hob die Brauen. Schlechte Nachrichten verbreiten sich schnell, dachte er.
»Aleko rief mich an«, sagte Stevens mit seiner abgrundtiefen Bassstimme. »Ihr habt Probleme.«
»Ja. Es wird schwierig für mich, morgen nach Frankfurt zu kommen.«
»Deshalb ruf ich an. Ich bin noch in Zürich. Ich komme morgen von hier aus nach Garmisch.«
Hardy spitzte die Lippen. »Das ist nett«, sagte er. Marshall Stevens war niemals nett. Nicht ohne Hintergedanken.
»Ich muss mit Carlo direkt reden. Das ist der Grund.«
»Über was?«
»Wenn ich es dir sagen wollte, bräuchte ich nicht zu kommen.«
»Wann kommst du?«
»Gegen Mittag. Ich melde mich.« Er legte auf.
Hardy steckte das Handy wieder ein. »Marshall Stevens kommt morgen. Er will mit dir reden.«
Langsam wandte Carlo ihm den Kopf zu. »Die Geier kreisen also schon«, sagte er heiser.
»Wir müssen nach Hause«, sagte Hardy. »Es ist niemand mehr da, der die Sachen ernsthaft kontrollieren kann. Gunthers Geschäftsführer ist ’ne taube Nuss. Und wenn er sich nicht linken lässt, linkt er uns.«
»Du musst mir einen Gefallen tun.« Carlo sah ihn nicht an. »Ruf Frau Schwemmer an. Ich muss mit ihr reden.«
***
Schafmann stieg aus seinem Opel. Er wirkte zerknittert.
»Warst du schon
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