Der Himmel über Garmisch (German Edition)
mich an. Vergewaltigung. Mein Sohn. Was soll ich mit ihm machen?«
»Was willst du denn von ihm?«
»Er soll verdammt noch mal zu Ende studieren.«
»Schick ihn doch ins Ausland. Schweiz oder so.«
»Dann hab ich ihn gar nicht mehr unter Kontrolle.«
»Dann schick einen Aufpasser mit.«
»Und wer soll das sein? Du vielleicht?«
Sie lachten beide auf, aber Hardy war klar, dass es außer ihm keinen gab, dem man den Job zutrauen durfte. Und er wusste, dass es Carlo auch klar war. Und dass er ihn nicht entbehren konnte. Im Moment sowieso nicht.
»Ich hab den Zeitpunkt verpasst, als noch was gegangen wäre«, sagte Carlo. »Und seit dem Tod seiner Mutter ist er mir völlig entglitten. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass er das Studium schmeißt. Ich hätte ihn mehr kontrollieren müssen.«
»Ja, hättest du. Und nun?«
Carlo senkte den Blick. »Du weißt, einen aufzubauen … Er benimmt sich, als ginge das immer so weiter. Als müsse er nie irgendwas leisten.«
»Gib ihm eine Aufgabe.«
»Welche? Was kann man ihm anvertrauen? Einen Club? Traust du ihm das zu?«
»Nein. Genauso wenig wie du.«
»Außerdem sind Gunther und er wie Hund und Katze. In Nürnberg gäb es sofort Ärger, wenn die beiden sich ins Gehege kämen.«
»Sprich noch mal mit ihm über das Studium. Mach irgendwie Druck. Am besten über Geld. Und wir sollten diese Nullen rausschmeißen, die er da mit durchzieht. Die Gelegenheit ist gut. Gerade hat er Angst vor dir.«
Carlo nickte. »Versuch, diesen Claude aufzutreiben.«
»Könnte schwer werden.«
»Dann müssen wir mit dem Mädchen reden. Wir müssen sicher sein, dass sie nicht doch wieder umfällt.«
»Ist das schlau? Sollten wir sie nicht in Ruhe lassen?«
»Weißt du, was dieser Claude mit ihr gemacht hat?«
»Nein.«
»Eben. Finde es heraus.«
»Mach ich.«
»Was gibt es noch?«
»Die Bullen haben ein Crystal-Labor ausgehoben. Im Wald oberhalb von Garmisch. Mit einem Toten drin.«
»Profis?«
»Die Bullen glauben es.«
Auf Carlos Stirn erschien eine steile Falte, während er nachdachte. »Stand es schon in der Zeitung?«
»Nein. Aber wer es wissen will, weiß es. Aleko zum Beispiel.«
»Ja, er hat angerufen. Ich hab seine Nummer auf dem Display.«
»Er will mit dir reden.«
Carlo nickte nur und schloss wieder die Augen. »Ich hab keine Lust«, flüsterte er. Müde schüttelte er den Kopf. »Dann wissen die Russen hier vor Ort auch Bescheid, nehm ich an.«
»Die haben es Aleko erzählt. Wir sollen mit Besuch rechnen, sagt er. Du solltest ihn anrufen.«
»Hab ich eine Wahl?«
»Nein«, sagte Hardy.
***
»Ich fass es nicht«, sagte Schwemmer und starrte auf das Display seines Laptops.
»Was fasst du nicht?« Burgl stand hinter ihm unter der Dachschräge und faltete Unterhosen auf dem Bügelbrett.
»Nikolaus Siegfried Lasthammer. Von wegen.«
»Um was geht’s?«
»Neuschwabenland! NSL steht für Neuschwabenland.«
»Du redest in Rätseln.«
»Eigentlich rede ich mit mir selber. Wusstest du, dass Adolf Hitler lebt?«
Burgl lachte auf. »Nein. Wie alt ist er denn mittlerweile?«
»Ähm, so hundertfünfundzwanzig, wenn ich richtig rechne.«
»Und was macht er so den ganzen Tag?«
»Sitzt in Neuschwabenland und verteidigt sich gegen das Weltjudentum.«
»Wo soll das denn sein?«
»Das ist eine Höhle unter der Antarktis.«
Burgl legte die Hose ab, die sie in der Hand hatte, und trat heran. Über seine Schulter sah sie auf den Laptop, auf dem mehrere Karten der Antarktis abgebildet waren. »Hab ich noch nie gehört«, sagte sie.
»Siehst du? Schon hast du den Beweis für eine weltweite Verschwörung der jüdisch kontrollierten Medien, die dir das verheimlichen.«
»Aber was soll das sein?«
»Die Nazis haben vor dem Krieg den Dampfer ›Schwabenland‹ auf eine Antarktisexpedition geschickt. Muss sagenhaft erfolgreich gewesen sein. Die haben ein unterirdisches Land entdeckt. Das haben sie nach ihrem Dampfer benannt, und es ist bis heute die Heimat der Tapferen, Unterschlupf für die überlebende Elite des Dritten Reichs, Startplatz deutscher Flugscheiben, die Unwissende für UFO s halten und die die US Air Force bis heute in Angst und Schrecken versetzen. Deutsche Elitetruppen halten da seit ’45 die Stellung. Sie haben die Amis in die Flucht geschlagen und gleich mehrere Atombomben überlebt.«
»Gibt’s nicht ein paar einfache Pornos, die du dir im Internet angucken kannst, wie andere Männer auch?«, fragte Burgl. »Wie kommst du auf den
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